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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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gemacht. Und er wollte Zucker dazu. Der stand aber im Schrank ganz oben. Und ich schwöre: Ich habe keine Ahnung, warum der Zucker ausgerechnet da stand! Ich hab ihn da nicht hingestellt! Ich stelle nie Zucker an diesen Platz! Der Erzengel Gabriel hat das Päckchen Zucker auf magische Weise dorthin bewegt!“
    Ergriffen leuchtete sie unsere entgleisten Gesichter an.
    „Und dann... ja, und dann...“ flüsterte sie, „geschah das Wunder“. Gekonnt machte sie eine Pause.
    „Ich bat meinen Freund, den Zucker zu holen ... soweit komm ich ja gar nicht rauf – nur der Erzengel Gabriel hat das Päckchen da oben platzieren können... wie hätte ich das denn machen sollen?“
    „Äh... mit ner Leiter?“ ließ sich Rob vernehmen. „Oder einem Stuhl...?... Ich meine ja nur...“ setzte er auf Adelgundes strafenden Blick hinzu.
    „Aber nein!“ hauchte sie. „Das war Gabriel... mein Gabriel... oh... er erfüllt mich... er ist in mir... er spricht durch mich...“  Sie drehte in Ekstase die Augen nach oben und schüttelte sich. Rob hustete lautstark.
    „Und?“ fragte er, mühsam beherrscht. „Gab’s jetzt noch Zucker zum Kaffee?“
    Adelgunde würdigte Rob keines Blickes mehr.
    „Ich hab meinen Bekannten gebeten, den Zucker zu holen und er sagte zu mir: ‚Adelgunde, du weißt doch, ich kann den Arm nicht heben...’ aber er hat es trotzdem gemacht und ich hab ihm dabei die Hand auf die Schulter gelegt... diese meine Hand auf seine Schulter gelegt!“
    Beifallsheischend sah sie uns an. Hob ihre knorrigen Hände, drehte sie vor unseren Augen hin und her. Verständnislos glotzten wir zurück.
    „Und...“ erhob sich ihre Stimme und wurde mit jedem Wort lauter: „Dann ist das Wunder geschehen! Er war geheilt! Geheilt! Von dieser meiner Hand!“
    Als wir immer noch stumm dasaßen, herrschte sie ungeduldig: „Der Mann hat sich wegen dieser meiner Hand gestreckt wie nie zuvor! Seine Schmerzen waren vollständig verschwunden! Durch diese meine Hände!“
    Wir waren unfähig zu reagieren. Selbst Elisha brachte gerade mal ein heiseres „Okay“, heraus.
    „Er war geheilt !!!“ schrie Adelgunde aufgrund unserer fehlenden Begeisterung. „Geheilt! Geheilt!“
    „Ja, schon gut“, knarrte Rob. „Durch diese meine Hände. Schon klar“.
    Adelgundes Blick war wütend, aber sie fing sich und erklärte uns, dass sie uns durch den Auftrag einen ganz großen Dienst erweise. Es sei eine Gnade, sie filmen zu dürfen, ihre Ausstrahlung würde sich auf uns übertragen, so dass wir auf jeden Fall etwas davon haben würden, wenn wir uns dem heiligen Akt (sie zu filmen) hingeben würden. Sie sei im Übrigen die direkte Nachfahrin der  Mutter Jesu, daher stammten auch ihre Kräfte. Das habe sie bei einer Familienaufstellung erfahren und bei einer Reinkarnation, die sie bei ihrer Freundin gemacht habe. „Adelgunde“, sagt die immer zu mir, „Adelgunde, du bist eine ganz große Seele, ein Segen für die Menschheit...“
    Dann reichte uns Adelgunde je ein gedrucktes Bild von sich in Engelskleidung und gefalteten Händen, ging nach draußen und kam mit einem Eimerchen Wasser wieder. Dieses Wasser habe sie mit diesen meinen Händen aus ihrem Brunnen geschöpft. Es sei wie das heilige Wasser im Ganges. Der Dreck mache nix aus. Wenn wir das tränken, wären wir von allen Sünden befreit.
    Fassungslos sah ich Rob an. Ich glaube, in diesem Moment war auch er zum ersten Mal vollkommen sprachlos. Ohne auf einen Kommentar von uns zu warten, schöpfte die Dame mit beiden Händen aus dem Eimer und hielt ihre tropfenden Hände Elisha hin.
    „Trink!“ flüsterte sie mit halb verdrehten Augen. „Trink, mein Kind, aus diesen meinen Händen... und du wirst auf ewig gesund und glücklich sein. Adelgunde sagt das.“
    Artig beugte Elisha ihren Kopf und schlürfte das Wasser aus den Handflächen der Frau. Rob, der neben Elisha saß, zuckte.
    „Spürst du schon was?“ wisperte Adelgunde und streichelte Elisha übers Haar. „Das ist das heilige Adelgunde-Wasser... ich verkaufe das jetzt übrigens in Flaschen... das muss unbedingt in den Film mit rein“, wandte sie dann geschäftstüchtig an uns. „Die Flaschen... ihr macht ja auch Etiketten oder?  Und die Preisliste... ich verlange pro Sitzung 200 Euro...und der Film muss so sein, dass er auf diesem neumodischen Ding da geht, utube, wo alle ihre Videos zeigen.“ Sie schaute Elisha dabei an, sie war als Einzige würdig genug.
    „Äh... YouTube?“ fragte Elisha.
    „Genau! Utub. Sag ich

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