Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
dahin
und plätscherte wie ein Wasserfall über die Steinstufen einer schiefen Treppe,
die einst in eine Art Kartoffelkeller geführt haben mußte. Trixie spähte in die
Dunkelheit. In der Tiefe des Kellers sammelte sich das Wasser.
Der kleine Hund begann die Stufen
hinunterzulaufen; dann blieb er stehen und sah in den Keller. „O nein!“
flüsterte Trixie. „Wenn sie dort unten ist, muß ihr etwas zugestoßen sein!“
Sie riß sich zusammen und rief: „Lilli!
Bist du dort unten?“ Doch sie bekam keine Antwort.
Trixie zögerte nur eine Sekunde; dann
stieg sie die Stufen hinunter.
Lilli war tatsächlich in dem alten
Keller des Herrenhauses. Doch diesmal war es keine gespielte Ohnmacht, die sie
davon abhielt, sich bemerkbar zu machen. Sie mußte ausgeglitten und in ein mit
Regenwasser gefülltes Loch gefallen sein. Dabei hatte sie sich vermutlich den
Kopf angeschlagen. Wie durch ein Wunder war ihr kleines Gesicht noch immer über
Wasser. Trixie war gerade noch zur rechten Zeit gekommen, um Lilli vor dem
Ertrinken zu retten.
Später, in Rachel Martins Haus,
erinnerte sich Trixie kaum mehr, wie es ihr gelungen war, den schlaffen Körper
des kleinen Mädchens hochzuheben und sich Stück für Stück an den Wänden des
alten Kellers entlang zur Treppe vorzukämpfen. Nun schien es ihr fast wie ein
böser Traum, doch irgendwie hatte sie es geschafft, Lilli in Sicherheit zu
bringen.
Nun lag die Kleine' mit Wärmflaschen in
Fräulein Martins Bett, und ihre Zähne schlugen im Schüttelfrost aufeinander.
Trixie saß im Nebenzimmer vor dem offenen Kamin. Brigitte und Dinah
beobachteten sie ängstlich.
„Frierst du nicht? Brauchst du etwas?“
fragte Brigitte immer wieder, aber Trixie schüttelte nur den Kopf und trank den
heißen Pfefferminztee, den die alte Dame für sie gekocht hatte. „Mir fehlt
nichts. Wie geht es Lilli?“
„Fräulein Rachel sagt, sie hat ihr Schlehenwurzeltee gegen das Fieber gegeben“, erwiderte
Dinah. „Lilli verdankt dir wirklich ihr Leben, Trixie.“
„Ach, Unsinn. Nicht mir, sondern ihrem
kleinen Hund. Ohne ihn hätte ich sie nicht gefunden.“ Sie hob den Kopf. „He,
ich glaube, ich höre einen Wagen. Vielleicht kommt doch endlich ein Käufer!“
Im gleichen Augenblick kamen die Jungen
ins Wohnzimmer gestürmt, liefen ans Fenster und spähten hinaus. Es war jedoch
kein Käufer, sondern Fräulein Krennel . Mit wütendem,
entschlossenem Gesicht kam sie durch den Garten zum Haus marschiert.
„Wo ist meine Nichte?“ fragte sie beim
Eintritt sofort.
„In Fräulein Rachels Schlafzimmer“,
erwiderte Brigitte ruhig. „Sie ist ziemlich krank.“
„Ach was, ich kenne ihre boshaften
kleinen Tricks! Sie tut, als wäre sie krank, damit sie nicht dafür bestraft
wird, daß sie wieder ausgerissen ist!“ Fräulein Krennel drängte sich an Uli, Martin und Brigitte vorbei und ging den Flur entlang.
Trixie war inzwischen ebenfalls aus dem
Wohnzimmer gekommen und verstellte ihr den Weg. Sie war in eine große braune
Decke gehüllt und sah ziemlich komisch aus, doch niemand lachte. „Sie haben
unrecht, Fräulein Krennel “, sagte sie laut. „Lilli ist
wirklich krank. Und sie ist nicht aus Bosheit ausgerissen. Sie wollte auf
Schatzsuche gehen und wäre dabei fast ertrunken.“
„Auf Schatzsuche? Lächerlich! Lilli
verdient ein Vermögen mit ihrer Geige!“ erwiderte Fräulein Krennel hochmütig. „Weshalb sollte sie noch mehr Geld wollen?“
„Um es Ihnen zu geben, damit sie nicht
immer so hart arbeiten muß“, sagte Trixie empört. Und dann machte sie ihrem
Herzen Luft und hielt Fräulein Krennel vor, daß sie die kleine Lilli zugrunde richte.
Lillis Tante hatte ihr fassungslos
zugehört. Dann bedeckte sie ihr Gesicht mit beiden Händen und sank auf den
nächsten Stuhl. Die Jungen und Mädchen sahen, wie ihre Schultern vom Weinen
bebten. Klaus und Uli wechselten hilflose Blicke, und Dinah sagte leise: „Oh,
Trixie!“
Doch Trixie blieb unerschütterlich
stehen. Sie bereute nichts von dem, was sie gesagt hatte. Es war Zeit, daß
Fräulein Krennel die Wahrheit hörte.
Plötzlich richtete sich Lillis Tante
wieder auf. „Das wußte ich nicht. Ich wollte zu ihrem eigenen Besten streng mit
ihr sein.“ Sie holte tief Atem. „Wißt ihr, Lillis Vater — mein einziger Bruder
— war ein großer Künstler. Doch er ist sein ganzes Leben lang undiszipliniert
gewesen und starb als armer Mann. Ich habe damals den Entschluß gefaßt, Lillis
Geld so anzulegen, daß es ihr nie so ergeht wie
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