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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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geradeaus und spitzte die Ohren.
    „Ey, Alter, das Ding läuft, wie versprochen, nee... schlecht grade... was? Nä, echt, dir hat sie auch... diese Schlampe... ich hab nix dagegen, wenn sich eine wehrt, aber die hat mich...“ J unterbrach sich, sah zu mir, ich trommelte weiter aufs Lenkrad. „Die machenwer fertig! Erst lassen sie die Brüste aus’m Ausschnitt quellen, dann dich abblitzen... reine Bosheit, wennde mich fragst... Moment... wie heißt die Bude? Kannst du’s buchstabieren?“
    Er stieß mich an, machte Zeichen, ihm Stift und Papier zu geben. Ich griff in die Seitentasche und gab ihm, was er brauchte. J malte Buchstaben auf den kleinen Block, während er ins Telefon sprach:„Okay, aha, hab ich.. ist gut!“,  riss die Seite ab und gab mir den Block zurück. Ich stopfte ihn an die alte Stelle zurück.
     
    ***
     
    Das Firmengelände war riesig. Wir parkten auf dem Betriebsparkplatz und wurden von einer Firmenlimousine zum Hauptgebäude gebracht. J und ich saßen im Fond und mit jedem Meter wurde er nervöser. Zum ersten  Mal seit ich ihn kannte, sah er schrecklich aus. Verlebt und versoffen – wie konnte er nur so vor einen wichtigen Kunden treten? Als wir aus dem Auto stiegen, griff ich in meine Handtasche und grinste schief.
    „Emilie ist nicht da – ich glaube ein bisschen Puder wär’ heute nicht schlecht.“
    Er sah mich aus rotgeäderten Augen an und plötzlich wirkte er neben seinem verbrauchten Aussehen furchtbar hilflos. Still stand er vor mir und ließ sich das Gesicht abstreichen. Ein leichter Schweißfilm bedeckte seine Haut, sog die Puderpartikel auf. Ich wischte mit einem Tissue nach und puderte noch einmal, als er mich mit einem Mal an den Unterarmen packte und wild in meine Augen stierte.
    „Hör mal, du machst deinen Job da drinnen, oder? Du machst deinen Job...!“
    „Klar mach ich meinen Job. Dafür sind wir hier“, sagte ich ruhig, aber alarmiert.
    „Du hängst dich richtig rein, verstehst du, du musst alles geben... verstehst du? Alles! Ich meine, das Ding ist so gut wie sicher, weil Zehngold dich empfohlen hat... aber... wir holen die Unterschrift... verstehst du... die Unterschrift. Ich meine, ohne Unterschrift geht gar nichts. Wir gehen nicht nach Hause ohne Unterschrift!“
    „J, du weißt, solche Leute darf man nicht drängen“, erwiderte ich zögernd. „Das ist hochsensibel... Fingerspitzenarbeit, da kann ich nicht mit dem Holzhammer kommen“.
    „Gut, gut... ja gut... jaja... mach einfach! Du hast doch immer gemacht...“ und, wie um sich selbst zu beruhigen: „Du kriegst das schon hin... ich verlass mich auf dich, hörst du? Ich verlass mich auf dich...  Wie seh’ ich aus?“
    „Besser“, antwortete ich lächelnd. „Ein bisschen müde... aber das ist okay“.
    Als wir zur Pforte liefen, atmete er tief durch, dann taxierte er mich von oben bis unten und sagte: 
    „Du hast dich echt total verändert“.
     
    Die Verhandlung mit Herrn Wiedemann, unserem neuen Kunden, verlief zu unserer Überraschung äußerst zäh. Die Annahme, einen fertigen Deal zu haben und nur noch über Einzelheiten reden zu müssen, zerschlug sich schon bei der Begrüßung. Er war jünger als Zehngold, ein tougher Mann mit nach hinten gegeltem Haar, äußerst elegant - und überaus reserviert. Wir prallten an seiner perfekten Höflichkeit ab wie Kugeln von der Glasplatte.
    Als wir am Konferenztisch saßen, wurden wir überdies mit der Tatsache konfrontiert, dass Wiedemann inzwischen andere Bewerber und Vergleichsangebote vorliegen hatte. Offensichtlich hatte J durch das Einbringen der zwei untauglichen Autoren nicht gerade gepunktet. Immer wieder fuhr Wiedemanns Blick prüfend über J und mich, als ob er feststellen wollte, ob wir ihm entsprächen. Und er wollte Ideen für ein Skript, jetzt und gleich, weil er, wie er sagte, sowieso schon Zeit mit unsinnigen Ideen verbracht habe. J schluckte.
    Ich ging aufs Ganze und sagte, dass ich verstehen könne, wenn er andere Firmen mit einschalte, aber niemand sei so individuell wie wir und bestand auf meinem Fragenkatalog, dessen Beantwortung Stunden in Anspruch nehmen würde. Mein Perfektionsanspruch öffnete Wiedemann ein wenig, aber er erklärte, er hätte für uns dreißig Minuten eingeplant und nicht mehr.
    „Es tut mir leid, ich mache kein Skript ohne den Katalog“, sagte ich. „Und es tut mir noch mehr leid, wenn das immense Zeit kostet, ich weiß, die ist bei Geschäftsleuten Ihrer Größe rar gesät, aber unsere ist es auch und

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