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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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raushängen, wenn ich nicht grad einen so irren Spaß hätte«-Fassade, die ihm wohlvertraut war.
    Ja, sie ist bereit.
    Tom fuhr fort, Sasha zu beobachten, sah die Bewegungen ihres Körpers in dem Seidenkleid, all diese Jugendlichkeit und Energie. Ihm war ein bisschen schäbig zumute. Die meisten Leute, die er rekrutierte, waren zwielichtige, schmierige Typen, nur auf ihren eigenen Profit aus. Aber bei Leuten wie diesem Mädchen, das praktisch noch ein Kind war, Leuten, die aus Überzeugung handelten, da war es schwer. Und beschissener als in diesem Fall konnte eskaum sein. Er versuchte sich aufzumuntern, indem er sich sagte, dass sie eine Hure war, wahrscheinlich sogar reich geworden dabei. Aber wenn er sie sich jetzt ansah, fühlte er sich seelenlos.
    Von seinen Skrupeln angestachelt, überdachte er alternative Möglichkeiten. Es noch mal über Regierungskanäle bei Jassar versuchen? Nicht sehr aussichtsreich. Und damit würden sie auch nicht al-Mujari knacken können. Wenn aber Ibrahim erst mal drin war, könnte Sasha ihnen ausreichend Stoff liefern, mit dem sich die ganze Organisation lahmlegen oder sogar ausschalten ließ.
    Und wenn sie doch eins der anderen Mädchen benutzten, die sie ins Auge gefasst hatten? Diese Nafta zum Beispiel? Aber nein, diesen Gedanken hatten sie schon einmal verworfen, aus gutem Grund. Nafta war nicht so nahe dran an Ibrahim. Und diese kleine Sasha hatte Schneid. Und Köpfchen. Entweder sie oder keine. Und dann erinnerte er sich an ihre Akte.
Was für ein Leben. Von der Drogengräfin und dem Prinzen höchstpersönlich aufs Kreuz gelegt.
Wieso zum Teufel stand sie Jassar trotzdem immer noch so nahe?
    Ja, sie brauchten sie, und er würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Er wollte die Sache selbst in die Hand nehmen und sie keinem der Mitarbeiter überlassen, die seine Agenten betreuten. So viel immerhin konnte er für sie tun.

    A UGUST, VOR EINUNDZWANZIG J AHREN . N IZZA , F RANKREICH .
Tom und Sasha saßen auf der Ufermauer entlang der Promenade des Anglais, der Hauptstraße von Nizza. Ein schlichter Mittagsimbiss, bestehend aus Käse, Brot und Wein, war zwischen ihnen angerichtet. Unermüdlich tuckerten die Autos im zäh fließenden Verkehr an ihnen vorbei. Die Mittagssonne hatte die Mauersteine erwärmt, und der Käse war im Begriff weich zu werden, wie die öligen Flecke auf dem Einwickelpapier verrieten. Sie schlürften Burgunder aus Pappbechern.
    »Offenbar hatten Sie und Ibrahim mal wieder Streit gestern Abend.«
    »Ja, das wird langsam schon zur Gewohnheit.« Sasha hatte das Gefühl, dass ihre Nervenenden bloß lagen. Sie hatte ein bisschen Angst, Tom gegenüber ganz offen zu sein, da sie nicht wusste, wohin diese Unterhaltung führen würde, nachdem er, das immerhin stand zu erwarten, endlich mit seinem Anliegen herausgerückt war. Andererseits war er aber heute auch ganz offen. Er strahlte eine Wärme aus, die ihr Vertrauen einflößte. Und eine erstaunliche Sanftheit steckte unter der rauen Schale.
    »Geht’s gut?«, fragte er. Es gefiel ihr, mit welcher Ruhe er sprach.
    »Ja, danke.«
    Er sah den Käse an, als handelte es sich um eine neue, unbekannte Spezies. Sie konnte nicht erkennen, ob er entzückt war oder ratlos.
    »Explorateur.«
    »Oh. Toll«, sagte er. Sie lächelte. Sie kam zu der Erkenntnis, dass sie ihn mochte. Die unaufdringliche Fassade, die nicht immer nur Fassade war.
    »Also, nicht dass ich mich nicht geschmeichelt fühlen würde, aber Sie haben mich offensichtlich nicht eingeladen, um mir Avancen zu machen.«
    Er sah sie an, als versuchte er sich eine originelle Antwort zu überlegen, dann blitzte kurz ein Lächeln auf, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde. »Nein. Wie Nigel schon sagte, wir beobachten schon seit einer Weile, wie diese Typen sich an Ibrahim ranhängen.«
    Sasha schwieg. Ihr Herz schlug schneller in der Erwartung, dass jetzt alles auf den Tisch kommen würde. Aber schon zögerte er wieder, sah sie nur an, schien nachzudenken. »Sprechen Sie weiter«, drängte sie.
    »Sie sind gefährlich. Und wir glauben, dass Sie uns helfen können.«
    »Wie das?«
    »Wie Nigel sagte. Beobachten und zuhören. Uns zutragen, was passiert. Den Rest machen wir.«
    »Wer sind Sie?«
    »CIA. Nigel ist beim britischen Secret Service. Dann gehört noch einer zu uns, den Sie noch nicht kennengelernt haben, Ari Verchik. Er ist beim israelischen Mossad.«
    »Ich hab’s mir gedacht.« Das Blut schoss ihr ins Gesicht, ein kleines Triumphgefühl, weil ihre

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