Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
leichten Trab ritten sie die
Talstraße entlang in Richtung Martins Brühl. Sie hatten die Wegkreuzung kaum
hinter sich gelassen, als sie vom Moor her plötzlich einen kurzen, scharfen
Knall hörten. Ein zweiter und dritter folgte.
Die Mädchen zügelten erschrocken ihre
Pferde. „Das klang nach Flintenschüssen“, sagte Trixie. „Aber das Wild, das im
Moor lebt, hat doch jetzt Schonzeit. Und außerdem ist hier gar kein Jagdgebiet,
soviel ich weiß.“
„Es könnte ein Wilderer sein“,
erwiderte Brigitte beunruhigt. „Vielleicht sollten wir besser umkehren. Wenn
einer so wild herumballert, könnte er aus Versehen uns oder die Pferde
treffen.“
Trixie seufzte. „Ach, zum Kuckuck,
dabei sind wir schon fast am Ziel! Aber es hat wohl keinen Sinn, leichtsinnig
zu sein und von irgend so einem vertrottelten Sonntagsjäger mit einem Hirschen
verwechselt zu werden.“
Sie ließen ihre Pferde wenden. Gleich
darauf hörten sie laute, zornige Männerstimmen aus der Ferne.
„Wir sollten uns besser verstecken“,
sagte Trixie rasch. „Dort, im Gebüsch. Da können wir die Kerle beobachten, ohne
selbst gesehen zu werden. Sie scheinen über etwas wütend zu sein.“
Brigitte hatte ebenfalls keine Lust,
den Männern zu begegnen. Geschickt lenkte sie Fortuna auf die Büsche zu, und
Trixie folgte ihr mit Lady.
Minuten später kamen die Fremden um die
Wegbiegung. Es waren sechs rauh wirkende junge
Burschen, die Spaten und Schaufeln über den Schultern trugen. Einer der Männer
hinkte und wurde von einem anderen gestützt. Sie unterhielten sich aufgeregt
über etwas, doch weder Trixie noch Brigitte konnten verstehen, was sie so in
Wut gebracht hatte.
Sie warteten, bis die sechs um die
nächste Kurve verschwunden waren. Dann sagte Trixie mit gesenkter Stimme: „Mir
scheint, die haben hier irgendwo gegraben.“
„Vielleicht wollten sie im Moor nach
dem sagenhaften Räuberschatz suchen“, meinte Brigitte.
Trixie schüttelte den Kopf und
erwiderte: „Das hat schon seit hundert Jahren keiner mehr versucht. Außerdem
war an ihren Stiefeln kein Schlamm. Ich habe eigens aufgepaßt .“
„Ja, aber weshalb...“, begann Brigitte,
stockte jedoch plötzlich und rief: „Erinnerst du dich an diese dumme
Zeitungsgeschichte über das Vermögen des alten Ephraim, das angeblich noch
immer im Herrenhaus versteckt sein soll? Das muß sie hergelockt haben!“
„Schon wieder dieser Paul Trent ! Verflixt, du hast bestimmt recht!“ stieß Trixie
hervor.
„Aber was hatten die Schüsse zu
bedeuten?“ fragte Brigitte unbehaglich.
Trixie machte ein nachdenkliches
Gesicht. „Ich glaube, ich ahne etwas, Brigitte.“ Ihre Stimme klang erregt. „Als
wir letztes Mal bei Fräulein Rachel waren, sah ich eine alte Jagdflinte an der
Wand hängen, ganz in der Nähe des offenen Kamins!“
„Du glaubst doch nicht, daß Fräulein
Rachel auf jemanden schießen würde?“
„Vielleicht hat sie über die Köpfe der
Männer hinweggeschossen, um sie zu verjagen. Ich glaube, wir sollten gleich mal
nachsehen, was passiert ist. Wer weiß, womöglich ist Fräulein Rachel froh, wenn
wir kommen.“
Brigitte nickte zögernd. „Also gut,
reiten wir weiter, wenn du meinst.“
Als sie am Herrenhaus vorüberkamen , machten sie halt. Das junge Gras vor der
Ruine war niedergetreten, und überall sah man die Spuren schwerer Stiefel. Als
Trixie auf eine plötzliche Eingebung hin vom Pferd stieg und ums Haus lief, um
einen Blick auf den Rosengarten zu werfen, fand sie ihn völlig verwüstet. Die
Büsche waren geknickt, einige sogar entwurzelt, und
überall war die Erde aufgewühlt. Offenbar hatten die Männer gehofft, hier auf
das Vermögen des alten Ephraim zu stoßen.
Trixie rannte zurück, schwang sich
wieder in den Sattel und sagte atemlos: „Sie haben den Rosengarten zerstört,
aber ich konnte nirgends Fußspuren von Fräulein Rachel finden. Sie müssen also
auch zu ihrem Häuschen gegangen sein. Los, wir wollen uns beeilen!“
Sie legten den Rest des Weges im Galopp
zurück und fanden Fräulein Rachel an der offenen Tür stehend, eine Flinte unter
dem Arm. Als die alte Dame die Mädchen erkannte, ließ sie die Waffe sinken und
lehnte sie behutsam gegen den Türpfosten. Dann kam sie ihnen entgegen.
„Waren diese Männer hier bei Ihnen,
Fräulein Rachel?“ rief Trixie schon von weitem. Dann verstummte sie und starrte
sprachlos auf den einst so gepflegten Vorgarten. All die hübschen
Frühlingsblumen in ihren sauberen Beeten waren zertreten,
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