Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
Hause, gerade als Trixie ihren Brüdern von dem Gespräch mit
Fräulein Martin erzählte: „...und Fräulein Rachel hat den ekelhaften Paul Trent praktisch hinausgeworfen, weil er Frechheiten über
ihre Vorfahren sagte. Deshalb hat er sich auch an ihr gerächt, indem er in
seinem Artikel so tat, als wäre sie nicht ganz bei Trost. Er ist einfach
widerlich!“
„Der Meinung bin ich inzwischen fast
auch“, sagte ihr Vater, trat mit grimmigem Gesicht in die Küche und setzte
sich. „Der gestrige Artikel ist leider nicht ohne Folgen geblieben. Plötzlich
sind mehrere Leute auf die Idee gekommen, daß Fräulein Martins Geisteszustand
infolge ihres Alters etwas verwirrt sein könnte und daß das einsame Leben im
Moor sie sonderbar gemacht hat.“
„Aber das ist doch alles dummes Zeug —
Fräulein Rachel ist völlig normal, und die ganze Geschichte hat sich nur dieser
Reporter ausgedacht!“ rief Trixie. „Können wir nicht versuchen, ihn dazu zu
bringen, daß er seine Bemerkung zurücknimmt?“
„Ich fürchte, es ist zu spät, um noch
etwas zu unternehmen“, erwiderte ihr Vater. „Weißt du, wenn die Leute einmal
etwas schwarz auf weiß in der Zeitung lesen, glauben sie meistens gleich, daß
es wahr ist. Ich habe gehört, daß heute nachmittag bereits eine Sitzung im Rathaus stattgefunden hat. Der Bürgermeister meint, man
müßte sich um Fräulein Rachel kümmern. Er hat b. schlossen, in dieser Sache
Schritte zu unternehmen.“
Trixie machte ein unglückliches
Gesicht. „Und was heißt das, Paps?“
„Ich weiß es selbst nicht genau.“ Herr Belden
stand auf und sah aus dem Fenster. „Aber ich fürchte sehr, es bedeutet nichts
Gutes für Rachel Martin.“
Gefahr für Rachel Martin
Früh am nächsten Morgen, als Trixie den
Zeitungsjungen pfeifen hörte, sprang sie aus dem Bett und huschte auf
Zehenspitzen zur Haustür. Noch in der Diele blätterte sie hastig die Zeitung
durch. Hatte Paul Trent womöglich wieder einen
unverschämten Artikel verfaßt? Nein, die Anfangsbuchstaben „P. T.“ waren
glücklicherweise nirgends zu entdecken.
Mit einem erleichterten Seufzer kehrte
Trixie in ihr Zimmer zurück, um noch eine Stunde zu schlafen, bis der Wecker
klingelte. Während sie sich im warmen Bett räkelte, dachte sie: Bestimmt werden
die Leute Fräulein Rachel bald wieder vergessen, wenn nichts mehr über sie in
der Zeitung steht. Und es heißt ja immer, daß der Bürgermeister so schrecklich
überlastet ist — sicher gibt’s eine Menge anderer Dinge, die ihm wichtiger sind
als eine alleinstehende alte Dame. Mit der Zeit vergißt vielleicht auch er die ganze Sache, und Fräulein Rachel kann weiterhin
friedlich in ihrem Häuschen leben.
Leider erfüllten sich Trixies
Hoffnungen nicht. Während des Frühstücks las Herr Belden wie gewöhnlich die
Morgenzeitung. Er hatte eben die zweite Seite aufgeschlagen; plötzlich sagte
er: „Hört mal her! Hier steht, daß für heute wieder eine Bürgerversammlung
anberaumt ist. Eine Sondersitzung, heißt es, in der darüber beraten werden
soll, wann Martins Brühl trockengelegt wird, damit endlich mit dem Bau der
Nebenstraße begonnen werden kann. — Ich dachte, sie hätten das Projekt
verschoben.“
Seine Frau seufzte. „Wahrscheinlich hat
sie der Artikel über Fräulein Rachel und Lilli wieder daran erinnert.“
„O Paps! Heißt das, daß Fräulein Rachel
ausziehen und ihr Haus hergeben muß?“ rief Trixie entsetzt. „Kann man sie dazu
zwingen?“
Ihr Vater machte ein unbehagliches
Gesicht. „Nun, leider ist es so, daß Martins Brühl nicht mehr Fräulein Rachels
Eigentum ist. Das Haus und der Grund gehören der Bank.“
„Aber wieso denn?“ mischte sich Klaus
ein. „Martins Brühl hat doch immer der Familie Martin gehört.“
„Früher, ja. Aber wovon hätte Fräulein
Rachel leben sollen? Ehe die Autobahn gebaut wurde, fuhren noch ab und zu Leute
an ihrem Haus vorbei, und sie verkaufte selbstgehäkelte Decken, Kräuter und
handgewebte Teppiche. Dann aber hatte sie keine Einnahmen mehr und mußte Stück
für Stück ihres Besitzes der Bank überlassen. Eigentlich wollte sie der
Vorstand ja bis zu ihrem Lebensende dort wohnen lassen, aber jetzt...“ Herr Belden
schüttelte den Kopf. „Ich hoffe nur, das Bauvorhaben wird noch einmal
aufgeschoben.“
„Aber wohin soll sie denn gehen, wenn
die Stadt nun doch mit dem Bau der Straße beginnt?“ fragte Trixie. „Sie hat
wahrscheinlich kein Geld, um sich eine andere Wohnung zu
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