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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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konturierter. Haben Sie was machen lassen?“
    „Liegt nahe, das zu denken, wenn ich mich hier einfinde... aber: Nein, hab ich nicht, wirklich nicht“.
    Sorgfältig musterte er mich weiter, was mir unangenehm war, und scheu sah ich ihm in die Augen. Er räusperte sich und sah auf die Karteikarte.
    „Und was kann ich heute für Sie tun?“ fragte er mich geschäftsmäßig und schubste mich damit in mein Vorhaben, das mir nun noch blöder vorkam. Und zwar beide. Wieder durchzog mich eine Hitzewelle. 
    „Ähm... also... wie Sie ja vielleicht bemerkt haben... habe ich ... abgenommen - leider nicht nur an den gewünschten Stellen... also ausgerechnet hier oben, also... ähm... ich hatte mal Größe B und jetzt... ist es eher A... ich meine...“ die Röte schoss mir mit einem solchen Strahl ins Gesicht, dass ich meinte, sie müsste oben an meinem Schädel wieder austreten. „...eigentlich wollte ich nur mal Bilder sehen... so vorher, nachher-Sachen...“ sagte ich schnell. „...und die Narben... weil...“ Nun war mein Gesicht eine einzige Flamme. Er sah mir in die Augen und ein amüsiertes weiches Glitzern war in den seinen zu sehen.
    „Wie lange ist das her?“, wollte er wissen. „Dass Sie abgenommen haben...“
    „Nicht so lange... ein viertel Jahr vielleicht“, murmelte ich.
    „Ach“, warf er hin. „Dass der Busen vom Gewichtsverlust betroffen ist, ist normal. Aber das gibt sich wieder, glauben Sie mir. Es dauert ein bisschen, dann hat er sich angepasst“.
    „Okay“, sagte ich verwundert. Das war irgendwie kein Verkaufsgespräch. Erleichterung erfasste mich. Die Röte schwand aus meinem Gesicht und ich atmete auf. Doch da drang seine Stimme erneut an mein Ohr:
    „Aber ich schau mir das gern mal an“, sagte er aufgeräumt und der Schalk blitzte in seinen Augen.
    „Bitte?“
    „Na, Ihren Busen. Wenn Sie sich mal frei machen würden...?“
    „Aber... gerade eben haben Sie doch gesagt...“
    „Naja, aber um eine fachmännische Meinung abzugeben, sollte ich mal einen Blick drauf werfen, nicht? Außerdem sind Sie ja extra dafür hergekommen!“
    Himmel! Und jetzt? Der Schweiß brach mir schon wieder aus und klebte als feiner Film an meinem Körper, aber mir fiel partout nichts Sinnvolles ein, also erhob ich mich brav und zog zögernd den Pulli über den Kopf.
    Er war ebenfalls aufgestanden.
    „Stellen Sie sich bitte hierher“, diktierte er, zog mich vor eine ekelhaft weiße Wand und knipste einen irre hellen Scheinwerfer an. „Und ...ähm... der BH müsste bitte auch weg“.
    „Ach ja... der BH...“, murmelte ich und fühlte mich komplett bescheuert. Herrgott nochmal! Auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Ich schloss die Augen, als ich den BH auf einen Hocker legte und nun im Profil vor ihm stand. Mit fachmännischem Blick stellte er sich vor mich und begutachtete meinen Busen aus jeder Perspektive. Ich hielt die Augen geschlossen. Mein Herz klopfte. Ich konnte seine Gegenwart spüren, seine warmen Hände, die er auf meine nackten Schultern legte und sanft nach hinten bog. Tränen schossen mir in die Augen und ich senkte unwillkürlich den Kopf. Was war denn jetzt los? Sanft hob er mit einem Finger mein Kinn wieder an. Stoisch hielt ich, mit flammend roten Wangen, die Augen geschlossen, betend, dass er das Feuchte darunter nicht sah.
    Eine seltsame Stimmung breitete sich aus. Ich wusste nicht, ob er mein Gefühlsdurcheinander mitbekam, ich hoffte es nicht. Blind fühlte ich seine Gegenwart, spürte, wie er um mich herum ging, erneut seine Hände auf meine Schultern legte und von hinten auf meinen Oberkörper schaute. Sein Gesicht näherte sich dem meinen. Mein Gott, er strahlte eine so angenehme Wärme aus, sein ganzer Körper war wie eine aufgeheizte Decke, in die ich mich am liebsten verkrochen hätte. Ein Hauch von Erotik und Scham lag in der Luft.
    Dann war sie weg, die Wärme.
    „Sie können sich wieder anziehen“, sagte er und ging zu seinem Schreibtisch zurück.
    Hastig griff ich meine Klamotten und zog sie mir über. Als ich verpackt wieder vor ihm saß, hatte ich immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber er war freundlich und ohne jede Ironie. In einer natürlich lässigen Art saß er vor mir und sah mir in die Augen.
    „Also: Sie haben einen wirklich schönen Busen, aber eine unglaublich schlechte Haltung. Ganz ehrlich, mir tut es Leid, wenn ein junges Ding wie Sie sich operieren lassen will, obwohl doch eine kleine Änderung der Gewohnheit Ihnen viel Geld sparen würde.

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