Trixie Belden 21 - und das Geheimnis der fluesternden Stimmen
sie den Kopf wieder gesenkt hatte.
Besonders Trixie war baff. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, daß Sarahs letzte Ruhestätte sich hier auf dem Grundstück der Rothenbergschen Villa befand. Wenn sie jetzt richtig darüber nachdachte, so war es im Grunde ja das naheliegendste .
„Sie ist nicht nur am gleichen Tag gestorben, an dem sie geboren wurde“, fuhr Anna fort, „hinzu kommt, daß jemand, der an seinem Geburtstag eines gewaltsamen Todes stirbt, dazu verurteilt ist, immer wieder an den Schauplatz des Verbrechens zurückzukehren.“ Sie hob den Kopf und sah Herrn Jäger an. „Das stimmt doch?“
Herr Jäger nickte. „Ja, mein Kind“, sagte er, „das ist vollkommen richtig.“ Er seufzte tief auf. „Und das stellt uns nun vor ein Problem, das ich nur ungern zur Sprache bringe.“ Er verstummte, legte die Hände aneinander und tippte sich damit nachdenklich gegen den Mund. Dann ließ er sie sinken, als ob er plötzlich einen Entschluß gefaßt hätte. „Das bedeutet, daß die Sache jetzt geklärt ist“, sagte er laut. „Es ist nicht nur der Jahrestag ihres Todes, sondern auch ihrer Geburt. Sarah kann keine Ruhe finden, und je näher dieses Datum kommt, desto aktiver wird sie.“
Trixie schnappte nach Luft. „Sie meinen also, daß an diesem 23. November etwas passieren wird?“ rief sie. „Aber - aber das ist ja am nächsten Donnerstag!“
Herr Jäger seufzte erneut. „Ja, am nächsten Donnerstag!“
Trixie hatte das Gefühl, daß sie stundenlang im Wohnzimmer gesessen und überlegt hatten, was sie tun sollten. Hinterher stellte sie jedoch fest, daß seit ihrem Eintreten nur knapp eine Stunde vergangen war.
Schließlich stand Herr Jäger auf und versicherte ihnen, daß Anna nichts mehr zu befürchten habe. Er werde ihnen allen Bescheid geben, wenn Herr Gregor und er alles vorbereitet hätten, um Sarahs Geist auszutreiben und ihrer Seele den langentbehrten Frieden zu verschaffen.
Trixies Gedanken waren noch in vollem Aufruhr, als sie mit ihren drei Freundinnen in der Eingangshalle stand. So etwas hatte sie noch nie erlebt! Die Ereignisse waren so schnell aufeinander gefolgt, daß sie überhaupt keine Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Sie hatte das Gefühl, als ob sie alle unter einem Zauberbann stünden, von dem es kein Entrinnen gäbe.
Als Trixie Brigitte beschrieb, was sie empfand, lächelte diese. „Ich weiß, was du meinst, Trixie“, sagte sie. „Mir geht es ganz genauso.“
Dinah ließ ihre Blicke wandern und verzog beim Anblick der düsteren Tierköpfe, die an der Wand hingen, das Gesicht. Während Anna und Brigitte noch ein paar Kleidungsstücke zusammensuchten, führte Trixie Dinah durch das Erdgeschoß.
Dinah war auffallend schweigsam, als die vier Mädchen die alte Villa verließen und zu dem hinteren Tor eilten, wo ihre Pferde geduldig warteten.
Trixie wollte sie gerade fragen, was los sei, als ihr plötzlich etwas anderes einfiel. „Das Grab von Sarah Sligo !“ rief sie. „Du hast versprochen, uns zu zeigen, wo die Hexe begraben liegt, Anna!“
Brigitte stöhnte auf. „Ach, Trixie, muß das sein? Ich habe nur noch einen Wunsch — nichts wie nach Hause!“
„Es dauert nicht lange“, tröstete Anna und führte sie zu einem Gewirr niedrig wachsender Büsche, seitlich des Hauses.
Sie schob mit den Händen einen Busch zur Seite und zeigte nach unten. „Dort ist es“, erklärte sie, „ich bin in den letzten Wochen oft hier gewesen. Ich wollte die überwachsenden Zweige wegschneiden und das Grab ein wenig herrichten. Aber Josef Huber sagte, ich solle nicht daran rühren.“
Trixie blickte mit klopfendem Herzen auf den kleinen, grauen Grabstein. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, daß die Inschrift nach all diesen Jahren unleserlich geworden war. Aber die Worte, die dort eingemeißelt waren, waren noch genauso deutlich, als ob sie erst gestern eingeritzt worden wären. Sie lauteten:
HIER RUHT SARAH SLIGO
GEBOREN AM 23. NOVEMBER 1755
GESTORBEN AM 23. NOVEMBER 1789
Als Anna die Zweige losließ, schnellten sie zurück, so daß der Grabstein wieder unter ihnen verschwand. Mit dankbarem Gesicht blickte sie jetzt die drei Rotkehlchen an.
„Es war wirklich nicht meine Absicht, euch alle in diese schreckliche Spukgeschichte mit hineinzuziehen“, sagte sie. „Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ihr mir geholfen habt. Ich hatte ja niemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Einmal dachte ich, ich würde durchdrehen. Ich fühlte mich so
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