Trixie Belden 21 - und das Geheimnis der fluesternden Stimmen
Richtung zu blicken, zu dem vorderen Teil des Hauses. Wie weit war das Feuer gekommen? Kroch es bereits züngelnd auf sie zu? Warum spürte sie nichts von der Hitze der Flammen? Warum war die Klinke nicht warm gewesen, als sie sie angefaßt hatte? Und warum war es hier im Gang so eiskalt?
Wo lag die Leiche?
Schließlich wandte sie den Kopf. Sie rieb sich die Augen und starrte aufs neue in die Dunkelheit.
Aber sie sah nichts. Gar nichts.
Da krochen keine Flammen auf sie zu. Da lag kein regungsloser Körper wie ein zusammengeknüllter Haufen alter Kleider auf dem Boden.
Aus Annas Schlafzimmer zogen ein paar Rauchfetzen ab. Aber das war auch das einzige Zeichen dafür, daß etwas passiert war.
„Kommt schnell!“ rief Trixie ihren beiden Freundinnen zu und winkte ihnen, ihr zu folgen.
Ein paar Sekunden später standen sie in der Diele und trauten ihren Augen nicht. Die Haustür wies nicht die geringsten Spuren der Axthiebe auf, die eine zornige Menschenmenge ihr zugefügt hatte. Unversehrt hing sie in den Angeln, verriegelt und versperrt wie vorhin. Nichts deutete darauf hin, daß überhaupt etwas vorgefallen war.
Obwohl Anna und Brigitte heftig protestierten, bestand Trixie darauf, zuerst im Erdgeschoß und dann im ersten Stock nach dem Brandherd zu suchen. Aber sie fand nichts.
„Ich begreife das einfach nicht!“ rief sie zehn Minuten später. „Es ist ja so, als ob gar nichts passiert wäre — überhaupt nichts. Kneif mich und sag mir, daß ich das alles nur geträumt habe“, sagte sie zu Brigitte.
„Ich brauche dich nicht zu kneifen“, entgegnete Brigitte langsam. „Glaub mir, es ist wirklich alles passiert.“
„Wo ist der Beweis?“ fragte Trixie mühsam beherrscht.
„Der Beweis ist hier“, hörten sie Annas Stimme hinter sich.
Trixie und Brigitte drehten sich um. Anna stand mit weißem Gesicht vor der breiten Haustür. Ihre Arme hingen seitlich herab, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
„Wo denn?“ fragte Trixie stirnrunzelnd. „Ich sehe nichts — nur dich.“
Anna schluckte. „Ich weiß“, erwiderte sie schließlich. „Aber das ist es ja. Ich bin der Beweis. Es ist alles meine Schuld. Bisher war ich mir nicht ganz sicher, aber — aber jetzt bin ich es.“
Trixie starrte sie an. „Was soll das heißen? Worüber bist du dir sicher?“
„Ich bin besessen“, antwortete Anna leise.
„Besessen wovon?“ fragte Brigitte, die genauso verwirrt war wie Trixie.
„Das geht schon eine ganze Zeit so“, sagte Anna, als ob sie Brigittes Frage nicht gehört hätte. „Ich habe es niemandem erzählt — keinem einzigen. Zuerst dachte ich, das sei alles nur Einbildung. Ständig hörte ich Sachen, die niemand anders zu hören schien.“
Anna hatte angefangen zu weinen und schluchzte nun so heftig, daß sie am ganzen Körper bebte.
„Ist ja gut“, rief Trixie und stürzte zu ihr. „Ist ja gut, Anna. Wir werden uns um dich kümmern, nicht wahr, Brigitte? Wir werden uns um sie kümmern.“
„Natürlich“, sagte Brigitte und fügte nach einem Augenblick des Nachdenkens hinzu: „Paß auf, Trixie , eins ist sicher. Ich habe von diesem Haus die Nase gestrichen voll. Es ist zwar spät, aber laß uns Klaus anrufen. Er soll uns holen und zu euch fahren.“
„Das geht nicht“, unterbrach Trixie sie. „Das Telefon ist doch kaputt. Hast du das vergessen? Jetzt frage ich mich, wie das passiert ist.“
Anna bemühte sich verzweifelt, das Schluchzen zu unterdrücken. „Daran ist nichts Merkwürdiges, wenn du das meinst“, brachte sie schließlich hervor. „Der Sturm hat gestern nacht eine Leitung heruntergerissen, das ist alles. Aber das Telefon wird erst morgen repariert. Ach, Trixie und Brigitte, was sollen wir bloß tun?“
Trixie überlegte keinen Augenblick. „Dann gehen wir eben zu Fuß nach Hause“, erklärte sie entschlossen, „und eins sage ich dir, Anna, hier können noch so viele Antiquitäten herumstehen, von jetzt an wohnst du bei uns, und zwar so lange, bis deine Mutter wieder aus dem Krankenhaus kommt.“ Trixies Gesichtsausdruck wurde noch ernster. „Und was du uns da gerade erzählt hast, ich meine, daß du besessen — „
„Davon kannst du uns später erzählen“, schloß Brigitte. „Aber helfen tun wir dir, darauf kannst du dich verlassen, Anna“, versprach Trixie, ohne jedoch zu wissen, wie sie das bewerkstelligen sollten.
Zuerst dachte sie, daß Anna sich weigern würde, ihren Platz vor der Haustür zu verlassen. Nachdem sie einmal angefangen
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