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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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den Abzug. Er fiel rückwärts auf die Kissen. Ein roter Kreis breitete sich auf seinem weißen Nachthemd aus, genau über dem Herzen. Sasha trat näher, senkte die Beretta und feuerte die zweite Kugel in den Schädel des Prinzen, direkt hinter dem rechten Ohr. Dann ließ sie die Waffe fallen.
    Ihr Verstand sagte ihr, was als Nächstes zu tun sei – zum Fenster am Ende des Flurs laufen, das Seil nach unten werfen und sich davonmachen –, aber ihr Körper war nicht annähernd so beherrscht wie die Stimme in ihrem Kopf. Ihr Atem ging stoßweise, der Magenwollte sich umdrehen beim Geruch des Blutes, das sich auf dem Fußboden des Flurs gesammelt hatte, wo die Toten lagen. Sie warf einen Blick über die Schulter.
Immer noch keine weiteren Wachleute. Gott sei Dank.
Sie hörte Rauschen aus einem Funksprechgerät am Gürtel des Gruppenführers und dann die Worte: »Wir sind aufgeflogen! Wir haben Verluste und brechen ab! Bereitet Transport vor! Eine Minute!« Sekunden später hörte sie von irgendwoher Schüsse und Schreie. Ein Alarm ertönte und die Flurlichter gingen an. Als sie um eine Ecke des Korridors bog, hatte offenbar einer aus dem Team den C-4-Zünder ausgelöst, denn vor ihr blitzte ein grelles, gelblich weißes Licht auf, so hell wie die Sonne. Eine Druckwelle fegte durch den Flur und warf sie rücklings zu Boden.
    Sasha sprang wieder auf und rannte den Flur hinunter. Am Fenster erblickte sie sechs Mitglieder des Trupps, die nacheinander nach draußen sprangen und sich am Seil herabhangelten. Als sie am Fenster anlangte, waren sie schon alle unten. Sie setzte über die Brüstung, ohne nach unten zu blicken. Während sie am Seil hinunterglitt, horchte sie nach dem Motorengeräusch der drei 535er BMWs, die, wie sie wusste, für die Flucht des Trupps bereitstehen sollten. Sie waren ihre einzige Hoffnung. Aber sie konnte sie nicht hören. Ihre Ohren dröhnten vom Pochen ihres Herzens, dem Nachhall des Gewehrfeuers und der heimtückischen Sprengstoffexplosion. Als sie bemerkte, dass ihr Denken wieder einsetzte und sie nicht mehr nur rein instinktiv handelte, vom Adrenalin befeuert und der Leidenschaft ihres Glaubens an die richtige Sache, wurde ihr klar, dass sie vielleicht überleben würde und dass der Plan, trotz des verheerenden Eingreifens der saudischen Wachen und dem daraus erwachsenen Zwang zur blitzschnellen Improvisation, nicht vollständig fehlgeschlagen war.
    Sasha rannte auf das Loch in der Außenmauer zu. Als sie bis auf zehn Meter heran war, hörte sie die Stakkatosalven aus den Uzis zweier Mitglieder der Todesschwadron, die zu beiden Seiten des Loches Stellung bezogen hatten. Sie sah zwei weitere Männer vor sich herlaufen, und jetzt waren sie in dem drei Meter tiefen Krater, an der Stelle, wo sich die Mauer befunden hatte. Auf deranderen Seite konnte sie einen der schwarzen BMWs erkennen. Sie hörte Kugeln an ihrem Kopf vorbeizischen. Der in der Luft hängende Staub von der Explosion verursachte einen muffigen Geschmack im Hals. Sie fühlte Mauergeröll unter ihren Füßen, verlor das Gleichgewicht und warf sich in den Krater. Voll auf dem Bauch landend, schnappte sie nach Luft, hatte aber nicht das Gefühl, dass der Sauerstoff in ihrer Lunge ankam.
    Für einen Moment hörte Sasha noch die scharfen Feuerstöße der Uzis, bevor auch diese verstummten. Ihre Augen waren wieder weit aufgerissen, sie konnte zwar nicht atmen, aber ihre Beine funktionierten noch, sie stolperte über irgendjemand oder irgendetwas, schwer zu sagen, und dann wurde sie von zwei Männern an den Achseln gepackt und über den Rand des Kraters auf die andere Seite geschleift, wo sie vor sich die offene Tür des BMWs erblickte, den auf Hochtouren laufenden Motor hörte und sich mit dem Kopf voran ins Wageninnere geschleudert sah. Sie schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf, bevor ein anderer Körper im Hechtsprung auf ihr landete, und dann setzte der Wagen sich auch schon in Bewegung. Schnell nahm er Geschwindigkeit auf, und ihr wurde klar, dass sie nicht nur am Leben war, sondern hier auch heil herauskommen würde. Im selben Moment jedoch schoss ihr ein quälender Gedanke durch den Kopf:
Aber wo soll ich jetzt hin?
    Das Krachen automatischer Waffen weckte Prinz Jassar. Er griff nach dem Telefon, wusste aber nicht, wen er anrufen sollte, und legte den Hörer auf die Gabel zurück. Die folgenden fünf Minuten über saß er entweder da und wartete, dass jemand kam, oder er stand auf und machte, seltsam unentschlossen, ein paar

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