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Trojaspiel

Trojaspiel

Titel: Trojaspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Hoepfner
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bißchen, um ihm zu zeigen, wie sehr allein meine Gnade ihn am Leben erhält. Er muß begreifen, daß er ohne mich gar nichts ist. Aber wenn er mich schlägt, dann . . .
       Zwei Chassidim in gepflegten schwarzen Anzügen traten aus dem Hof der Nummer 9 und gingen, ohne nach rechts und links zu blicken, die Straße hinunter. Der Hebamme fiel ein, daß in diesem Teil des Viertels fast ausschließlich Juden wohnten, und sie wunderte sich, ausgerechnet hierher gerufen worden zu sein. Juden nahmen ihre Dienste so gut wie nie in Anspruch. Sie lebten in großen Familienverbänden und halfen sich untereinander aus. Irgendeine Mutter oder Großmutter aus der Nachbarschaft gab es immer, die sich auf die Geburtshilfe verstand. An der Professionalität dieser Hilfe oder an ihrer Sorgfalt konnte es dabei kaum etwas auszusetzen geben. Oder war da etwa Religiöses im Spiel? Den Söhnen und Töchtern der Juden schien es jedenfalls gutzugehen, man verzeichnete, wie der Arzt, der ihrem Töchterchen damals die Augen geschlossen hatte, sie einmal belehrte, die geringste Kindersterblichkeit der Stadt für sie. Aber das war der Hebamme gleichgültig, denn die Juden waren bisher ohne Belang für ihr Geschäft. Um so mehr war sie gespannt darauf, was in dem heruntergekommenen Haus auf sie wartete. Die Hoftür stand offen. In der Stube des Hausmeisters brannte Licht, aber niemand bemerkte sie. Sie stolperte durch das unbeleuchtete Stiegenhaus, in dem es nach Moder, Kohl und Katzenpisse stank, und fand, denn hierin besaß sie Erfahrung, trotz des Halbdunkels bald die bezeichnete Kammer.
       Als sie klopfte, kam es ihr auf einmal so vor, als wäre es unerträglich heiß geworden. Ihre Kleider brannten auf der Haut.Ein leichter Schwindel verwirrte ihre Gedanken, und einen Moment lang glaubte sie, sich erbrechen zu müssen oder in Ohnmacht zu fallen.
       Niemand öffnete, und da die Tür nur angelehnt war, trat die Hebamme einfach ein. Die Kammer war kaum möbliert, hatte eine sehr niedrige Decke und roch nach Schweiß und Fieber. Hinter einem nur halb zurückgezogenen Vorhang wälzte sich eine junge Frau stöhnend in ihrem Bett. Sie schien erst vor kurzem eingezogen zu sein. Zwei geöffnete Koffer standen auf dem Boden, unausgepackt. Der türlose Kleiderschrank war leer. Die Kotusova, die jetzt vehement das Gefühl unterdrückte, der Raum hätte sich ein- oder zweimal um sie herum gedreht, und die soeben noch geglaubt hatte, im rechten der beiden Koffer ein sehr feines Seidenkleid entdeckt zu haben (jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher), fühlte, wie sie selbst auf eine fast unanständige Weise zu schwitzen begonnen hatte. Nebenbei bemerkt, beschlich sie, als sie die Holzplatten aus dem Fensterrahmen zog und die Läden aufstieß, obwohl das, weil sie doch kein Glas enthielten, völlig überflüssig war, der Eindruck, daß eine dünne Stimme an ihr Ohr drang, mit so verwirrenden Worten wie: helfen-Sie-in-Gottes-Namen-helfen-Sie-bitte – aber beschwören wollte sie es nicht.
       Die Macht der Routine ließ sie dann mit maschinenhafter Geruhsamkeit ein paar der Handgriffe ansetzen, die im allgemeinen dazu führten, daß weder Mutter noch Kind starben.Im speziellen bewunderte Sonja jedoch die tanzenden Lichtkronen auf der Wanderschaft von den feuchten Handgelenken hinab zu den glänzenden Fingern, die heute in größerer Anzahl als gewöhnlich (sie wagte nicht zu zählen) ihre kräftigen Handflächen zierten. Sie hatte schließlich das Primus-Öfchen entdeckt und Wasser erhitzt. Auch ein paar Leinentücher waren bereitgelegt. Summend schlug die Kotusova die Bettdecke zurück, wo schlanke Beine rhythmisch gegen durchweichtes Tuch klatschten. Die Fahne war bereits gehißt, das Kind hatte das Laken schon gezeichnet. Die Hebamme wusch sich die Hände und betastete den Bauch, der stramm, aber kaum gewölbt war. Währenddessen redete sie beruhigend auf die Schwangere ein.
       In Gedanken jedoch tanzte Sonja über den nächtlichen Rasen des Alexanderparks. Ein paar Zuschauer applaudierten, und der Mann mit der duftenden weißen Hemdbrust und dem strahlenden Papierkragen sah dem Taxidermisten weitaus ähnlicher als dem Ungeheuer, das daheim in ihrem Bett lag.Sie bedeutete ihrer Kundin abwesend, noch nicht zu pressen, das Tor, durch das ihr zappelnder Peiniger in die Welt hinaustreten würde, war noch nicht weit genug. Nicht so wie der breite zahnlächelnde Mund unter dem Schnäuzer des Tänzers.Ihr Galan drehte geschwind, er packte sie

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