Trixie Belden 04 - Trixie Belden entlarvt den falschen Onkel
durfte, nach Streichhölzern zu suchen, und setzte ihre ganze Hoffnung auf die riesigen Leuchter in der Galerie — vielleicht gaben sie genug Licht, um die Farben der Familienporträts zu erkennen. Eilig schlitterte sie über das polierte Parkett auf die schwarzen Wandbehänge zu, hinter denen sie die Gemälde vermutete. Die mit Leuchtfarbe aufgemalte Fledermaus schien sie anzugrinsen, als sie nach dem Tuch griff.
In diesem Augenblick sprang ihr etwas entgegen. Sie bemerkte zu ihrem Entsetzen, daß es ein riesiger Krake war, der zuerst kalt gegen ihr Gesicht klatschte und dann mit einem dumpfen Ton auf dem Boden landete.
Wieder gelang es ihr, einen Schrei zu unterdrücken. Nachdenklich starrte sie auf das scheußliche Untier aus Gummi nieder. Hatte Onkel Tony es etwa absichtlich hinter dieser Stelle versteckt?
Und da war plötzlich Onkel Tony selbst in der Galerie! Er kam langsam auf sie zu und sagte: „Na, na, Verehrteste, was tun Sie denn hier ganz allein?“ Seine Stimme klang neckend, aber als er näher kam, bemerkte Trixie die Wut in seinem Gesicht.
Statt einer Antwort bückte sie sich, nahm den Kraken vom Boden auf und reichte ihm das schwarze Ungeheuer. „Wollen Sie ihn nicht wieder festmachen, damit er jemand anderen erschrecken kann?“ fragte sie zuckersüß. Dabei hoffte sie insgeheim, einen Blick auf die Gemälde erhaschen zu können, während er das Gummitier wieder an seinem Platz hinter dem Wandbehang befestigte.
Doch er tat ihr den Gefallen nicht. „Angst bekommen, was?“ Er grinste, aber seine Augen hatten noch immer den gleichen wütenden Blick.
Trixie lachte. „Nicht besonders.“
„Ach nein?“ Es klang mehr nach einer Drohung als nach einer Frage, und Trixie war nun doch ziemlich erleichtert, als eine Gruppe Jungen und Mädchen die Galerie betraten.
An diesem Abend fand Trixie keine Gelegenheit mehr, die Porträts zu untersuchen, aber sie ertappte Onkel Tony noch mehrmals dabei, wie er sie mit finsterem Ausdruck beobachtete.
Kurz vor Mitternacht holte Tom Delanoy die fünf Freunde mit Herrn Willers Wagen ab. „Wie war die Party?“ erkundigte er sich, als sie einstiegen.
„Großartig“, versicherte Brigitte. „Ich glaube, jeder war begeistert. Findest du nicht, Trixie?“
Trixie nickte. „Für gewöhnlich bin ich nicht so wild auf Partys, aber die war etwas Besonderes — trotz Onkel Tony!“
„ Trotz Onkel Tony?“ wiederholte Klaus. „Na, er war doch der Glanzpunkt! Ohne ihn wäre überhaupt nichts losgewesen.
Er ist ein großartiger Bursche. Ich mag ihn.“
Uli stimmte ihm zu. „Ich auch. Ich bin zwar nicht besonders entzückt über seine seltsamen Tricks mit den Gummitieren, die einem plötzlich entgegenspringen, aber alles andere war wirklich sehr in Ordnung.“
„Ich nehme an, du bist auch einer von Onkel Tonys Anhängern geworden, Martin?“ erkundigte sich Trixie säuerlich.
„Ja und nein“, antwortete Martin ausweichend. „Übrigens sehe ich es dir an der Nasenspitze an, daß du mit den Porträts kein Glück gehabt hast.“
Trixie seufzte. „Stimmt! Aber in einem Punkt bin ich sicher: Onkel Tony weiß, daß ich ihm mißtraue. Er hat sich furchtbar angestrengt, um mich davon abzuhalten, daß ich einen Blick auf diese Bilder werfe.“
„Sie ist wohl schon wieder mal einem Verbrechen auf der Spur?“ mischte sich Tom Delanoy ein.
„Ja, sie kann’s nicht lassen“, erwiderte Uli und wandte sich zu Trixie um. „Schlag dir die ganze Sache aus dem Kopf, Trixie. Wenn er wirklich ein Schwindler ist, könntest du in Schwierigkeiten geraten — und wenn nicht, dann wirbelst du eine Menge Staub auf.“
Brigitte nickte. „Du hast recht, Uli. Außerdem ist er wirklich nett. Abgesehen von diesen dummen Scherzen mit den künstlichen Ungeheuern. Warum hat er sich das bloß ausgedacht?“
„Das kann ich dir schon sagen“, versetzte Trixie. „Er wollte, daß die Party ein Mißerfolg wird. Zuerst wollte er uns alle zum Tanzen zwingen, obwohl wir es gar nicht können. Dann hätten wir auf seinen Befehl hin alberne Kindergartenspiele machen sollen, aber Brigitte hat ihn davon abgebracht. Wenn du nicht die rettende Idee mit dem Musikquiz gehabt hättest, Brigitte — na, dann wäre aus der Party bestimmt ein Reinfall geworden!“
„Da komme ich nicht mit“, sagte Klaus. „Das ist zu hoch für mich.“
Trixie ließ sich nicht beirren. „Dinah hat mich heute abend auf den richtigen Einfall gebracht. Sie hofft, daß ihr Vater Onkel Tony eine Menge Geld geben
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