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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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schlagen Sie vor?«, fragte er.
    Das war sein Stichwort. Würde Jassar mitspielen? »Wir setzen einen Sniffer an.« Tom wusste, dass die Saudis ihm vollstes Vertrauen schenken mussten und dass er wahrscheinlich der falsche Mann war, diesen Vorschlag auf den Tisch zu legen. Zumindest gegenüber Jassar. Er fühlte sich schäbig hoch drei. Trotzdem blieb ihm nichts anders übrig, als es drauf ankommen zu lassen.
    »Über solche Programme verfügen wir nicht, wenn wir auch davon gehört haben«, sagte Jassar. »Erzählen Sie mir von diesen Sniffern.«
    Der Mann geht keine Umwege.
»Der Sniffer schnappt zu, sobald jemand auf das Programm zugreift, und setzt sich ihm aufdie Fersen.« Er bemerkte, wie die Anspannung sein Sprechen beschleunigte.
    »Und Sie könnten uns einen zur Verfügung stellen?«
    »Nun, es ist ein selbst entwickeltes Programm. Wir installieren es in Ihrem System, beobachten es und entfernen es wieder, sobald die Situation geklärt ist. Voraussetzung ist allerdings, dass überhaupt jemand kommt, um nach der Bombe zu sehen.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Mr Goddard«, sagte Jassar. »Ich muss Ihnen nicht erklären, was für eine sensible Angelegenheit das für uns wäre. Ihnen Zugang zu einem unserer wichtigsten Computersysteme zu gewähren.«
    »Wir sind uns dieses Problems bewusst. Dessen ungeachtet können wir Ihnen diesen Code nicht zur Verfügung stellen.«
    »Eine Frage der nationalen Sicherheit«, sagte Jassar. »Genau wie für uns.«
    »Wir müssen einander einfach vertrauen.«
    Jassar lächelte. »Nein. Mir ist die Situation durchaus deutlich. Wir sind es, die
Ihnen
vertrauen müssen.«
    »Richtig. Aber warum auch nicht?« Tom hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Ja, Hergott, warum wohl sollte dieser Mann jemandem nicht trauen, der die Ermordung seines Sohnes arrangiert hatte? Und sich dabei einer jungen Frau als trojanischem Pferd bedient hatte, die dem anderen wie eine Tochter gewesen war?
    »Weil wir nicht zum ersten Mal miteinander zu tun haben.«
    »Nein«, war alles, was Tom hervorbrachte. Er hatte die verrückte Idee, sich bei Jassar zu entschuldigen.
Scheiß drauf
. Jetzt half nur noch Klartext. »Was ist aus Sasha geworden?«
    Jassar antwortete nicht, schien jedoch verwirrt und blickte zum Bildschirm.
    »Ich war es, der sie wieder eingeschleust hat. Sie sagte, sie müsse unbedingt zu Ihnen zurück.«
    Jassar schwieg weiter.
    »Wir waren es, die das Band aufgenommen hatten«, sagte Tom. »Ich habe es ihr gegeben.« Er sah Jassar in die Augen. »Es waren schlimme Zeiten.«
    »Ja«, sagte Jassar. »Ja, das waren sie.« Er trank einen Schluck Tee, bevor er wieder zum Bildschirm blickte.
    Was hat er bloß mit dem verdammten Bildschirm?
    Jassar sagte: »Also. Wie lautet unser Plan? Sie bringen den Sniffer in Stellung, und was dann?«
    Tom war mächtig erleichtert. Jassar gab also grünes Licht. »Wie gesagt, der Sniffer klinkt sich bei jedem ein, der auf die logische Bombe zugreift. Das heißt, wir müssen sie erst einmal wieder neu einspeisen – nachdem wir sie entschärft haben, natürlich. Dann warten wir, bis hoffentlich jemand kommt und nach ihr sieht, vielleicht, um zu prüfen, warum sie nicht losgegangen ist.« Er nahm noch einen Schluck Kaffee. Bitteres Zeug, wie Tinte, aber er hatte es nötig. »Dass sich vorher jemand blicken lässt, ist eher unwahrscheinlich. Wie ich vorhin sagte, das Ding ist darauf programmiert, morgen loszugehen.«
    »Aber nehmen wir an, es lässt sich doch jemand blicken. Was dann?«
    »Wenn wir Glück haben, finden wir heraus, wo die Leute sitzen. Vielleicht über einen Domainnamen im Internet. Und gesetzt den Fall, dass es dann noch nicht zu spät ist, ergreifen wir taktische Maßnahmen. Wir werden die Führung übernehmen.«
    Jassars Augen verengten sich, er machte jetzt keinen sanften Eindruck mehr. Tom fühlte sich von Finsternis umfangen. Und sofort machten sich auch die Gewissensbisse wieder bemerkbar. Er begegnete Jassars inzwischen kaltem Blick und fragte sich, warum er Sasha geholfen hatte, zu ihm zurückzukehren.

    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY
. Daniel hatte einige Minuten gebraucht, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was er da über den Satelliten zu sehen und zu hören bekam. Die Teilnehmer zuzuordnen war nicht so einfach – er konnte sich an kein geschäftliches Meeting erinnern, auf dem man sich zu Beginn nicht wenigstens einander vorgestellt hätte. Und dann schiendie Diskussion auch noch um den

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