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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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erhob sich. »Ich werde Jassar anrufen. Ich habe ein Satellitentelefon in meinem Gepäck. Es ist nicht perfekt, aber schwerer aufzuspüren als eine Festnetzverbindung und schwerer zu triangulieren als ein Handy.«

    Zwei Minuten später sah Daniel Lydia mit einer unförmigen Apparatur hantieren, die aussah wie ein Handy aus den frühen Achtzigerjahren.
    »Es muss dort ungefähr zwei Uhr morgens sein«, sagte Daniel.
    »Drei. Aber in anderthalb Stunden würde er sowieso aufstehen, weil es Zeit fürs Morgengebet ist – es klingelt.«
    Daniel hörte ein Klicken, gefolgt von gemurmelten Worten in Arabisch. Lydia antwortete auf Arabisch, zunächst sehr zurückgenommen, mit gebeugtem Kopf, als würde sie sich unterwürfig entschuldigen. Bald aber wurde sie lebhafter, begleitete ihre Worte mit Armbewegungen, erhob sich vom Bett und ging, den Kopf zurückgeworfen, mit geballter Faust gestikulierend, im Zimmer auf und ab. Dann wurde sie wieder ruhiger, setzte sich zurück aufs Bett. Sie sprach ein paar sanfte Worte, lauschte und flüsterte dann bewegt. Nachdem sie aufgelegt hatte, sah sie Daniel mit vor Überraschung geweiteten Augen, aber auch mit einem Lächeln auf den Lippen an.
    »Na, und?«, sagte er.
    »Jassar hat bereits die CIA verständigt. Sie haben eine logische Bombe im Raffinerie-Steuerprogramm von Saudi Aramco gefunden. Bin Abdurs Oberhacker muss sie gelegt haben, nachdem ich ihm Zugang verschafft hatte – ich erkläre das später. Die Amerikaner werden Computerexperten mitbringen, von der CIA und einer speziellen Terror-Taskforce.«
    Daniel hatte das Gefühl, sein ganzer Körper würde vor Erleichterung aufatmen.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte Lydia. »Morgen früh kommt ein CIA-Team hierher und stellt eine Satellitenverbindung her, damit wir per Videokonferenz an der Besprechung teilnehmen können.«
    »Das sind Fortschritte. Wollen hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.«

    Teske traf später als gewünscht auf der Turmspitze von St. Patricks’s Cathedral ein. Zuerst hatte ihn das Reinigungspersonal von der Tür zum Treppenhaus ferngehalten, und dann musste auch noch einer der Priester irgendeinen zwanzigminütigen Hokuspokus in der Nähe der Kerzen veranstalten.
    Er nahm sich dennoch Zeit, seine 338er Lapua Custom aus dem Koffer zu heben, das Zeiss-Zielfernrohr mit 24x-Vergrößerung aufzusetzen und das Stativ an dem Gewehr festzuschrauben. Das war nötig, weil er nach dem Aufstieg erst einmal zu Atem kommen musste, um eine ruhige Hand für seinen Schuss zu haben. Die dreihundert Meter bis zu Rockefeller Plaza Nummer dreißig waren nun keine übermäßige Entfernung, aber schon ein leises Zittern seiner Hand würde genügen, um die Kugel einen knappen halben Meter am Ziel vorbeizuschicken. So ein Schuss durch das Sekuritglas, das sie im 30 Rock eingesetzt hatten, war ohnehin anspruchsvoll genug. Er verwendete panzerbrechende Munition, aber selbst die konnte keine perfekte Geschossbahn auf der anderen Seite des Glases garantieren, und Habib hatte auf einem Kopfschuss bestanden.
    Als der Aufbau abgeschlossen war, ließ sich Teske auf dem kühlen Granitboden nieder, um sich noch einmal richtig zu sammeln. Nach fünf Minuten stand er auf, brachte die Lapua in Stellung und blickte durchs Zielfernrohr. Er zählte ein Fenster nach unten und dann vier von links nach rechts. Das Licht war an in diesemBüro, die Zielperson saß an ihrem Schreibtisch vor dem Computer. Nachdem er das Fadenkreuz ausgerichtet hatte, atmete er aus. Er drückte ab, sah die Zielperson verschwinden, ließ die Lapua fallen und begann die Turmtreppe wieder hinabzusteigen.

KAPITEL 36
    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . R IAD , S AUDI -A RABIEN .
»Sie haben recht, es ist eine logische Bombe.« Tom Goddard, CIA-Sektionschef für den Nahen Osten, hatte seine Hand fest um eine englische Porzellankaffeetasse gespannt. Er sah sich im Konferenzraum des saudischen Königspalasts um. Alles aus Marmor. Die Wände, der Fußboden, die Decke. Selbst die Fenster hätten aus Marmor sein können, jedenfalls konnte man nicht besonders gut hindurchgucken. Er hatte allerdings gehört, sie seien aus dickem, kugelsicherem Glas, das auch einer Scudrakete standhalten würde. Eine Konstruktionsänderung, vorgenommen, nachdem in der Nacht, in der Prinz Ibrahim ermordet wurde, etliche Fenster zu Bruch gegangen waren infolge einer Explosion, die ein gut zehn Meter breites Loch in die Außenmauer gerissen hatte. Tom war unbehaglich zumute, nicht nur, weil

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