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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Ein Schlüssel ist für dich, einer für mich, und dann haben wir noch einen als Ersatz, der mit Klebeband hinter dem linken Vorderreifen befestigt ist. Falls wir getrennt werden, nimmt derjenige das Auto, der als Erster da ist. Treffpunkt ist in Milford.«
    Er blies die Backen auf und ließ die Luft entweichen. »Ein SLS AMG. Da muss sich mein alter Aston ja verstecken. Ich hab so einen noch nie gefahren, aber meine Herren, das Teil sieht zum Fürchten aus.«
    »Hoffen wir, dass wir’s gar nicht brauchen.« Sie sah ihn mit dringendem Blick an. »Wenn aber doch, Liebling, und falls wir getrennt werden, dann müssen wir vorhersehen können, was der andere macht. Die Lage wird unübersichtlich sein. Am besten verlässt du dich auf deine Intuition.«

KAPITEL 35
    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Daniel und Lydia saßen am Küchentisch, der dicht bedeckt war von offenen Kartons mit Resten chinesischen Essens, Soßenbehältern, Senftuben und Essstäbchen. Die Lampen, vollständig hochgedimmt, schufen eine etwas karge Atmosphäre, während der Geruch der sauerscharfen Suppe und der pikanten chinesischen Gewürze exotisches Flair beisteuerte.
Irgendwie ein Stilbruch
, dachte Daniel, der Lydia in ihrem eleganten Kleid bewunderte – die Haare hochgesteckt, die Smaragdkette mit jeder Bewegung des Kopfes leicht schaukelnd –, wie sie mit den Stäbchen direkt aus der Packung aß. Sie merkte, dass er sie beobachtete, leckte sich die Lippen, lächelte und warf ihm eine Kusshand zu. Es passte so wenig zusammen, wie diese Alltagsszene, in der zwei Liebende ein scheinbar unbeschwertes Mahl zu sich nahmen, zu dem drohenden Verhängnis passen wollte, das einen wesentlichen Teil ihrer Welt zerstören konnte.
    »Lass mal was von dem Moo Goo Gai Pan übrig, wenn’s recht ist«, sagte Daniel, während er sich fragte, wie weit die Pläne der Terroristen in den achtundvierzig Stunden, seit er davon erfahren hatte, wohl vorangetrieben worden waren.
    »Na ja, du hast dich aber auch auf das Huhn mit Orangensauce gestürzt, als wär’s ein lange vermisstes Kind«, sagte Lydia. »Lass uns tauschen.«
    Daniel gab ihr seinen Karton, nahm dafür ihren entgegen.
Leck mich, ich kann das nicht.
Er schob die Packung von sich und stieß seinen Stuhl zurück. »Ich kann mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken bewegen sich ständig in zwei Richtungen gleichzeitig.«
    »Sich
nicht
zu konzentrieren, ist das nicht genau das, was wir gerade versuchen?« Sie ergriff seine Hand, sah ihn gefühlvoll an. »Liebling, ich weiß nicht, was man machen kann, außer so zu tun, als wäre alles normal. Wir machen uns nur verrückt, wenn wir immerzu daran denken.«
    Daniel drückte ihre Hand, dann erhob er sich und begann auf-und abzugehen. »Es ist achtundvierzig Stunden her, seit wir zuerst über diese Sache gesprochen haben, und noch haben wir nichts Entscheidendes bewegt.«
    »Du hast es gestern selbst gesagt – nicht schlecht für einen Tag Arbeit.«
    Daniel blieb stehen und drehte sich zu ihr. »Das war gestern, aber was haben wir heute vorzuweisen? Einer meiner Kunden hält mich für verrückt, ein anderer ist davon überzeugt, dass seine Systeme noch blütenrein sind.«
    »Stimmt ja vielleicht auch. Beide Kunden sind aber jedenfalls alarmiert und werden beim Schlafen ein Auge offen halten. Sogar dein charmanter Mr Jantzen, glaub mir.«
    Vielleicht hatte sie recht. Trotzdem reichte ihm das nicht. Er umklammerte die Rückenlehne eines Küchenstuhls. »Weißt du, in einem hat Jantzen nicht ganz unrecht. Warum wenden wir uns nicht ans FBI oder die CIA? Wie beweisen wir dieses …?«
    »Wir versuchen es ja.«
    »Es geht zu langsam.«
    »Du hast es selbst grad gesagt, wir sind erst achtundvierzig Stunden dabei.«
    »Ich glaube nicht, dass man hier von ›erst‹ sprechen kann. Wir verhalten uns, als würden wir von einem Gletscher verfolgt, während in Wirklichkeit ein Schnellbus aus der entgegengesetzten Richtung auf uns zurast.«
    Daniel beobachtete, wie ihr die Kinnlade herunterfiel, dann aber ihre Kiefermuskeln hervortraten und gegenarbeiteten. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und seine eigenen Fingerknöchel waren schon weiß geworden, so krampfhaft hielt er die Stuhllehne umklammert.
    Daniel sagte: »Natürlich ist es keine Zeitverschwendung, was wir tun, aber ich denke, wir müssen uns jemanden zu Hilfe holen, um unseren Wirkungskreis zu erweitern.«
    Lydia hob die Hand, als wollte sie abwinken. »Du hast recht«, sagte sie und

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