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Trommeln der Lust

Trommeln der Lust

Titel: Trommeln der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Rubin
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Unterwäsche darunter.
    Meine Freundin, die Stewardess, sah zum Abheben scharf aus in dem Teil. Und ich sagte ihr das natürlich auch.
    Â»Jetzt liegt es an dir, Clara, als i-Tüpfelchen ein ebenso raffiniertes wie rattenscharfes Make-up zu zaubern!«
    Â»Ich bin ja dabei. Aber nicht, dass Gunter noch Grund zur Eifersucht kriegt heute Nacht.«
    Â»Ich hätte nichts dagegen.«
    Für mich war es tatsächlich ein pures Vergnügen, Myriam zu schminken. Sie war ungeheuer wandlungsfähig. Vom zarten Schneewittchen bis zur feurigen Carmen – das alles hatte ich schon zu anderen Anlässen aus ihrem dunklen Typ hervorgelockt. Wenn ich Myriam ein Make-up verpasste, dann fühlte ich mich immer wie eine richtige Künstlerin.
    Ich arbeitete sowieso sehr gern als Visagistin. Ich liebte es, zu gestalten und zu verschönern, dem jeweiligen Typ angemessen. Ich fand meinen Job, den ich freiberuflich ausübte, regelrecht erotisch. Vor allem dann, wenn es mir gelang, eine Spur von subtiler Sinnlichkeit auf die Gesichter meiner Kundinnen zu zaubern.
    Die eigentliche Kunst lag dabei im Akzentuieren, im gekonnten Hervorheben der jeweiligen natürlichen Schokoladenseiten, die jeder Mensch besitzt.
    Malen oder gar Übermalen gab es bei mir nicht, lediglich Kaschieren, wo nötig. Mit Farben ging ich vorsichtig um beim Schminken. Ein Gesicht war etwas Lebendiges, keine Leinwand.
    Wenn die Kunden schließlich vom Ergebnis meiner Bemühungen begeistert waren, dann blühte ich richtig auf.
    Der Verdienst war mittlerweile auch okay. Durch Mundpropaganda war ich mit der Zeit bekannter geworden, und ich besaß jetzt endlich eine ordentliche Anzahl von Stammkunden.
    In dem Beruf lernte man auch gut Menschen kennen. Myriam etwa, die inzwischen meine beste Freundin war. Wir hatten uns auf einem meiner Styling-Seminare kennengelernt, die ich regelmäßig abhielt. Dieses Mal hatte mich Myriams Fluggesellschaft gebucht und in ein Frankfurter Hotel geladen, um ihre Stewardessen in Styling-Fragen fortzubilden.
    Myriam hatte sich als freiwilliges Modell angeboten, das ich für den praktischen Teil zum Schminken und Stylen brauchte.
    Den Abend zwischen den beiden Seminartagen verbrachten sie und ich gemeinsam gut gelaunt und plaudernd an der Hotelbar. Von da an waren wir befreundet.
    Claus sollte ich nicht lange danach ebenfalls über meinen Beruf kennenlernen. Er war als Gast in einer Talkshow eingeladen. Ich wiederum wurde vom Sender angeheuert, um für eine erkrankte feste Mitarbeiterin kurzfristig einzuspringen. Ich durfte die Talkshow-Gäste hinten in der Maske auf kameratauglich trimmen. Einer davon war der Dokumentarfilmer Claus Carlson.
    Es gibt kaum etwas Intimeres, als einem anderen Menschen im Gesicht herumzufummeln. Männer reagieren dabei durchweg empfindlicher als Frauen, die es immerhin gut kennen, das Gefühl beim Schminken. Tatsächlich kennt man als Visagistin innerhalb von sehr wenigen Minuten sämtliche Schwachstellen des Kunden. Keine Sorgenfalte bleibt dem professionellen Auge verborgen, kein geplatztes Äderchen, kein lästiges Härchen.
    Claus wurde allerdings von keinem dieser kleinen Übel geplagt. Er hatte eine schöne Haut mit einem makellosen olivefarbenen Teint. Auch seine Nase war wohlgeformt wie die einer römischen Statue. Für die Kamera musste sie trotzdem – wie alle Nasen – vor dem Auftritt sorgfältig gepudert werden.
    Hätte ich Claus damals direkt an den Schwanz gefasst, ich glaube, er wäre nicht so heftig zurückgeschreckt wie beim Anblick der Puderdose.
    Wir mussten beide lachen, damals in der Maske des TV -Senders. Natürlich war ihm sein schreckhaftes Wesen in der nächsten Sekunde bereits peinlich, und er entschuldigte sich charmant. Wir kamen darüber ins Gespräch. Irgendwann schloss er die Augenlider und ließ mich gewähren. Und so puderte ich ihm so zart wie möglich Nase, Wangen und die Stirnpartie, bis wirklich nichts mehr glänzte. Zu guter Letzt verabreichte ich Claus Carlson auch noch eine kleine Kopfmassage, die normalerweise nicht zu meinem üblichen Angebot gehörte.
    Claus gefiel es, er schnurrte regelrecht vor Vergnügen. Und dann bekam er eine kräftige Erektion.
    Uns war beiden klar, dass ich es bemerkt hatte, es ging gar nicht anders. Ich stand ja während der Kopfmassage hinter dem Stuhl, auf dem Claus vor dem Spiegel saß – und erkannte daher sofort die

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