Trixie Belden 04 - Trixie Belden entlarvt den falschen Onkel
Gestalt neben Herrn Garland Brigitte sein mußte; sie trug jetzt ihre Teufelsfratze und die schwarze Perücke. Herr Garland hatte eine einfache Maske über die Augen gebunden, war aber trotzdem nicht zu verkennen.
In diesem Augenblick tauchte auch Dinah auf, zusammen mit einigen maskierten Jungen und Mädchen. Sie lachten vergnügt, denn jedes der Mädchen war als Hexe verkleidet, und alle Jungen trugen Cowboykostüme .
Onkel Tony lachte sofort leutselig mit. „Na, Freunde“, sagte er, „das erinnert mich an meine Jugendzeit, als ich Zureiter im Wilden Westen war. Während eines Rodeos tauchte plötzlich ein maskierter Cowboy auf — und ich kann euch sagen, wenn er einen Bullen fesselte, dann konnte der sich nicht mehr rühren! Und als die Kälber ihre Brandzeichen bekamen, tat er die Arbeit von zehn Männern gleichzeitig. Und wer war dieser maskierte Cowboy, Freunde? Meine Wenigkeit natürlich!“
Onkel Tony sprach immer weiter; es war klar, daß er nicht viel von übermäßiger Bescheidenheit hielt. Bald bildete er den Mittelpunkt einer andächtig lauschenden Gruppe von Mädchen und Jungen. Sogar Trixie ertappte sich dabei, wie sie begeistert seinen aufregenden Geschichten lauschte.
Plötzlich aber wisperte ihr Brigitte ins Ohr: „Schnell, Trixie, komm einen Augenblick mit mir ins Arbeitszimmer.“
Unbemerkt schlüpften sie aus der Galerie und schlossen leise die Tür hinter sich. Dann nahmen beide Mädchen die Masken ab und sahen sich an. „Was ist passiert?“ erkundigte sich Trixie.
„Warum redest du bloß immer so laut?“ platzte Brigitte heraus. „Als du mit Uli und deinen Brüdern in der Galerie warst, ehe die Gäste ankamen, spielte die Kapelle so laut, daß ihr euch unterhalten konntet, ohne zu flüstern. Aber nach einiger Zeit hörten die Musiker auf zu spielen, und ihr habt immer weitergesprochen — in voller Lautstärke! Ich habe versucht, euch zu übertönen, indem ich selber fast geschrien habe, aber wenn Herr Garland nicht gerade taub ist — und das ist er bestimmt nicht! — hat er jedes Wort gehört, das ihr gesprochen habt. Er hat jedenfalls genug mitbekommen, um zu wissen, daß du dir die Porträts seiner Eltern in der Galerie ansehen willst und daß du ihn als Schwindler entlarven willst, wenn sie beide blaue Augen haben.“
Trixie fiel in den nächsten Stuhl. „O nein!“
„O ja“, erwiderte Brigitte und setzte sich auf die Schreibtischkante. „Er tat so, als würde er gar nicht zuhören, aber ich bin sicher, daß er alles verstanden hat. Er war natürlich wütend, Trixie, und das kann man ihm nicht verübeln. Du solltest wirklich aufhören, herumzulaufen und die Leute zu verdächtigen. Eines Tages wirst du ernsthafte Schwierigkeiten bekommen.“
„Eines Tages, sagst du?“ stöhnte Trixie. „Ich bin schon in Schwierigkeiten — genau jetzt!“
„So schlimm ist es nicht“, sagte Brigitte. „Herr Garland ist einer von den Menschen, die schnell in Wut geraten. Aber es hält nicht sehr lange bei ihm an. Vielleicht hat er schon wieder vergessen, was du gesagt hast.“
„Dann hältst du ihn also nicht für einen Betrüger?“
„Natürlich nicht!“ Brigitte lächelte. „Er ist sogar sehr nett, wenn man ihn näher kennt. Komm jetzt! Wir müssen zu den anderen hinübergehen. Ich glaube, sie haben schon mit der Polonaise angefangen.“
„Das möchte ich natürlich um keinen Preis versäumen“, sagte Trixie spöttisch. „Ich muß dabeisein, wenn Onkel Tony sich selbst den ersten Preis verleiht!“ Sie lachte, aber innerlich war ihr nicht sehr fröhlich zumute. Wenn Herr Garland wirklich ein Betrüger war — was würde er unternehmen, nachdem er nun wußte, daß sie ihm mißtraute?
Ein Anhaltspunkt und eine Warnung
Nachdem Trixie und Brigitte sich getrennt hatten, schlüpfte Trixie in das Eßzimmer. Auf der langen Anrichte aus Mahagoni stand ein schwerer silberner Kerzenleuchter. Trixie nahm eine Kerze aus einem der Halter und sah sich vergebens nach Streichhölzern um. Während sie rasch den halbdunklen Raum durchsuchte, erschien plötzlich Harrison im Türrahmen und knipste den Lichtschalter an. Trixie wirbelte erschrocken herum und steckte die Kerze dabei geistesgegenwärtig in ihre Jackentasche.
Sie blinzelte in das grelle Lampenlicht und sagte schuldbewußt: „Oh, hallo, ich habe gar nicht erwartet, Sie hier zu treffen, Harrison!“
Sein kalter, argwöhnischer Blick streifte sie. „Und ich habe nicht erwartet, Sie hier zu treffen, Fräulein. Die anderen
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