Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
zurück, eine feindselige Elisha, die ich so noch nie erlebt hatte. „Wie lange hattest du denn Sex mit J und hast dafür gebüßt?“
    „Mag sein, dass ich „gebüßt“ habe, wie du es nennst. Ich sage einfach, dass ich blöd war. Nichts sonst. Wenn ich gebüßt habe, dann während ich mit ihm zusammen war, aber nicht danach! Herrgott, siehst du nicht, dass dein eigentliches Problem ist, dass du dich so geißelst? Das ist ja schrecklich!“
    Elisha sank in sich zusammen. „Aber... du verstehst nicht...“ weinte sie. „... ich war wie ein Tier! Ich hab nichts mehr gedacht! Ich hab nur noch gefühlt! Es war... ja, mir fällt kein anderer Ausdruck ein... es war animalisch!“
    „Gott“, entfuhr es mir. „Sei dankbar, sei dankbar, dass es so war! Dass du so fühlen kannst! Hattest du das auch mit Ralf?“
    „Nnnein...“ stotterte sie. „Ralf hat nur an bestimmten Tagen mit mir geschlafen, nach dem Mondkalender. Und da hatte ich nicht immer Lust. Außerdem roch er nach Knoblauch... und er hat dauernd welche fahren lassen... mittendrin!“
    Ich prustete laut los. „Igitt! Ist nicht dein Ernst! Mann, wie hast du das so lange ausgehalten?“
    „Er ist ein lieber Mensch“, sagte sie verstockt.
    „Klar, er ist ein lieber Mensch“, wiederholte ich glucksend. „Ein esoterisches Furz-Schweinchen. Er könnte also doch Kartoffeln essen“.
    Elisha lächelte säuerlich.
    „Elisha“, versuchte ich sie zu überzeugen. „Du weißt, ich bin nicht für „mach doch einfach, wonach dir ist“. Aber Rob hat in einem Punkt sehr Recht: Du hast null Spaß am Leben und denkst, das ist ein Weg zur Erleuchtung und das ist einfach...“
    „Aber... aber schau!“ schrie sie daraufhin und hielt mir ihren Finger vor die Nase. „Schau doch! Seit das passiert ist, hab ich eine Warze bekommen! Gleich danach! Ich hab nachgelesen! Eine Warze ist ein böser Auswuchs! Eindeutiger geht’s nicht!“
    „Ja, wenn es ein Auswuchs ist, dann für die schrecklichen Gedanken, die du dir machst! Du machst dich selber nur fertig!“
    Aber es war sinnlos - ich konnte sie aus ihrem Büßergehabe nicht herausreißen, egal, was ich sagte. Ich blieb solange bei ihr, bis ich sicher war, sie in einer einigermaßen vernünftigen Stimmung zurück zu lassen, ging dann nach Hause und warf meine geräucherten Klamotten in die Wäsche.
     
    Die nächsten Arbeitstage vertiefte ich mich weiter in E!Liza und was ich mir vornahm, war: Nur über Fakten zu berichten, nichts sonst. J hatte mir zwar klargemacht, dass er vor allem brisante Szenen wünschte, aber... man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: So richtig Brisantes gab es nicht. Gut, sie war in Schulen gewesen und hatte Kinder aufgestachelt, wollte das auch weiterhin tun – das hatte mir Jimmi gesteckt. Das wäre vielleicht eine Sache, die man aufgreifen könnte, denn ihr leeres Glitter-Leben als nachahmfähig für Kinder zu bezeichnen, fand ich nicht sehr sozial.
    Sie stammte aus geordneten Verhältnissen, ihre Eltern waren Geschäftsleute, guter Mittelstand. Der Vater hatte ein kleines Unternehmen, das er wohl immer noch betrieb. Die Mutter war die typische Hausfrau dieser Generation, Raucherin, schnell gealtert, sorgenvolles Gesicht. Oft krank. Zu meinem Erstaunen las ich, dass E!Liza, die mit bürgerlichen Namen schlicht Elisabeth hieß, aufs Gymnasium gegangen war - und noch erstaunter, dass sie ihr Abitur gemacht hatte. Dann hatte sie jemanden aus der Filmbranche kennengelernt und E!Liza war entstanden, wie wir sie alle kannten.
    Ich suchte vergeblich Bilder von ihr, auf denen sie ungeschminkt zu sehen war. Aber wo ich hinschaute, war sie bis zur Unkenntlichkeit angemalt. Schon früh hatte sie angefangen, Perücken zu benutzen, falsche Wimpern und farbige Kontaktlinsen, Masken, halbe und ganze und hatte sich zugepinselt, als sei sie ein Kunstwerk.
    „Komisch“, murmelte ich vor mich hin. „Ein B-Promi, der sein wahres Aussehen nicht verraten will? Okay, eine Masche, ein wirkungsvolle, das hatten wir ja schon öfter...“
    Aber es musste doch Klassenkameraden, Nachbarn, Bekannte geben, die gegen Geld mal ein Wort an die Presse verraten oder ein Bild zugesteckt hatten... aber nein... nichts. Ich ging das ganze Archiv durch, das Susann für mich zusammengestellt hatte und fand: Nichts. Nur das übliche Lady Gaga-Image, das sowieso jeder von ihr kannte. Trotz allem fasziniert betrachtete ich die schrillen Bilder von E!Liza in ihren seltsamen Outfits. Sie war auf kaum einer Party im

Weitere Kostenlose Bücher