Trommeln der Lust
Cocktailempfangs entging mir nicht das kleinste Detail. Ich beobachtete alles und jeden auf der Veranda, hörte alles, bekam alles mit. Sämtliche Sinne schienen hellwach und seltsam geschärft. Ich schob diese Symptome auf den langen Flug und den abrupten Klimawechsel. Immerhin raste auch mein Herz so seltsam, das lag sicher am erhöhten Adrenalinspiegel und anderen überschüssigen Stresshormonen.
»Oder ist es verboten, dass eine alleinreisende junge Frau das Honeymoon-Zelt bezieht? Das könnte doch auch Unglück bringen, oder?«, sagte Axel in diesem anzüglichen Tonfall zu Damian, der gerade die Blicke auf der Veranda hatte umherschweifen lassen. In diesem Moment hatten sich unsere Blicke gekreuzt. Und deswegen konnte ich genau beobachten, wie Damian etwas verlegen wurde und offenbar um eine passende Antwort auf Axels unverschämte Bemerkung rang. Und seine Verlegenheit berührte mich.
Etwas näher kennengelernt hatte ich den Wildhüter ja bereits. An dem Abend in München und in Clausâ Beisein war er mir die meiste Zeit über geradezu ernüchternd geschäftsmäÃig erschienen. Aber jetzt erkannte ich endlich auch den süÃen Typen aus dem Fernsehen in ihm wieder. Wie er so an das hölzerne Verandageländer gelehnt dastand, mit lässig vor der breiten Brust verschränkten Armen â¦
Eine Sekunde später hatte sich Damian dann allerdings wieder gefangen: »Nicht, dass ich wüsste!«
Damian erwiderte Axels spöttische Blicke ein wenig reserviert und ansonsten ungerührt, während er sich vom Verandageländer löste.
»Aber falls sich doch einmal irrationale Ãngste hier verbreiten sollten, können Sie mich gern ansprechen. Im nahe gelegenen Dorf leben gleich mehrere einheimische Schamanen. Diese Leute kennen sich gut aus mit bösen Omen. Eine kleine geheime Zeremonie, und alle bösen Geister sind aus der Welt geschafft. Wenn Sie sonst keine weiteren Fragen haben, würde ich mich nun verabschieden. Ich sehe Sie alle spätestens morgen Abend am Lagerfeuer zum Barbecue â und jetzt wünsche ich Ihnen eine gute erste Nacht im Camp.«
Damit verlieà Damian, beide Hände tief in den Taschen seiner khakifarbenen Jeans vergraben, unsere kleine Cocktail-Runde.
Ich blickte ihm von der Veranda aus hinterher und konnte es mir nicht verkneifen, dabei auf seinen Hintern zu starren. Ich gestehe es, denn ich hatte keine Wahl. Allein der Anblick seiner schmalen Männerhüften war jede Sünde wert.
Gleichzeitig konnte ich Axel neben mir murmeln hören: »Arroganter Lackaffe! Der hält sich ganz eindeutig für was Besonderes, dieser ⦠dieser Wildhüter!«
Ich löste widerstrebend den Blick von Damian und starrte Axel an.
»Wie bitte?«
»Nichts, Clara, alles in Ordnung. Ich genieÃe nur den Drink.«
Alle anderen schienen nichts gehört zu haben. Die Clique wirkte ziemlich schläfrig. Die Reisestrapazen steckten anscheinend jedem in den Knochen, nicht bloà mir. Gut möglich auch, dass Axel selbst nur ein bisschen gereizt und übermüdet war. AuÃerdem war ich mir bereits nicht mehr sicher, ob er eben tatsächlich diese unfreundlichen Worte ausgesprochen hatte. Vielleicht entsprang alles nur meiner überhitzten Phantasie.
»Trinken wir noch einen?«, rief in diesem Moment Gunter in die Runde. Er deutete auf das Bowlengefäà auf dem Tisch.
»Ja, klar!«, riefen alle wie auf Kommando.
Fünf leere Gläser streckten sich Gunter entgegen. Meins war nicht dabei, denn ich wollte nicht noch mehr Alkohol trinken.
Allmählich senkte sich die Dämmerung über das Camp. Die Luft war warm und seidenweich. Rings um das Clubhaus zirpten unzählige Zikaden um die Wette.
Bei uns auf der Veranda stieg allmählich die Stimmung. Und auch der Geräuschpegel. Axel war mal wieder der Lauteste. »Komm her, Clara! Du bist so ruhig, die ganze Zeit über schon. Fehlt dir Claus?«
»Sollte er etwa?«, gab ich frech zurück.
»Wenigstens könntest du so tun, als ob!«, konterte er und fügte dann ganz brav hinzu: »Bitte nimm es mir nicht krumm. Und übrigens, du siehst heute Abend einfach umwerfend aus.«
Dann schenkte Axel mein Glas randvoll, wobei er ständig auf meinen Busen schielte. Ich trug ein T-Shirt ohne etwas drunter und merkte, wie sich meine Nippel aufrichteten. Eine unwillkürliche Reaktion meines
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