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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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haben, wozu braucht ihr dann eine Lanze oder ein Schwert? Alle wissen, wie man mit diesen Waffen kämpft – und wie man sich gegen sie zur Wehr setzt! Ich aber werde euch eine Waffe geben, gegen die unsere wackeren Krieger nichts ausrichten können!«
    »Was, wenn wir nicht mit ihr umgehen können?«, meldete Trix seine Zweifel an.
    »Jemand, der mit dem Besen zu kämpfen versteht, weiß jede Waffe zu führen!«, erklärte der Händler. »Deshalb empfehle ich euch, eure Aufmerksamkeit auf die … Kampfrechen zu richten.«
    Trix und Tiana warfen einen erstaunten Blick auf die Rechen, die auf einer Schilfmatte lagen. Äußerlich unterschieden sie sich durch nichts von einem normalen Werkzeug.
    »Man kann natürlich mit allem Möglichen kämpfen«, sinnierte Trix. »Sogar mit einem Hocker, einer Gabel oder einem Nachttopf. Aber wieso sollte dieser Rechen besser sein als eine Lanze oder eine Keule?«
    »Was, wieso ?«, ereiferte sich Wassili. »Das liegt doch auf der Hand!« Er nahm einen Rechen und fuhr mit ihm energisch durch die Luft, wobei er jede einzelne Bewegung kommentierte: »Mit dem breiten Vorderende ist es ein Kinderspiel, jeden Gegner zu attackieren. Außerdem könnt ihr sowohl mit dem schweren Holzstiel wie auch mit den scharfen Bronzezinken im Holm zuschlagen.«
    »Mit den Zinken wo ?«, fragte Tiana leise, die sich nur schlecht mit landwirtschaftlichen Geräten auskannte. Der Händler achtete jedoch nicht auf sie, sondern erklärte weiter: »Darüber hinaus könnt ihr euren Gegner mit dieser Waffe bequem zu euch heranziehen, um ihn dann ordentlich zu beharken.« Mit diesen Worten legte Wassili den Rechen zurück. »Und falls ihr eines Tages der Arbeit des einfachen Landmanns nachgehen wollt, hättet ihr sogar schon euer erstes Werkzeug.«
    »Nein, einen Rechen wollen wir nicht!«, entschied Trix. »Vielen Dank für den Rat, aber der Mineralisierte Prophet möchte, dass wir eindrucksvoll und schreckengebietend aussehen. Ein Gartengerät dürfte da kaum seinen Vorstellungen entsprechen. Die Waffe aus den fernen und friedlichen Ländern kommt für uns also nicht in Frage.«
    »Wie wäre es dann damit?«, fragte Wassili und hielt den beiden eine Lanze mit einer langen und breiten Spitze sowie irgendeinem Hebel am Schaft hin. »Ein Stoß …« Wassili vollführte einen Ausfall. »Dann den Hebel umgelegt …« Die Lanzenspitze klappte klirrend auseinander, als sei sie eine riesige Schere. Tiana entfuhr ein Aufschrei. »Mit dieser Waffe durchbohrt ihr euren Gegner nicht nur, nein, ihr könnt ihn auch zerschneiden!«, erklärte Wassili begeistert. »Falls er von eher schmächtiger Statur ist, spaltet ihr ihn glatt in zwei Hälften! Der einzige Nachteil ist der, dass man den Mechanismus nach dem Kampf sorgfältig reinigen muss.«
    Tiana verzog das Gesicht.
    »Oder diese wunderbare Waffe!« Mit stolzem Blick hob Wassili ein Gerät auf, das wie ein Metallgürtel aussah, bei dem es sich jedoch um ein Schwert aus extrem biegsamem Stahl handelte.
    »Die trägt man um die Taille!«, sagte Trix, dem einfiel, wie einer der Männer Gris’ mit einem solchen Wunderding seinen Vater angegriffen hatte. »Die kenne ich! Oh!«
    Der Gürtel verwandelte sich tatsächlich in ein Schwert, aber da er nicht einmal, sondern vier oder fünf Mal eingerollt gewesen war, in eines von drei Metern Länge. Es schwankte gierig in Wassilis Händen hin und her.
    »Diese Waffe ist Schwert und Peitsche in einem!«, flötete der Händler. »Eine Rüstung haut ihr damit nur schwer durch. Aber zu Tode peitschen könnt ihr euren Feind damit ganz vortrefflich!«
    »Ich muss mich gleich übergeben!«, gestand Tiana leise.
    »Warum werden in den friedlichen und schönen Ländern bloß solch grausame und ausgefallene Waffen hergestellt?«, wollte Trix wissen.
    »Eben deshalb!«, erklärte der Händler fröhlich. »Gerade weil bei ihnen alles friedlich und schön ist. Ihre Weisen lehren das Volk Gehorsam und Harmonie. Die Künstler sind imstande, eine große Schlacht auf ein Mohnkorn zu gravieren oder einen Wald aus Pappeln, Ahorn, Linden und Kirschbäumen so anzulegen, dass man von einem Hügel aus im Frühjahr das Antlitz des Herrschers in jungen Jahren, im Herbst sein Gesicht im fortgeschritteneren Lebensabschnitt erkennt. Die menschliche Natur dürstet es dann nach einem Gegengewicht. Nach etwas Grauenvollem, Unharmonischem und Blutrünstigem. Gäbe es in diesen Ländern ständig große Kriege, wären ihre Waffen viel schlichter. Aber die Menschen

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