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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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wünschen.«
    »Natürlich nicht. Was wollen Sie von mir?«
    »Lassen Sie uns die Augen offen halten. Sie halten die Augen offen. Erzählen uns, was abläuft, kommen zu mir, zu uns. Das ist alles.«
    Sie erwog, ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren, sagte aber stattdessen: »Na gut, ich höre Ihnen zu. Aber wer sind Sie eigentlich?«
    Er sah sie eindringlich an, versuchte sie offenbar abzuschätzen. »Ein besorgter Freund.«
    »Verstehe. Nur so ein Typ, der auf Yachten herumhängt und die Mädchen vor den neuen Kumpeln ihrer Freunde warnt.« Er antwortete nicht. »Nebenbei vielleicht noch ein bisschen im sozialen Bereich engagiert?« Sie beschloss, es gut sein zu lassen und zu sehen, ob sie Näheres in Erfahrung bringen konnte, bevor sie ihn mit ihrer Haltung verprellte. Aber wütend war sie doch. Wütendauf Nigel, weil er ihr nachspionierte. Wütend auf Ibrahim. Wütend auf den schmuddeligen Amerikaner, der ein paar Meter weiter in seiner derangierten Kakihose und seinem zerknitterten Baumwollhemd dasaß und seine blöde Zigarre rauchte. Im Grunde wütend auf alle an diesem Abend.
    »Ibrahims neue Freunde werden ihn in Schwierigkeiten bringen. Er wird sich noch wünschen, dass er sich nie für etwas anderes interessiert hätte als Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll. Dieser kleine Urlaub in Kalifornien vor einem Jahr hat ihm womöglich mehr Schaden als Nutzen gebracht.«
    Plötzlich verspürte sie – Angst. Wie zum Teufel konnte Nigel von der Betty-Ford-Klink wissen? Wer war dieser Nigel? Und tatsächlich, er und seine Leute, wer immer sie sein mochten, sie beobachteten Ibrahim. Und sie. »Was soll das heißen?«
    »Nur das, was ich vorhin sagte. Wir haben ihn beobachtet. Und zwar, äh, besonders sorgfältig, seitdem er diese beiden streunenden Hunde aufgelesen hat. Helfen Sie uns. Helfen Sie sich selbst.«
    Sie musste dringend nachdenken, sich neu aufstellen, also erhob sie sich und ging zur Kabine, um nach Ibrahim zu suchen. Der schmuddelige Amerikaner mit seiner Zigarre nickte ihr lächelnd zu. Sie stolzierte an ihm vorbei, mit fliegenden Perlen, die Schultern durchgedrückt, alles rein instinktiv, denn mit ihren Gedanken war sie ganz woanders, vollauf beschäftigt damit, was sie Ibrahim sagen würde, sobald sie ihn aufgespürt hatte.

    Prinz Ibrahim und Sasha waren schwer damit beschäftigt, sich für die nächtlichen Vergnügungen anzukleiden, er in der oberen Etage ihrer Doppelsuite im Baron David, sie unten im Wohnzimmer. Es machte ihr Spaß, sich unten umzuziehen, wo die linde Abendluft durch die Fliegengittertüren hereinwehte und sie in der Ferne die glitzernden Lichter sehen und unter ihren Füßen die erdende Kühle des Marmorbodens spüren konnte. Noch schöner wär’s gewesen, wenn die Aussicht sie von dem hätte ablenken können,was ihr doch erhebliche Bauchschmerzen machte. Sie probierte ein weiteres der über die Sofas verteilten Kleider an, um anschließend Ibrahim herbeizurufen, damit er sein Urteil abgebe.
    Sie versuchte schon den ganzen Abend, in eine Diskussion über Abdul und Walid und ihre politischen Ziele einzusteigen. Frustrierenderweise war es ihm aber stets gelungen, ihr auszuweichen.
Tja, dann muss ich wohl einfach Klartext reden.
»Ibrahim, diese Typen, Abdul und Walid. Was wollen die eigentlich von dir?«
    Er blickte von der Galerie zu ihr herunter und zuckte die Achseln. »Nichts.« Sie sah unzufrieden zu ihm hoch, er bemerkte es und wandte sich ab. Er musste aber ihre Blicke im Rücken gespürt haben, denn nach einer Weile drehte er sich wieder um und sagte: »Es ist nur so, dass wir einige gemeinsame Ansichten haben.«
    Eine lahme Antwort, wie sie fand.
Deine Nonchalance macht mich nur noch mehr nervös.
»Sieht eher so aus, als würden sie dir ihre Ansichten aufdrücken.«
    Er runzelte die Stirn und wandte sich erneut ab. Sie ärgerte sich, fühlte sich provoziert, um so hartnäckiger am Ball zu bleiben. »Du musst es ja wissen«, sagte er noch, bevor er im Schlafzimmer verschwand.
    Ich bin noch nicht fertig mit dir.
Sasha suchte ein weiteres Kleid heraus. »Wie wär’s mit dem hier?«, rief sie, eins mit Blumenmuster hochhaltend.
    Er trat ans Geländer zurück. »Zu viel ländlicher Touch.«
    »Weißt du, du nimmst seit Neuestem Standpunkte ein, die allem widersprechen, womit du dich früher identifiziert hast.« Da. Reichte das, um ihn in Wallung zu bringen? So leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen, und wahrscheinlich erwartete er auch gar nichts anderes von

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