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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mittagessen gibt, sollte mich dein Eintreffen nicht verblüffen. Eßbare Dinge ziehen Geschmeiß an – Fliegen, Sänger und Politiker.«
    Solon berührte kurz die Schulter des Händlers. »Alle Ungnade der Götter mit dir, Vertreiber schadhafter Waren. Der Staatsmann ist in Athen geblieben und kann sich also nicht beleidigt fühlen; du sprichst mit dem freien Händler Solon. Aber der hat gewaltigen Hunger.«
    Polykles lachte. »Gut, gut. Die anderen warten in der Schänke. Komm.« Er legte die Tafel auf einen Klotz und zog Solon am Arm mit sich.
    »Langsam. Mein Reisebeutel und meine Handelsgüter…«
    »Wo sind sie?«
    »Bei einem Fischerkahn, am Strand. Der Fischer wartet und will heimkehren.«
    Polykles hob die Hände. »O ob der rossetummelnden Hast! Geh hin, laß alles am Strand und schick ihn weg. Und dann komm zum Essen.«
    Solon blieb stehen. »Alles einfach so liegenlassen?«
    Polykles grinste und zog ihn weiter; vor der Schänke ließ er ihn los und sagte: »Wir sind, edler Mann, nicht in der von dir so trefflich verwalteten Stadt mit ihrem Reichtum an Dieben, Dirnen und Dunkelmännern. O nein, sondern auf einer Insel der Harmlosen, wo jeder jeden kennt und alle nur einen Fremden bestehlen würden.«
    »Mich, zum Beispiel.« Solon seufzte. »Nun ja, da du es vorschlägst… Und wenn hinterher doch etwas fehlt?«
    »Dann nimm es als köstliche Erfahrung; und trau nie wieder einem salaminischen Händler.«
     
    Vier Tage brachten sie damit zu, einander kennenzulernen (beziehungsweise alte Bekanntschaft aufzufrischen), das Frachtschiff am Strand der Bucht zu beladen und auf guten Wind zu hoffen. Polykles, der Besitzer des nicht mehr ganz neuen Schiffs, hatte die Dauer der Reise und sämtliche vorhersehbaren Kosten berechnet und verlangte von den anderen fünf Händlern je 300 Drachmen, ließ sich dann zeternd auf 250 Drachmen herunterhandeln und lächelte, als man sich geeinigt hatte.
    »Sie heißt Glauke , nur so nebenbei«, sagte er bei der ersten Besichtigung und Beladung. Er klopfte an die Planken der Bordwand. »Sitzt sie nicht breit und behäbig hier wie eine Amme, die zahlreichen Bälgern beim Buddeln im Sand zuschaut? Eine Schwester meines Vaters… Aus ihrem geräumigen Becken hat sie vierzehn Kinder in die Welt entlassen. Gewaltiger Stauraum. Sie hieß Glauke.«
    »Wieviel sind wir? Insgesamt?« Laogoras, der seine Geburtsstadt Iolkos seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, ging zum Bug, stellte sich auf die Zehenspitzen, packte die Oberkante der Bugverschalung und rüttelte daran.
    »Laß den Kahn heil. – Wir sind sechs. Dann der Steuerherr des Schiffs; von seiner Kunst hängt unser aller Leben ab…«
    »Guter Seemann?«
    Polykles verdrehte die Augen. »Würde ich meinen Leib einem schlechten kybernetes anvertrauen? Zenon ist Halbhellene; seine Mutter war Phönikierin. Er stammt aus Kition und hat alles gelernt, was kyprische Phönikier ihm über Meer und Schiffe beibringen konnten. Sein Steuergehilfe Examios. Drei erfahrene Seeleute. Sechs Sklaven – zwei von mir, je einer von euch, außer Solon.«
    »Siebzehn also. Und keine Sklavin?« sagte Solon.
    Polykles kicherte. » Eine Sklavin und siebzehn Männer? Armes Ding. Nein. Außerdem sind wir alle mit tugendhaften Gattinnen geschlagen. Außer dir, Freund.«
    Laogoras musterte den Athener von der Seite. »Keine Frau? Bin ich denn an Bord nachts sicher, oder muß ich mein Spundloch verstöpseln?«
    »Sie ist gestorben. Sieben, nein, acht Jahre her. Sei unbesorgt; als Gesäß mag dein Arsch für dich taugen, als Versuchung ist er mir arg widerstehlich.«
    Die Glauke war etwa zwanzig Schritte lang und sieben breit. Unter dem erhöhten Heck mit den beiden Seitenrudern gab es einen kleinen Verschlag, zum Schiff hin mit einem Ledervorhang zu verschließen. Diesen Raum beanspruchte Polykles für sich und sein Gepäck. Die anderen hatten sich, so gut es ging, mit Strohsäcken, Mänteln und Lederbahnen auf dem Deck einzurichten, vor und hinter dem Mast, zwischen Ladeluken, Taurollen, Werkzeug, Wasserfässern und allem übrigen festen und beweglichen Gerät. Ein kleiner eiserner Ofen, mit Nägeln und Bolzen gesichert, stand am Fuß des Masts.
    Unter Deck, wo ein Mann sich nicht ganz aufrichten konnte, wurden die Vorräte und Waren gestaut und gesichert. Solons Kisten mit Eisen und Silber mußten an Bord gestemmt werden. Der andere Athener, Elphenor, hatte einer kleinen Waffenschmiede die Erzeugnisse eines Jahres abgekauft: Schwertklingen, lange Messer

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