Trixie Belden 21 - und das Geheimnis der fluesternden Stimmen
dünnen Vorhänge an den hohen Fenstern bauschten und blähten sich.
Starr vor Entsetzen sahen sie, wie Herr Jäger den Kopf zurückwarf, die Arme wie zum Willkommen ausbreitete und mit lauter Stimme rief: „Sarah Sligo , wenn das dein Geist ist, so befehle ich dir, es mir zu sagen. Sprich!“
Plötzlich trat Stille ein. Und mitten in die Stille hinein lachte jemand.
Der heimliche Lauscher
Die Mädchen saßen wie gelähmt da, bis das schreckliche Gelächter erstorben war. Dann herrschte wieder Stille.
Herr Jäger wandte sich seinem fassungslosen Publikum zu und sagte beruhigend: „Es ist alles in Ordnung. Habt bitte keine Angst. Ich mußte es herausbekommen. Ich mußte wissen, ob der rachsüchtige Geist wirklich Sarahs Geist war. Und jetzt wissen wir es.“
Mit einem Gesicht, auf dem noch der Schrecken geschrieben stand , erhob sich Herr Gregor von seinem Platz.
„Und?“
Mit der Antwort, die nun kam, hatte Trixie gerechnet. „Es ist ihr Geist“, sagte Herr Jäger mit zusammengepreßtem Mund. „Jetzt brauchen wir nur noch zu überlegen, wie wir sie loswerden.“
„Aber geht das denn?“ platzte Trixie heraus. „Ist es möglich, den Geist eines Menschen auszutreiben, der schon seit Jahren tot ist?“
Der Parapsychologe gab zunächst keine Antwort. Dann faßte er Anna ins Auge und sagte mitfühlend: „Das kommt ganz darauf an, wie weit unsere junge Freundin zur Mitarbeit bereit ist.“
Anna saß bleich und zusammengesunken da und starrte auf ihre ineinander verknoteten Hände. „Ja“, sagte sie nach einer Weile, „ich bin dazu bereit. Ich — ich kann mit dieser Angst nicht mehr leben.“ Sie hob den Kopf und sah Trixie an. „Ich will nicht das Medium eines Geistes sein. Ich muß Sarah ein für allemal loswerden.“
Brigitte sah genauso mitgenommen aus wie Anna. Trixie ahnte, daß die letzten Minuten für die zartfühlende Brigitte eine Qual gewesen waren. Trixie war jedoch froh, daß Brigitte sich so zu beherrschen wußte.
„Das verstehen wir gut“, sagte Brigitte jetzt zu Anna und streichelte ihr tröstend die Hand, „und wenn du Hilfe brauchst, sind wir immer für dich da.“
„Aber selbstverständlich“, pflichtete Trixie ihr bei und wartete darauf, daß Dinah mit einstimmte.
Zu ihrer Überraschung sagte Dinah jedoch kein Wort. Als Trixie den Kopf wandte, sah sie, daß Dinah gar nicht mehr auf ihrem Platz saß. Sie war leise zur Tür gegangen, die in das kleine Arbeitszimmer führte, und blickte neugierig hinein. „Dinah?“ rief Trixie.
Dinah stand jetzt bereits im Zimmer, trat aber hastig wieder hinaus. „Ich mußte einfach sehen, wo die Hexe gestorben ist“, gestand sie. „Entschuldigt, ich habe aber mitbekommen, was ihr gesagt habt. Natürlich helfe ich dir“, versicherte sie Anna lächelnd. „Du wirst bald merken, daß unser Motto lautet ,Alle für einen, und einer für alle“. Jedenfalls sollte es so sein.“
Herr Jäger machte ein zufriedenes Gesicht, als ob die Dinge sich so entwickelten, wie er gehofft hatte. Er rieb sich die Hände. „Vielen Dank, Mädchen“, sagte er. „Das wird euch nicht leid tun, das verspreche ich euch. Nachdem das nun geklärt ist, brauche ich jetzt nur noch zu wissen, wie Sarah Sligo gestorben ist.“
Trixie traute ihren Ohren nicht. „Wissen Sie das etwa nicht?“
Herr Jäger lehnte sich in seinem Sessel zurück und erwiderte: „Ich weiß das, was Herr Gregor mir erzählt hat, aber vielleicht wäre es gar nicht so dumm, wenn ich noch eine andere Version von jemandem hörte, der hier schon lange lebt.“
„Das ist Trixie“, sagte Brigitte, die immer noch so aussah, als ob sie am liebsten sofort aufstehen und gehen würde.
Trixie erzählte nun noch einmal Sarah Sligos Geschichte von Anfang bis Ende.
Nachdem sie geendet hatte, kam wieder Bewegung in ihre Zuhörer. „Sie kam also am 23. November bei dem Brand ums Leben?“ fragte Herr Jäger.
Trixie nickte. „Ja.“
„Und sie wurde vierunddreißig Jahre vorher ebenfalls an einem 23. November geboren“, bemerkte Anna plötzlich.
Trixie blickte sie verblüfft an. „Wirklich? Also, das habe ich nicht gewußt! Wer hat dir das erzählt? Ich dachte immer, niemand wüßte ihr Geburtsdatum. Ihr Grab ist ja nie gefunden worden.“
„Sie liegt hier auf dem Grundstück begraben“, erklärte Anna leise. „Ich zeige euch das Grab später, wenn ihr wollt. Josef Huber hat es mir einmal gezeigt...“
Trixie, Brigitte und Dinah wechselten erstaunte Blicke, die Anna nicht bemerkte, da
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