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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Bedürfnisse sagte. Sie wollte geliebt werden. Sie stand auf und verließ den Tisch, denn hier, das war klar, würde sie die Liebe nicht finden.

    Drei Uhr nachts war der Zeitpunkt, wo die Reichen und die Schönen von den Drogen ihrer Wahl auf geistige Getränke umstiegen. Sasha saß auf dem Achterdeck der
Staid Matron
und schlürfte Dom Perignon mit Nigel Benthurst, ihrem Gastgeber. Sie hörte ihm nur halb zu und bekam im Grunde nicht mehr mit, als dass er in jener affektierten, fast stotternden Manier sprach, die ihrer Beobachtung nach geradezu kennzeichnend war für die Absolventen englischer Eliteschulen. Überhaupt schien sein ganzes Gebaren den längst vergangenen Glanzzeiten des englischen Oberhauses zu entstammen. Selbst Sasha fand es schwierig, dieser pathetischen Erhabenheit etwas entgegenzuhalten, zumindest in der Unterhaltung.
    »Scheint, als hätte Ihr Ibrahim viel Freude an seinen neuen Freunden, Abdul und Walid. Sie auch?«, sagte Nigel in seiner abgehackten Sprechweise.
    Eton?
Der kleine Widerling ging ihr langsam auf die Nerven. Sie spähte nach hinten in die Kabine der Yacht, wo sich die Party hauptsächlich abspielte, konnte Ibrahim aber nicht entdecken.
    »Sorry. Falscher Ansatz. Mein Fehler«, sagte Nigel. »Ich fang noch mal von vorn an. Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten, Sasha. Würde meinen, es läge in, in Ihrem eigenen, äh, Interesse.«
    »Wie das?« Wieder der Blick zurück in Richtung Kabine. Er traf auf den eines Gastes von etwa Mitte dreißig, der drei Meter entfernt saß und genüsslich eine Zigarre paffte.
Der schmuddelige Amerikaner
. Der Mann, mit dem Nigel letztens auf der
Christina
die ganze Nacht politisiert hatte.
    »Hab den Eindruck, dass Ibrahim dabei ist, den falschen Dampfer zu besteigen«, sagte Nigel. »Es ist ein bisschen, äh, ähm, furchterregend, im Grunde. Diese Burschen da, Abdul und Walid, das sind Extremisten. Mit Verbindung zu Terroristen. Sie versuchen, Ibrahim für sich zu gewinnen.«
    Sasha spielte mit ihrer Perlenkette, als wollte sie alles von sich weisen, was Nigel soeben gesagt hatte.
Lass mich in Frieden.
Sie hatte die Nase voll von all diesem Gerede. Scheißpolitik. Und was führten diese Männer denn nun mit Ibrahim im Schilde? Was führte Nigel im Schilde? Sie sah erneut zu dem schmierigen Amerikaner hin. Steckte er auch in irgendeiner Weise mit drin? »Reden Sie mit mir?«, fragte sie Nigel.
    »Ähm, ja, in der Tat.«
    »Und?«
    »Ich sagte, dass diese Burschen meiner Meinung nach Extremisten sind.«
    »Was wollen Sie, Nigel?«
    »Nun, äh, im Grunde Ihre Hilfe. Unsere Leute wollen, dass Ihr Ibrahim ihnen die kalte Schulter zeigt oder sie wenigstens, nun, unschädlich macht. Wir passen auf ihn auf.«
    »Sie meinen, Sie beobachten Ibrahim?«
Was geht hier vor?
    »Nein, die anderen.«
    Sasha beugte sich vor und sah ihm scharf in die Augen. »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich habe Sie, äh, ein bisschen unter die Lupe genommen. Sie sind klug. Und wissen es besser. Wertebewusstsein und so weiter. Sie haben gesehen, wie der Durchschnittssaudi lebt. Doppelmoral. Königshaus. Armut. Auf engstem Raum. Das Land ist dabei, im Sumpf zu versinken. Öl, soziale Unruhen, mehr Öl, fünfundneunzig Prozent der Bevölkerung verdient im Jahr weniger als die Zinsenauf die Einnahmen aus zehn Minuten Ölförderung. Die königliche Familie thront immer noch über allem und steht sich ganz gut dabei, alles, was recht ist.
Besonders
gut mit den Gebühren, die sie auf alles erhebt, was ins Land kommt. Militärische Ausrüstung. Maschinen. Agrargüter. Was immer Sie wollen.«
    »Die Familie engagiert sich sehr für Verbesserungen aller Art. Sie bauen an der Zukunft des Landes«, sagte Sasha. Sie dachte an Jassar, der sicherlich hell empört wäre über Nigels Worte.
    »Wachen Sie auf. Es braut sich Unheil zusammen in ihrem famosen Königreich. Sie wüssten es, wenn Sie drauf achten würden.«
    Sasha hielt nach Ibrahim Ausschau, sah ihn aber nirgends. Sie wollte flüchten. Das Problem war nur, dass das, was Nigel sagte, plausibel klang. Doch im gleichen Moment, da sie dies dachte, wurde ihr klar, dass die Sache geplant war. Dies war keine zufällige Unterhaltung, wie man sie im Trubel einer Party auf der Yacht eines reichen Engländers führt. Tatsächlich hatten Nigels Andeutungen verdächtige Ähnlichkeit mit dem, was der schmuddelige Amerikaner auf der
Christina
von sich gegeben hatte.
    »Lassen Sie mich beschatten?«, fragte Sasha.
    »Nur wenn Sie es

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