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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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und sagte dann: »Ich befehle es!« Daraufhin erwarteten natürlich alle, Ismud würde das Schwert aus dem Boden ziehen und in den Kampf stürzen. Doch Ismud warf sich tatsächlich mit der Brust in die Klinge! Allerdings flüsterte Abrakadasab zuvor etwas, worauf die Waffe in kristallklare Wasserspritzer zerfiel, die eine Pfütze auf Ismuds Brust bildeten. Abrakadasabs Männer kicherten hämisch, denn sie glaubten, der Mineralisierte Prophet (der damals noch nicht so hieß) wolle den ruhmreichen Krieger demütigen. Abrakadasab sprang jedoch von seinem Kamel, trat an Ismud heran, half ihm auf die Beine, umarmte ihn, küsste ihn auf beide Wangen, wie es unter Nomaden Brauch war, und steckte das Schwert zurück in die Scheide, um dann auszurufen: »Der, dessen Ansinnen rein ist, braucht Abrakadasab nicht zu fürchten! Ich bin ein Prophet geworden, doch meine Seele liegt kristallklar wie ein Mineral vor euch!«
    So wurde Abrakadasab zum Mineralisierten Propheten und gewann einen treuen Gefährten und ergebenen Freund. Ismud führte nicht nur die Truppen Abrakadasabs in den Kampf, sondern kostete auch jedes Gericht, das für den MP gekocht worden war, vor und überprüfte persönlich die Garde vor dem Zelt.
    Auch an diesem Abend begutachtete er die Waffen jedes Favoriten (Trix’ und Tianas Lanzen ließen ihn unzufrieden die Stirn runzeln; die beiden mussten aber beim Turnier einen solchen Eindruck auf ihn gemacht haben, dass er nichts sagte) und postierte die Männer um das Zelt herum. Erst dann zog er sich in sein eigenes Zelt zurück.
    Die zwölf Favoriten standen stocksteif mit dem Rücken zum Zelt, das Gesicht dem Lager zugewandt und allzeit bereit, gegen eine Gefahr vorzugehen oder zu sterben, ganz wie es sich für einen guten Leibwächter ziemt.
    Die erste Stunde verharrte Trix noch reglos. Es gefiel ihm sogar zu beobachten, wie die Sonne unterging, wie die Feuer im Lager entfacht wurden, wie die Soldaten die Kamele tränkten und wie sie würfelten sowie um die besten Stücke Fleisch stritten. Der Duft nach verbrennendem Dung und verkohltem Fleisch hing in der Luft, während es aus Abrakadasabs Zelt angenehm nach gekochtem Hammel mit Kräutern und aromatischen Ölen roch. Kichernd und in Decken gehüllt, betraten Tänzerinnen das Zelt, eine Weile klimperte melodisch eine Laute, genauer eine Dombra, das traditionelle Samarschaner Musikinstrument, hergestellt aus einem getrockneten Kürbis, in den ein Stock mit zwei Saiten gesteckt wurde. In die Melodie mischte sich das Klirren der silbernen Anhänger der Tänzerinnen. Doch schon bald verließen die Frauen das Zelt wieder, um einem alten Geschichtenerzähler den Platz zu überlassen. Nun drang aus dem Zelt ein monotones Gemurmel, das unter Lautenbegleitung von Schlachten, Monstern und Abenteuern berichtete.
    Irgendwann fing Trix an, von einem Fuß auf den anderen zu treten. Die ganze Zeit still zu stehen erwies sich als noch schwieriger, als einen langen Marsch zu absolvieren oder Sauerampfers Turm aufzuräumen.
    Schließlich hustete jemand leise und der Geschichtenerzähler kam wieder heraus. Ihm folgte der Lautenspieler. Dann der Koch. Trix gähnte und schielte auf seine Nachbarn. Die standen jedoch völlig aufrecht und starr da, den Blick fest auf die Umgebung gerichtet. Drei Stunden musste er noch durchhalten, dann käme die Ablösung …
    Nach einer Weile raschelte der heruntergelassene Vorhang des Zelts. Schritte waren zu hören. Jemand murmelte etwas. Dann waren erneut Schritte zu hören – die sich Trix näherten.
    Dann erklang die Stimme Abrakadasabs: »Du bist der Jüngling, der so hervorragend mit dem Besen umzugehen weiß. Du heißt Tri.«
    »Ja, Mineralisierter Prophet!«, presste Trix heraus.
    »Ich habe meine Diener bereits entlassen und will sie jetzt nicht rufen. Könntest du deshalb mein Zelt ausfegen?«
    »Selbstverständlich, Mineralisierter Prophet!«, rief Trix.
    »Ist dein Gefährte bei dir?«
    »Ja!«
    »Ich gebe euch zwei Besen!«, versprach der Mineralisierte Prophet.
    Trix und Tiana sahen sich an und folgten Abrakadasab. Die Favoriten hinter ihnen rückten schweigend ein Stück zur Seite, um die Lücke zu schließen.
    Im Schlepptau des MP betraten die beiden das Zelt. Natürlich war dieses Heim für unterwegs nicht so prachtvoll wie der Palast des Sultans, doch im Vergleich zu den anderen Zelten wirkte es wie der vollendete Luxus. Es war aus weißem Filz, geräumig und mit weichen Teppichen ausgelegt. Zahllose winzige Öllämpchen tauchten

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