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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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überzogener runder Klingelknopf, das Schild daneben war leer. Ich holte tief Luft und drückte drauf.
    Laut und unangenehm schrillte der Ton durch Haus und Vorgarten. Dann: Schritte, Geflüster im Flur. Stille. Ein Auge am Spion. Schlüsselgeklimper, lange, unbeholfen. Die Tür öffnete sich, soweit die vorgezogene Kette es zuließ. Ein verhärmtes Gesicht schaute durch den Spalt. Der Vater.
    „Wer sind Sie?“ fragte er barsch.
    „Guten Tag, Herr Hänsler... Ich... ich bin eine Freundin von Elisabeth“, sagte ich und wurde rot. Verflixt! Ich lüge.
    Der Mann machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen.
    „Warten Sie!“, sagte ich und in meinem Hirn war nur Leere. „Bitte hören Sie mir zu. E!Liza... ich meine Elisabeth... ich bin wegen der Sendung hier... ich meine, sie will doch diese...“
    „Die Sendung!“ wiederholte er, stutzte, zögerte, aber ließ in seiner Abwehrhaltung unwillkürlich nach. Er flüsterte etwas zu seiner Frau, die hinter ihm stand. Sie diskutierten eine geschlagene Minute und ich hörte, wie die Frau zischte: „Frag sie, was sie will! Was will sie?“
    „Was... was ist mit der Sendung?“ fragte Herr Hänsler mit misstrauischer, wackliger Stimme.
    „Die Sendung...“erwiderte ich und fühlte mich so schlecht, dass meine Stimme ebenfalls bebte. „...die Sendung ist so wichtig für sie und ... sie braucht... ich meine ...wir brauchen Ihre Hilfe. Ich weiß, Sie wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben... aber... aber Sie sind doch Ihre Eltern... und Eltern lieben doch ihre Kinder...“
    Meine eigenen Eltern kamen mir in den Sinn und ich senkte kurz den Kopf. Und dann fiel mir heiß ein, dass E!Liza sich seit Jahren von ihren Eltern distanziert hatte und ich kam daher und redete von Liebe? Mir fiel ein, dass der Vater gesagt hatte, E!Liza wolle nicht, dass er Interviews gebe, und er dürfe sich nicht in ihr Leben einmischen. Hänsler stand still an der Tür. Seine Frau knuffte ihn. „Mach die Tür zu!“ keifte sie.
    „Was ist wirklich zwischen Ihnen und Elisabeth passiert?“ fragte ich spontan. „Ich meine... Sie könnten ihr doch helfen, diese Sendung zu bekommen“.
    Hänsler erstarrte bei meinen Worten. Doch zu meiner Überraschung nahm er die Kette weg und kam vor die Tür.
    „Herbert!“ zischte seine Frau.
    Er war klein, hatte schütteres Haar, war aber gepflegt angezogen und seine Kleidung roch nach Weichspüler. Seine Frau flüchtete aus meinem Blickfeld, bevor ich sie ins Bild fassen konnte. Ic h versuchte nicht daran zu denken, dass Jimmi versteckt in einem Busch saß und  filmte.
    „Wie... wie meinen Sie das?“ wollte Hänsler wissen. Seine Hand lag schützend auf der Klinke, bereit, beim kleinsten Verdacht sofort hineinzuschlüpfen und die Tür vor meiner Nase zuzuschlagen. In meiner Panik fieselte ich nach den wenigen Details, die ich bisher hatte herausfinden können.
    „Weil... weil sie doch immer so gut war in der Schule“, stammelte ich und dann fiel mir WOM ein, mein alter weiser, lieber Mann und seine Ratschläge... mir  fiel ein, wie er gesagt hatte: Lass immer dein Herz sprechen, heiße jeden mit Liebe und Respekt willkommen, sieh das Gute in den Menschen, achte auf deine Gefühle. Und mein Gefühl sagte mir, dass Herr Hänsler ein guter, liebevoller Vater war. Er wirkte weder verbittert noch wütend auf seine Tochter.
    „Es muss doch total hart für Sie gewesen sein, als E!Liza aufgrund von Karrierewünschen mit Ihnen brach“, wagte ich mich vor. „Mir hätte es wehgetan, wenn es mein Kind gewesen wäre“.
    „Mir hat es auch wehgetan“, antwortete er. „Mir tut so einiges weh... ich wünschte, ich könnte es wieder gut machen. Manchmal wünschte ich, ich könnte alles loswerden...“
    „Herbert! Komm rein! Du quatschst zu viel!“ rief Frau Hänsler durch das gekippte Küchenfenster. Sie klang panisch. Herr Hänsler und ich sahen uns in die Augen. Er hatte blaue wie mein WOM, aber wässriger, nicht so klar.
    „Aber... wieso wollen Sie etwas wiedergutmachen?“ fragte ich verständnislos. „Sie hat Sie doch verlassen, nicht umgekehrt“.
    „Meine Elisabeth ist ein guter Mensch“, sagte er da mit erhobener Stimme. „ Das können Sie schreiben. Sie können schreiben, dass ich das gesagt habe: Sie ist ein guter Mensch“.
    „Herbert!“ kreischte die Stimme. „Komm rein! Du vergisst dich!“
    „Sie hat diese Sendung verdient“, setzte er schnell hinzu, als ob ihm die Sekunden davonliefen. „Sie passt zu ihr... sie ist genau das, was

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