Trixie Belden udn das Geheimnis im Wald
irgend jemand fertiggebracht hatte!
Wilddieb oder Artist?
Trixie tastete sich ein Stück auf dem schmalen Fußweg entlang und kehrte dann zu der Stelle zurück, wo die Radspur endete. Durch ihren Kopf schwirrten die seltsamsten Vorstellungen von Seiltänzern und Zirkusclowns, während sie sich wieder auf den Rückweg machte. Nur ein Gedanke war erfreulich: daß die Hunde nicht die Schuldigen waren. Sie hatten das verwundete Tier vielleicht gejagt, aber sie hatten es bestimmt nicht getötet und ausgeweidet.
Das hatte ein Mensch getan, und dieser Mensch mußte ein Wilderer sein.
Es war schon fast finster, als sie die Waldlichtung hinter der Weggabelung erreichte. Es fiel ihr schwer, sich darüber klar zu werden, welchen Weg sie gehen mußte. Schließlich erkannte sie aber doch den Unterschied zwischen den schmalen Pfaden und dem Reitweg, und stolperte vorwärts. Die Strecke kam ihr diesmal unendlich lang vor. Gerade als sie glaubte, den Platz erreicht zu haben, wo ihr Fahrrad versteckt war, merkte sie, daß sie auf der Talstraße gelandet war — direkt gegenüber von Herrn Lytells Laden!
„Hm, wie ist denn so was möglich?“ sagte Trixie halblaut, als sie die Straße entlangwanderte. Eines jedenfalls wußte sie genau: Keine Macht der Welt konnte sie mehr dazu bringen, umzukehren und in der Dunkelheit wieder durch den Wald zu gehen. Die Talstraße war dunkel genug, aber sie war Trixie so vertraut, daß es nicht lange dauerte, bis sie zu ihrem Fahrrad kam.
Als sie zu Hause eintraf, aßen ihre Eltern und Bobby gerade zu Abend. Sie sahen Trixie überrascht entgegen. „Wir dachten, du wärst drüben bei Willers!“ rief Frau Belden. „Ist Tom Richards nicht gekommen?“
„Freilich, schon“, sagte Trixie verlegen. „Aber Dinah Link ist auch da. Die beiden sind ganz verrückt nacheinander.“ Sie versuchte ihr möglichstes, eifersüchtig und todunglücklich auszusehen, aber es kam ihr vor, als würde nur ein sehr dummer Gesichtsausdruck daraus. Dabei merkte sie genau, daß ihre Eltern sich große Mühe gaben, das Lachen zu verbeißen.
„Na ja“, sagte Frau Belden schließlich, „dann komm und iß mit uns. Es gibt Spaghetti mit Schinken und Salat.“
Trixie war hungrig wie ein Wolf und aß zwei Portionen auf einmal. Ihr Vater lachte, als er sie essen sah. „Liebeskummer macht hungrig, stimmt’s?“ Er lehnte sich über den Tisch. „War Tom nicht sehr beeindruckt, als du mit deinem Ring vor seiner Nase herumgefunkelt hast? Oder hast du vielleicht den Fehler begangen, ihn in diesem Aufzug zu empfangen?“
„Oh, ich hatte natürlich einen Rock an und so weiter“, sagte Trixie hastig. „Aber Dinah ist so hübsch, daß ich von vornherein keine Chance hatte.“
Ihre Mutter trug das Geschirr in die Küche und bat Trixie, ihr beim Abtrocknen zu helfen. „Ich möchte mich ja nicht in deine Angelegenheiten mischen, Kleines“, sagte sie, als sie allein waren, „aber ich verstehe nicht, weshalb du heute abend nicht bei den Willers bist. Was ist passiert? Warum bist du heimgegangen und hast dich umgezogen? Du siehst so bedrückt aus, und ich kann einfach nicht glauben, daß es wegen Dinah und Tom ist.“
Trixie schluckte. Mami war wirklich lieb, und Paps ebenfalls, aber sie würden die ganze Sache mit dem Ring trotzdem nicht verstehen. Und genauso schwierig wäre es gewesen, ihnen klarzumachen, weshalb sie den Vorfall mit dem toten Wild nicht sofort Uli erzählt hatte. Eltern reagierten manchmal so komisch — man wußte nie genau, ob sie nicht etwas mißbilligten, was man selbst für absolut richtig hielt.
Plötzlich erkannte Trixie, daß Uli in gewisser Weise ihren Eltern ähnlich war. Obwohl sie nun wußte, daß die Hunde keine Schuld an dem Vorfall im Wald hatten, konnte sie ihm doch nichts davon sagen. Er würde bestimmt schrecklich wütend werden, wenn er erfuhr, daß sie ihn nicht sofort von ihrer Entdeckung verständigt hatte, als es ihm und Klaus noch möglich gewesen wäre, den Wilderer zu stellen. Martin dagegen würde zwar nicht wütend werden, aber sie konnte sich darauf verlassen, daß er sie tagelang hänseln und von morgens bis abends „Schafskopf“ zu ihr sagen würde.
Nein, die Jungen durften niemals etwas davon erfahren. Es gab also nur eine Lösung für ihr Problem: Sie und Brigitte mußten den Wilderer aufspüren und stellen — und zwar allein!
Laut sagte sie zu ihrer Mutter: „Es ist wegen der Arbeit als Wildhüter, Mami. Die Verantwortung ist größer, als ich gedacht habe.“
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