Trixie Belden 04 - Trixie Belden entlarvt den falschen Onkel
jungen Leute sind alle in der Galerie.“ Sein Ton war so tadelnd, daß Trixie hastig ihre Maske überstreifte und das Eßzimmer verließ.
Unbemerkt reihte sie sich am Ende der Polonaise ein und verbannte die Familienporträts vorläufig aus ihren Gedanken. Wichtiger schien ihr im Augenblick Dinahs Party zu sein, denn Onkel Tony war gerade wieder im Begriff, die Führung an sich zu reißen. Er nahm eben die Preisverteilung vor und schickte sich dann an, eine längere Rede zu halten. Die „Rotkehlchen“ schnitten ihm jedoch das Wort ab, indem sie pfiffen, mit den Füßen stampften und heftig in die Hände klatschten. Trixie hatte den Eindruck, daß diese Unterbrechung ihn ärgerte, war aber nicht ganz sicher, da die Maske einen Teil seines Gesichts verbarg.
Beim Musikquiz ernannte Onkel Tony Dinah, Brigitte und Trixie zu seinen Gehilfinnen. Trixie wurde den Verdacht nicht los, als hätte er das absichtlich so eingeteilt, um sie unter Kontrolle zu halten. Er forderte „die drei Gastgeberinnen“, wie er die Mädchen nannte, auf, ihre Masken abzunehmen. Trixie hielt das für einen bemerkenswert schlauen Schachzug, denn bisher war es niemandem gelungen, die sechs „Rotkehlchen“ auseinanderzuhalten. Von jetzt an aber war es für Onkel Tony leicht, sich an Trixies Fersen zu heften.
Einige Zeit später legten auch die anderen Jungen und Mädchen ihre Masken ab und drängten ins Eßzimmer. Noch immer folgte Onkel Tony Trixie wie ein Schatten. Harrison löschte gerade das grelle Deckenlicht und zündete die Kerzen in den silbernen Leuchtern an. Die Kerze, die Trixie vor kurzem weggenommen und in ihre Jackentasche gesteckt hatte, war durch eine neue ersetzt worden. Harrison bedachte Trixie mit einem weiteren argwöhnischen Blick, aber sie beachtete ihn nicht, sondern starrte nur sehnsüchtig auf die Streichholzschachtel in seiner Hand. Vielleicht, dachte sie hoffnungsvoll, ließ er die Schachtel später irgendwo auf dem Tisch liegen.
Doch Harrison war ein viel zu korrekter Butler, um etwas Derartiges zu tun. Die Streichholzschachtel fest in der Hand, wandte er sich an Dinah und sagte: „Ist das alles, Fräulein Dinah? Frau Link sagte mir, ich könnte heute freinehmen, aber Herr Garland war der Meinung, ich sollte hierbleiben, bis das Essen serviert ist.“ Er hüstelte. „Niemand hat daran gedacht, den Musikern eine Erfrischung zu servieren. Ich war so frei, ihnen mein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen. Sie nehmen dort jetzt einen kleinen Imbiß ein. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinn, Fräulein Dinah.“
Jetzt oder nie! dachte Trixie und versuchte möglichst unauffällig zur Tür zu gelangen. Während sie sich zwischen Hexen und Cowboys hindurchzwängte, tauchte Onkel Tony plötzlich an der Schiebetür auf und verstellte ihr den Weg. Er bot ihr seinen Arm und sagte mit einer eleganten Verbeugung: „Hallo, Verehrteste! Ich wäre entzückt, wenn Sie mir das Vergnügen erweisen würden, während des Essens neben mir zu sitzen.“
Trixie erschrak unwillkürlich. Seine schmalen, dunkelbraunen Augen blickten so ausdruckslos wie Olivenkerne — wieder einmal kam ihr dieser Vergleich in den Sinn — , aber seine Lippen waren zu einem dünnen weißen Strich zusammengepreßt. Sie zweifelte nun nicht mehr im geringsten daran, daß er wußte, was sie von ihm hielt, und daß er alles daransetzen würde, sie an ihrem Vorhaben zu hindern.
Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als er ihre Hand nahm und sie zum Eßtisch zurückführte. Trixie machte sich so schnell wie möglich von ihm los, denn seine Hand fühlte sich so kalt und knochig wie eine Vogelkralle an. Aber sosehr sie sich auch bemühte, sich unter die übrigen Jungen und Mädchen zu mischen, sie konnte ihm nicht entkommen. Als sie den nächsten Versuch wagte, den Raum zu verlassen, rief er sie laut zurück, weil sie ihren Teller nicht leergegessen hatte. Kaum erhob sie sich einige Zeit später wieder von ihrem Stuhl, drängte er ihr eine zweite Portion Hühnersalat auf.
Martin war es, der ihr schließlich zu Hilfe eilte. Doch ehe er noch etwas tun konnte, klatschte Onkel Tony in die Hände und deutete auf die Tür. Zwei Kellner kamen aus der Küche und trugen die Nachspeise auf einer riesigen Silberplatte herein. Es war rosafarbenes Sahneeis in Form eines Kürbis mit Schokoladenaugen, einer Kirschnase und einem Marzipanmund. Im allgemeinen Durcheinander gelang es Trixie, aus dem Raum zu schlüpfen.
Sie wußte, daß sie keine Zeit daran verschwenden
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