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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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er ungewohnterweise Anzug, Hemd und Krawatte trug, sondern auch, weil Jassar ihn mit kühlen, blinzelnden Augen beobachtete. Seit sie Ibrahim getötet hatten, war es das erste Mal, dass er ihm von Angesicht zu Angesicht begegnete.
    Sie saßen sich an einem Ende des Konferenztisches gegenüber. Auf dem Buffet, etwa drei Meter entfernt, war eine Satellitenschaltung nach New York aufgebaut, wo ein Mann und eine Frau saßen, die auf Jassars Wunsch miteinbezogen werden sollten. Die Jungs in Langley hatten über Nacht eine Sicherheitsüberprüfung vorgenommen, während Tom bereits im Flieger saß. Die beiden Systemanalytiker vom CIA und die zwei Computerexperten von der Anti-Terror-Taskforce, die Tom mitgebracht hatte, saßen ganz am anderen Ende des Tisches, zusammen mit vier saudischen Kabinettsmitgliedern, die von einem fünfzehnköpfigen Kader hauseigenerExperten unterstützt wurden. Tom war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass dies den üblichen Gepflogenheiten in Saudi-Arabien entsprach.
Es ist keine Demokratie
. Jassar hier, alle anderen auf den billigen Plätzen.
    Von dort aus ergriff jetzt einer der Computercracks von der Taskforce das Wort. »Die logische Bombe ist ein Computerprogramm, das in einem anderen Programm, einem sogenannten Trojaner, verborgen ist. Es wird heimlich eingeschmuggelt und bleibt so lange inaktiv, wie es der Urheber bestimmt hat, dann zündet es die Bombe von innen. Das Programm ist darauf programmiert, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine zerstörerische Subroutine zu starten. In diesem Fall wäre das morgen.« Falls die von den Saudis entdeckte logische Bombe von ähnlichem Kaliber war wie die, die die Briten in der Stockton-Raffinerie nahe der Nordsee gefunden hatten, durfte man möglichst keine Zeit verlieren. Tom musste die Saudis unbedingt überreden, dass sie die Erlaubnis gaben, das Sniffer-Programm einzusetzen, mit dessen Hilfe man den Urheber vielleicht zurückverfolgen konnte. Daher ergänzte er seinen Vorredner: »Und wenn es dazu kommt, wird Ihr ganzer Raffineriekomplex in Dharam in Schutt und Asche liegen.«
    »Weiter«, sagte Jassar. In Langley hatte man Tom mitgeteilt, dass es Jassar gewesen sei, der um Hilfe gebeten hatte, offenbar weil er das Problem erkannte und wusste, wie zerstörerisch so eine logische Bombe sein konnte. Und außerdem habe er darum gebeten, dass Tom Goddard die Einsatzgruppe leiten solle. »Das jugendliche Genie von Saudi-Arabien. Und Nizza«, habe er gesagt.
    Tom ließ Jassar auf sich wirken.
Ziemlich cool, aber schwer zu durchschauen. Gibt nichts preis.
Der Mann machte auf Tom einen durchaus friedlichen, sogar sanften Eindruck, aber er war kräftig gebaut, groß und schien durchaus fähig, sich über den Tisch hinweg auf ihn zu stürzen. Seine Nerven waren gespannter, als ihm lieb sein konnte. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, wie damals als Schuljunge, wenn eine Schlägerei drohte. »Wie meine Kollegen mir erklärt haben«, sagte Tom, auf die Computercracks deutend, »wird dieses Programm morgen um Punkt zwölf Uhr eine Endlosschleifeim Heizzyklus des katalytischen Reformers der Raffinerie in Gang setzen, wodurch die Temperatur erst allmählich und schließlich rapide ansteigt, um eine Explosion auszulösen.«
    »Sprechen Sie weiter«, sagte Jassar.
    »So weit, so unkompliziert. Wir wissen, was die logische Bombe bewirken soll. Wir wissen nicht, wer sie gelegt hat, ob sie von innen oder von außen kam und ob sie als Bluff gedacht ist oder als Terrorangriff.«
Bescheuert
, dachte er. Sie wussten beide, dass es sich nicht um einen Bluff, einen Schabernack handelte. Er überlegte kurz, ob er Jassar von der logischen Bombe in der Nordsee-Raffinerie von BP erzählen sollte. Aber zuerst sollten die Taskforce-Techniker und seine eigenen CIA-Experten diese neue Bombe genauer unter die Lupe nehmen können, um zu prüfen, ob sie von gleicher Machart war. »Im Grunde ist es ein schlichtes Stück Software. Zu einem vorab bestimmten Zeitpunkt wird das Programm veranlasst, sein Unterprogramm zu starten. In diesem Fall ist es eine Schleife, die jede andere Software daran hindert, den Heizzyklus abzuschalten.« Seine Stimme wurde kräftiger. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer so etwas tun könnte? Haben Sie irgendwelche Maßnahmen getroffen, um herauszufinden, wer die Bombe gelegt hat?«
    »Wir wissen beide, mit wem wir es zu tun haben«, sagte Jassar.
    »Ja. Wahrscheinlich niemand anders als Bin Abdur und seine al-Mujari.«
    Jassar nickte. »Was

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