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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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vorstellen. Und wo genau steckst du deine Nase gerade hinein?
    »In landwirtschaftlicher Mission. Möglichkeiten des Weinanbaus in Saudi-Arabien erkunden.«
    Sie sah ihn mit gesteigerter Skepsis an. Und diesmal reagierte er sogar darauf.
    »Die Landwirtschaft ist der am zweitschnellsten wachsende Wirtschaftssektor in Saudi-Arabien, ob Sie’s glauben oder nicht«, ließ er sich zu einer Erklärung herbei. »Die Regierung misst ihr große Bedeutung bei.«
    Das Geplänkel begann sie zu langweilen. »Komisch. Ich habe Jassar noch nie darüber reden hören.«
So, das müsste dich doch jetzt aus der Reserve locken.
    Tom blieb ruhig und abgeklärt. »Oh, Sie kennen ihn? Er genießt großes Ansehen. Eindrucksvolle Persönlichkeit.«
    Willst du mich gar nicht fragen, woher ich ihn kenne?
Er hatte sie mit Ibrahim gesehen, aber selbst als Ibrahims Gefährtin hätte sie nicht automatisch Zugang zu Jassar. Nicht die Sorte Frau normalerweise, die man dem Herrn Vater unbedingt vorstellen würde. Nein, dieser Goddard hielt sich mit voller Absicht zurück. »Nun, ich bestelle mir jetzt etwas zu essen«, sagte sie mit einer gewissen Schärfe. Sie winkte einem Kellner. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Zigarre jetzt ausmachen könnten.«
Er führt definitiv etwas im Schilde. Aber hält mich hin. Wozu dann der Vorstoß von Nigel, wenn heute gemauert wird? Wer sind diese Leute?
    Tom drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus und übergab diesen dem Kellner, als er an den Tisch trat.
    Sasha sagte: »Ich brauche keine Speisekarte, ich nehme den Nizza-Salat, das Dressing bitte extra, und einen Eistee.« Sie sah Tom an. »Wollen Sie mir beim Mittagessen Gesellschaft leisten?«, fragte sie. Aus der leichten Schärfe war ein geradezu schroffer Ton geworden. »Ich kann den Nizza-Salat empfehlen. Dafür sind sie hier berühmt.«
    »Hab davon gehört.« Er nickte dem Kellner zu. »Und ein Bier.«
    Sie starrte ein bisschen über seine Schulter ins Leere, versuchte sich zu beruhigen. Es war sinnlos, ihre Frustration an einem kleinen Beamten des Außenministeriums auszulassen, denn das war er am Ende vielleicht nur.
Iss mit dem unglückseligen Schluckspecht zu Mittag, und das war’s dann.
    Goddard beugte sich vor, so wie sie es bei seinen gedämpften Unterhaltungen mit Nigel beobachtet hatte. »Ich störe Sie nicht in irgendeiner Weise, hoffe ich?«
    Und schon schämte sich Sasha dafür, dass sie so ungeduldig mit ihm gewesen war.
    »Sie möchten nicht vielleicht lieber alleine sein?«, sagte er.
    »Im Gegenteil.« Sie hatte ein richtig schlechtes Gewissen wegen ihrer Schroffheit. Vielleicht versuchte er einfach nur freundlich zu sein. Und führte, im Unterschied zu Nigel, gar nichts im Schilde. Sie seufzte und spürte die Verkrampfung in den Schultern. »Ich bin heute einfach ein bisschen angespannt.«
    Sie bemerkte, dass er sie abschätzend musterte. Irgendetwas hatte er definitiv im Sinn, schien kurz davor, es auszusprechen. Nein, dieser Bursche war kein Tolpatsch. Jetzt lehnte er sich zurück, den Arm auf die Sessellehne gestützt, als hielte er noch die Zigarre in der Hand und wollte sich an ihr gütlich tun. »Das hat Nigel auch gesagt an dem Abend«, sagte er in einem andeutungsvollen Ton, der ihr verriet, dass ihr Anfangsinstinkt sie nicht getrogen hatte.
    Sie erwiderte seinen Blick, gab ihm zu verstehen, dass sie die Situation nicht als unbehaglich empfand. »Weiter«, sagte sie. »Was hat er noch gesagt?«
    Er blieb erst stumm, schien noch zu überlegen. Dann ließ er sichtbar locker. Jetzt lächelte er mit dem ganzen Gesicht, sodass die Fältchen um die Mundwinkel und die Augen, die ihm etwas Markantes verliehen, betont wurden. Das echte Lächeln also, nicht das erstickte Grinsen, mit dem er seine Kicherversuche begleitet hatte. »Nur, dass Sie angespannt waren«, sagte er. Sie wusste, dass er wiederum nicht alles preisgab, spürte aber so etwas wie ein gegenseitiges Einvernehmen: Er wusste, dass er den Kontakt hergestellt, seine Botschaft, wie verschlüsselt auch immer, übermittelt hatte und dass sie angekommen war. Sie begriff, dass er sie auf die Probe gestellt hatte, vielleicht um zu sehen, ob er ihr trauen konnte, oder was auch immer. Jedenfalls hatte sie den Test bestanden und konnte sich sicher sein, dass sie mehr von diesem Tom Goddard hören würde.

KAPITEL 24
    A UGUST, VOR EINUNDZWANZIG J AHREN . C AP F ERRAT , F RANKREICH
. Tom saß im Speisesaal der
Staid Matron
, die vor Cap Ferrat ankerte, wie üblich damit

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