Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
Vom Netzwerk:
beschäftigt, Zeit totzuschlagen, während er auf Nigel wartete, seinen Amtskollegen vom britischen Geheimdienst. Angeödet von dem ihm über drei Generationen hinweg vererbten Müßiggängertum, hatte Nigel eine Laufbahn beim Secret Service angetreten. Er war einer der wenigen Briten, auf die Tom sich verlassen konnte, und das hatte er auch stets getan. Auch jetzt benötigte er alle Hilfe, die er bekommen konnte.
    Er wartete auf Nigels Rückkehr, der nachschauen wollte, »wo zum Teufel dieser verdammte Kellner« war. Seltsamerweise schien die Jacht im blaugrünen Wasser zu schaukeln, obwohl er dieses, als er vorhin mit dem Motorboot hinausgefahren war, noch vollkommen unbewegt gefunden hatte. Der Duft irgendeines Geflügels – begleitet von süßlichen Aromen und eventuell einem Schuss Zitrus –, das in der Kombüse schmorte, vermischte sich mit der salzigen Seeluft. Er betrachtete die handpolierten Mahagoniwände, hörte das Eis in seinem Gin Tonic knacken und sah eine Weile dem Kondenswasser zu, das außen an seinem kristallenen Longdrinkglas herabrann. Schließlich nahm er das Glas und stellte es, während er mit der anderen Hand über die Mahagonitischplatte wischte, auf einen Untersetzer.
    Nigel kehrte zurück. »Was sagtest du gerade noch mal?«, nahm er den Faden wieder auf.
    »Ich glaube, sie könnte jetzt so weit sein, uns zuzuhören.«
    Nigel nickte. »Hatte auch das Gefühl bei unserer letzten Plauderei.« Er trug eine gelbe Seidenkrawatte vor einem weiß glänzendenBaumwollhemd. Sein blauer Blazer, auf dessen Messingknöpfen kleine Anker zu sehen waren, hing über einem Stuhl. Tom hielt es für wahrscheinlich, dass Nigel der einzige Mensch in Nizza war, der auf einem Boot dieser Größe Krawatte trug. Und heute hatte diese Krawatte zwei Grübchen anstatt, wie sonst üblich, nur eine, genau in der Mitte unter dem Knoten. Hatte sich wohl in Eile angekleidet.
    Tom sagte: »Sie ist einigermaßen verwirrt.«
    Nigel sagte: »Ähm, stimme zu. Ahnt, dass sie in der Klemme steckt.«
    Tom überlegte, ob er Nigel auf das Doppelgrübchen aufmerksam machen sollte. Aber wäre das nicht so, als würde man einem Briten sagen, er habe Mundgeruch? »Ja, sie hat Jassar erwähnt. Wollte mich wissen lassen, dass sie ihn kennt.«
    »Und?«
    »Das könnte unser Aufhänger sein. All unsere Erkundigungen haben ergeben, dass sie ein fast familiäres Verhältnis haben.« Nigel nickte. Tom musste an das Gespräch mit John Franklin denken, seinem Abteilungsleiter in Langley. »Benutzen Sie sie, wenn Sie können, aber seien Sie vorsichtig«, hatte Franklin gesagt. »Gehen Sie davon aus, dass sie zufrieden ist mit den Dingen, so wie sie sind.« Das glaubte Tom zwar nicht, aber man würde sehen.
    »Das Gleiche aus Whitehall. Und von Aris Leuten in Tel Aviv.« Ein etwa fünfzigjähriger Kellner mit sandfarbenen Haaren trug ein Silbertablett herbei. Zwei goldumrandete Porzellanteller mit Ente à l’orange. Nicht gerade die klassische Wahl für ein handfestes Arbeitsessen. Tom kam gerade mit sich überein, dass er mit einem Truthahnsandwich glücklicher gewesen wäre, da fragte Nigel: »Ein bisschen Wein dazu?«
    »Nein, danke.« Er hielt seinen Gin Tonic hoch und sah, wie Nigel zuerst den Untersetzer und dann den feuchten Fleck auf dem Tisch musterte. »Wo ist Ari?«, fragte Tom.
    »Zuück nach Saudi-Arabien, in seiner Rolle als Mosin Mahavandi, Ölmakler.«
    Tom fühlte, wie seine Säfte in Wallung gerieten. Er dachte an die beiden Mistkerle Abdul und Walid und den Wahnsinnigen, der sie geschickt hatte, Scheich bin Abdur, Mister Clownsgesicht, der heilige Hurensohn und geifernde Eiferer wider alle Falschgläubigen.
    »Okay, wo stehen wir also? Hast du irgendwas Neues?«
    »Nichts sonderlich Neues, nur, ähm, äh, weitere Bestätigung für das, was wir schon wussten, weitere eindeutige Verbindungen zu den terroristischen Ausbildungslagern im Sudan. Immerhin sind wir uns jetzt sicher, dass der Bruder des Scheichs, ein reicher Mistkerl mit Sitz in London, sie finanziert hat. Aber er hat es verdammt schlau angestellt: keine nachweisbaren Verbindungen, nichts, was wir schwarz auf weiß hätten.« Nigel kniff beim Sprechen die Augen zusammen, unter seinem fragilen Äußeren kam eine mentale Robustheit zum Vorschein, jene Zähigkeit, die Tom so überaus schätzte.
    »Wir haben niemanden drinnen«, sagte Tom. »Unsere Leute waren es, die Abdul und Walid in Harvard aufgespürt haben. Nachdem eure Leute einen Kontakt zu Ibrahim in

Weitere Kostenlose Bücher