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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Tage später  ins Auto und fuhr direkt zur Schule. Ich ließ den Direktor fragen, ob es möglich sei, Daten zu bekommen, weil wir einen Film über die Gymnasien dieser Stadt machen wollten. Er war hocherfreut und erzählte mir Dinge, die ich gar nicht wissen wollte. Aber brav nahm ich ihn auf, fragte ihn routinemäßig, ob wir mit unserem Filmteam wiederkommen dürften und er sich für ein Statement zur Verfügung stellen würde. Natürlich! Natürlich! Ich konnte mir vorstellen, wie er daheim seiner Frau und Bekannten davon erzählen würde und kam mir schäbig vor, so schäbig, dass ich mir vornahm, den Film tatsächlich zu machen. Immerhin war ich auch in einem der Gymnasien dieser Stadt zur Schule gegangen.
    Überhaupt fühlte ich mich nicht wohl bei der ganzen Sache. Die Tage mit meinem alten weisen Mann und die Inhalte unserer Gespräche standen in einem krassen Gegensatz zu dem, was ich gerade machte. Nur dieser Film noch, dachte ich immer wieder, nur noch das. Dann läuft alles ganz anders.
    „Wäre es möglich, die Jahresberichte der vergangenen 15 Jahre zu bekommen?“ fragte ich den Direktor. „Dann könnten wir einen Überblick über die Highlights erstellen. Und wenn ich Fragen habe, dürfte ich mich dann an Sie wenden?“
    Der Direktor war supernett und ich schämte mich. Überdies war er sehr korrekt und verlässlich, denn innerhalb der nächsten drei Tage hatte ich die 15 Jahresberichte bei mir auf dem Schreibtisch. Und darin war ein Bild von Elisabeth Hänsler, Klasse 10b - da war sie Jahrgangsbeste gewesen. Und bei der Abiturienten – Verabschiedung war sie auf der Bühne zu sehen, unter den Schülern, die unter 1.5 abgeschlossen hatten. Ich staunte noch  mehr.
    Warum hatte sie mit diesen Noten eine solche Laufbahn eingeschlagen? Der berühmte schlechte Umgang? Und der Mann, von dem Jimmi gesprochen hatte, arbeitete im Rotlichtmilieu? Was hatte sie damit zu tun? Und warum hatte sie ihre guten Abschlüsse nie erwähnt, wo sie doch so geil auf Publicity war?
    Rätselhaft. Aber das machte das Ganze umso interessanter. 
     
    Ihre Eltern. Es hieß, E!Liza mied sie. Sie schämte sich ihrer. So stand es zumindest in den Regenbogenblättern. Sie wohnten in einer Gegend, die nicht wohlhabend und nicht billig war. Susann sagte: Kein Durchkommen. Sobald die beiden hörten, worum es ging, legten sie auf. Sie gingen kaum aus der Wohnung. Es gab dieses merkwürdige Statement von ihrem Vater auf YouTube, in dem er bestätigte, dass seine Tochter sie nicht in ihrem Leben haben wolle. Inzwischen war es von ihnen selbst gelöscht, von anderen usern aber wieder hochgeladen worden, so dass es dennoch zur Verfügung stand.
    In diesem Video verbaten sich die Eltern jeden Reporterbesuch und da ihr Leben keines war, das zu verfolgen sich lohnte, hatte man sie auch weitgehend in Ruhe gelassen.
    Nachdenklich klickte ich auf den alten Clip und sah mir das Ganze an:
    Ein älterer, gepflegter Herr stand sichtlich nervös vor der Kamera, Herr Hänsler. Er schien sich über die Maßen unwohl zu fühlen. Er tat mir schon leid, bevor er überhaupt den Mund aufgemacht hatte.
    „Meine Tochter“, sagte der Vater dann mit zitternder Stimme und in seinen Augen standen Tränen: „... denkt nur an sich... Sie will uns nicht sehen... ..“ er verstummte, wandte sich ab, wischte sich über die Augen, konnte nicht weiterreden. Mir schnürte sich das Herz zu, als ich das sah. Das war echt, keine Frage, der Mann heulte!
    E!Liza, du Miststück, dachte ich bei mir, während der Vater sich wieder soweit gefangen hatte, dass er weiterreden konnte. Heiser sagte er: „Sie... sie hat gesagt, wir sollen sie in Ruhe lassen... sie möchte mit uns nicht in Verbindung gebracht werden...“ erneut brach er ab, führte seine Hand zu den Augen, schaute nach unten und das nächste klang monoton, abgespult: „... sie hat jetzt ein anderes Leben und da passen wir nicht dazu. Daher bitte ich Sie, unsere Privatsphäre zu respektieren...“ Etwas fiel ihm runter, wahrscheinlich der Zettel, von dem er abgelesen hatte. Er hob ihn auf und verschwand aus dem Bild. Und kam nicht wieder. Die Kamera wurde abgeschaltet.
    Nach diesem Dreh war ich umso angeheizter, das Schicki-Micki-Image E!Lizas und diese billige Glamourwelt zu entlarven. Und ausgerechnet so jemand wollte Vorträge in Schulen halten! Über was denn?
     
    ***
     
    Elisha hatte sich wieder gefangen... und fangen lassen. Sie war zu Ralf zurückgekehrt, hing nun voll in ihrer Buß-Geschichte drin,

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