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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ohne Griff, Speerspitzen, Pfeilspitzen, alle zwischen öligen Lappen in Lederbeuteln oder in Öltuch- Bündeln.
    »In Ägypten gibt es wenig Erz und reichlich Krieg«, sagte er.
    »Bei uns stöhnen die Schmiede über den gräßlichen Frieden, den Politiker wie Solon bewirkt haben.«
    »Tröste dich.« Baiton grinste breit. »Wie alle Maßnahmen ist auch diese kurzlebig.« Der hagere graue Korinther hatte sich ebenfalls mit attischen Schmiedeerzeugnissen eingedeckt , allerdings solchen, die nicht von den Launen des Ares abhingen: Stifte, Nägel, Bohrer, Zangen, Hammerköpfe. Polykles und Laogoras ließen große Gefäße laden, die im Stauraum in Gestelle kamen; sie enthielten Öl aus Attika. In einem kretischen Hafen sollte etwa die Hälfte von ihnen gegen Wein für Ägypten getauscht werden.
    Pylades schließlich, mit etwa 30 Jahren der jüngste der Händler, war vor kurzem aus Thrakien zurückgekehrt, mit kostbaren Tierfellen und Bernstein aus dem Norden. Er stammte von der Insel Melos, die sie auf dem Weg nach Kreta anlaufen würden; dort wollte er einen Teil seiner Waren gegen bestellte Opfergefäße aus den Töpfereien der Insel eintauschen: Amphoren, Vasen, Kratere mit eingebrannten Inschriften wie Herodotos für Apollon oder Rhodopis dankt Aphrodite . In Ägypten ansässige Hellenen zahlten viel für derlei Weihegaben; jeder Segler brachte neue Listen mit namentlichen Bestellungen zu den Töpfern.
    Am Morgen des fünften Tages befand der kybernetes Zenon den Nordwind für ausreichend günstig. Kurz nach Sonnenaufgang schoben sie die Glauke ins Wasser; die Sklaven ruderten das Schiff schräg gegen den Wind aus der Bucht. Solon versank in der Betrachtung attischen Gestades, bis einer der Seeleute ihn rempelte und beiseitestieß, um das Segel zu setzen.
    Der Athener beobachtete die entgleitende Küste der Insel und zählte seine Herzschläge. Er schätzte, daß sie in einer Stunde etwa jene Strecke zurücklegen würden, die ein behender Mann ohne Last auf ebenem Boden in fünf Stunden hinter sich brachte. Zenon schien unzufrieden; er ließ die Luken öffnen und wies die Sklaven an, Kisten, Ballen und Gestelle zu verschieben. Danach wanderte er dreimal vom Bug zum Heck und zurück, wiegte den Kopf und ließ die Luken wieder schließen. Solon konnte keinen Unterschied zum vorherigen Verhalten des Frachters feststellen, aber der Halbphönikier lächelte.
    »Ah, ein hartes Leben, fürwahr.« Elphenor saß auf einem Strohsack, den Rücken an die Bordwand gelehnt, und ließ sich von seinem Sklaven einen großen Henkelbecher mit Wasser und Wein reichen. »Elendes Los der Seefahrer.« Er trank und rülpste.
    Baiton sah zu, wie ein vor dem Eisenöfchen kauernder Sklave sich mühte, mit Bogen und Sehne den in weiches Efeuholz gesteckten Lorbeerstab zu drehen; ein zweiter Sklave neben ihm hielt einen trockenen Schwamm bereit.
    »Wehe jenen, die ohne Heimkehr in dunklen Schiffen«, sagte er grinsend, »auf dem weinfarbenen Meer der Götter und Winde Unbill und überhaupt und so weiter. Gib mir auch so ein Töpfchen, Sklave.« Er ließ sich neben dem Athener nieder.
    Solon stützte sich auf die Bordwand. »Weinfarben?« Er spuckte über Bord. Die Sonne glomm irgendwo jenseits eines Dunstschleiers. »Bei diesem Licht? Sagen wir rotzgrün, ja? Die rotzgrüne, sackschrumpelnde See.«
    »Warum bist du von der Nutzlosigkeit der Ämter zur Ehrlosigkeit des Handels übergegangen?« sagte Pylades. Er hockte auf einer Taurolle und sah zu Solon empor.
    »Aus Achtlosigkeit. Oder nenn es Leichtsinn. Was nach den Jahren der Politik noch von meinem Vermögen übrig ist, will ich nun im Handel und auf See verschleudern.«
    »Keine Kinder?«
    Solon hob die Schultern. »Ein Sohn. Er behält die Hälfte; den Rest habe ich verkauft. Mehr als dieser Sohn war mir nicht vergönnt. Die Götter wissen, ich habe es versucht, bis zur Erschöpfung.« Er lachte; die anderen fielen ein. »Die Felder, die ich pflügte, blieben öde, die Furchen, in die ich säte, lagen brach. Oder umgekehrt. Ich hatte gewissermaßen die Lust des Säens ohne die Mühsal der Ernte.«
    Polykles, der aus seinem Verschlag einen Schemel geholt hatte, ließ sich endlich nieder und winkte einem seiner Sklaven. »Wein! – Wieviel von deinem Vermögen hast du im Amt verloren?«
    »Wie man’s nimmt. Entweder mein gesamtes Erbe oder alles, was ich als Händler verdient hatte, bevor ich… Also, die Hälfte dessen, was ich vor zehn Jahren besaß.«
    Pylades schüttelte langsam den

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