Trojanische Pferde
abgestellt, den Rest führte er durch die labyrinthischen Gänge, die den äußeren Bereich des Palasts durchzogen, auf Prinz Ibrahims Gemach zu. Sie sah zu, wie der Gruppenführer hinter der ersten Biegung des Flurs verschwand. Plötzlich wurde Sasha von einer Vorahnung befallen, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Sie stieß sich von der Wand ab und eilte in Richtung des Prinzgemachs.
Einer der Männer, die sich paarweise in Feuerstellung verteilt hatten, packte sie am Handgelenk, als sie an ihm vorbeikam. Ein Adrenalinstoß durchschoss sie. Mit zusammengebissenen Zähnen funkelte sie den Mann wütend an. Seine geweiteten Augen verrieten Furcht. Sie entriss ihm ihren Arm und ging weiter. Jetzt spürtesie den belebenden Rausch der Todesgefahr und gleichzeitig die ruhige Entschlossenheit, die sie antrieb.
Er wird mir niemals vergeben
, schoss ihr abermals durch den Kopf. Der Gedanke saugte einen Gutteil ihrer Kraft ab, doch sie ließ sich nicht beirren. Sie erreichte die nächste Biegung, die letzte vor Ibrahims Gemach, und erblickte den Gruppenführer drei Meter von der Tür entfernt. In diesem Moment kamen drei saudische Wachleute um die Biegung am anderen Ende des Flurs getrottet. Sie spürte, wie ihr das Blut heiß ins Gesicht stieg und ein heller Zorn in ihrer Brust sich Luft zu machen suchte. Sie sah, dass zwei Mitglieder des Trupps, die sich einige Meter hinter dem Anführer befanden, die Köpfe zurückwarfen wie Pferde beim Anblick von Feuer, und sich dann über ihre Waffen kauerten.
Schüsse zischten aus den schallgedämpften Uzis der beiden Teammitglieder. Die drei Saudis wurden zurückgeschleudert, ihr Blut spritzte, während Kugeln krachend von den Marmorwänden abprallten. Schwer schlugen ihre Körper auf dem Boden auf. Zwei weitere Wachleute tauchten hinter derselben Biegung auf, mit vorgehaltenen M-16-Gewehren. Salven krachten, Sternenflammen schossen aus den Gewehrläufen und fällten die beiden Teammitglieder. Der Gruppenführer erstarrte anderthalb Meter von der Tür des Prinzen entfernt – es war das Zögern des Todes. Im nächsten Moment warfen ihn zwei gleichzeitige Salven aus den Gewehren der saudischen Wachleute rückwärts gegen die Wand.
Sasha zwang sich, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Als sie sich ihrer keuchenden Atmung bewusst wurde, erwog sie kurzzeitig, sich hinter einem gequälten Aufheulen zu verstecken. Stattdessen aber hob sie einen Arm und streckte die Hand zu den Wachleuten aus. Diese ließen ihre automatischen Waffen sinken und nickten ihr zu, zum Zeichen, dass sie sie erkannt hatten. Sie drückte sich mit dem Rücken an die Marmorwand, die Füße nur wenige Zentimeter von der Blutlache entfernt, die aus dem Körper des Gruppenführers sickerte.
»Noch mehr!«, rief sie auf Arabisch und zeigte mit zwei Fingern den Flur hinunter in Richtung des Fensters, das sie geöffnet hatte.Die Wachleute nickten wieder, beugten sich über ihre Waffen und setzten sich in Bewegung. Sie musterte die beiden Männer, als sie an ihr vorbeikamen, sah die Panik in ihren Gesichtern und widerstand dem eigenen Drang, einfach die Flucht zu ergreifen. Sie ließ sich an der Wand hinabgleiten, als sie die Beretta und den Schalldämpfer bemerkte, der aus dem Halfter des Gruppenführers ragte.
Die Sache darf nicht fehlschlagen
, rief sie sich noch einmal in Erinnerung. Sie riss die Beretta aus dem Gürtel des Anführers und drehte den Schalldämpfer entgegen dem Uhrzeigersinn, um sich davon zu überzeugen, dass er fest am Platz saß. Dann nahm sie, die Arme ausgestreckt, die Pistole in beide Hände und schoss dem ersten Wachmann eine Kugel in den Rücken. Sie sah das entsetzte Gesicht und den Schrecken in den Augen des anderen, als er sich umdrehte. Sie zielte auf seine Brust und gab zwei weitere Schüsse ab.
Drei Schuss verbraucht, bleiben noch fünf übrig
. Sie lief mit vorgestreckter Pistole auf die beiden zusammengesunkenen Männer zu. Der zweite rührte sich nicht mehr, der erste wohl. Sie verpasste ihm eine weitere Kugel in den Hinterkopf. Dann wirbelte sie herum und rannte zu Prinz Ibrahims Gemach, mit tiefen Zügen atmend, während sie sich durch die Tür warf. Im Schimmer der Digitaluhr zeichnete sich die Gestalt des Prinzen ab, der aufrecht im Bett saß und ihr entgegenstarrte. Sie richtete die Pistole auf seine Brust. »Du Schwein!«, sagte sie auf Arabisch.
»Sasha, ich verstehe nicht«, stammelte der Prinz.
»Dann verdienst du auch nichts Besseres«, sagte sie und drückte
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