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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Absurdität meines Vorhabens mit einem perfekten Körper ein besseres Lebensgefühl zu erzwingen. Und mit einer Lüge eine Story zu forcieren, die mich eher belastete denn erfreute. WOM fiel mir ein. WOM, wie er gesagt hatte: es ist doch ganz einfach Herz und Kopf zu unterscheiden – geh einfach danach, wie du dich fühlst, wenn du etwas tust...
    Der Arzt hatte mich beobachtet. Ich begegnete seinem so paradoxen Blick, diesem Mix aus Humor und Ernst.
    „Danke“, sagte ich mit fester Stimme und stand auf. „Danke von Herzen, für das, was Sie mir gezeigt haben“.
    Beide wussten wir, dass ich damit nicht nur die Bilder am Monitor meinte.
     
    Draußen schaute ich auf das Schild – er hieß Florian Weidner. Florian. Das Blumenkind. Ich lächelte. Ein schöner Name.
     

Die Jagd geht weiter
     
    Das einzig Dumme war, dass ich wieder nichts vorweisen konnte. Jimmi rief mich an und fragte, wie es gelaufen war.
    „Ich komme noch ran“, vertröstete ich ihn mit einem unguten Gefühl. „Der Arzt war sehr nett, aber es wäre unklug gewesen, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen... Ich habe allerdings E!Lizas Schule ausfindig gemacht und Jahresberichte geholt... wir haben Bilder von ihr, wie sie früher und ungeschminkt aussah“.
    „Ja, iss ja schon mal was“, sagte Jimmi unzufrieden. „Vielleicht hat sie ja in der Schule schon Auffälligkeiten gezeigt“.
    Ich verschwieg, dass die Berichte positiv waren. Und immer mehr wurde mir bewusst, dass ich nicht im Dreck wühlen wollte, nur um das zu bekommen, was mir sowieso zustand.
    „Was ist mit dem Interview?“ konterte ich.
    „Bin auch noch dran“. Ich spürte, wie Jimmi genauso auswich wie ich. Er hatte auch noch nichts.
    „Übermorgen sind wir bei ihren Eltern gehen, da geht bestimmt was“, sagte ich entschlossen. Mittlerweile nervte mich die Sache. Wenn das gelaufen war, würde ich J klarmachen, dass ich für solche Dinge nicht mehr zur Verfügung stand. Ja, das war ein guter Gedanke. Er gab mir die Kraft, E!Lizas Eltern aufzusuchen.
     
    ***
     
    „Was macht der E!Liza-Film?“, erkundigte sich J, während wir zum neuen Großkunden fuhren.
    „Ist schwierig“, sagte ich einsilbig.
    „Was soll das heißen?“ raunzte er gereizt zurück.
    „Wir sammeln Material und...“
    „Mach sie fertig, die Schlampe!“ zischte J und ballte die Faust. Schweigend sah ich ihn an. Ich fuhr, während er auf dem Beifahrersitz saß wie ein Häufchen Elend. Er hatte rote Augen und sah total übernächtigt aus.
    „Alles okay mit dir?“ fragte ich besorgt. „Du siehst... müde aus.“
    „Bin ich auch. War ne lange Nacht. Ich war mit Kunden im Spielkasino und danach hat einer ne Party geschmissen... du weißt ja, wie das ist.“
    Die Partys, ja, die kannte ich zur Genüge. Die offiziellen zumindest. Private Partys und Spielkasino waren neu. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. J hatte die obligatorische Redbull – Dose neben sich. Dann griff er in seine Hosentasche und holte Pillen heraus. Warf sie ein und war 15 Minuten später aufgedreht wie ein Kinderkreisel. Er telefonierte mit allen möglichen Leuten und die Art wie er redete, war ebenfalls neu.
    „Ja, klar, Alter... logo... unter uns Jungs... hehehe... ja, genau, der Wichser wird schon sehen... dem pfeift der Schniedel aus dem letzten Loch, ohne Viagra kriegt der die Latte nich hoch... find ich auch... haste die Braut gesehen, die er mitgeschleppt hat... hab ich auch schon flachgelegt... is n’ Gefühl, als ob de ne Salami in den Hausflur wirfst...“
    Ich schaltete auf Durchzug. Das wollte ich nicht hören. Mehr denn je war ich überzeugt, so bald wie möglich wegzumüssen von ihm. Nur ein paar Referenzen aufbauen, meinen Namen... dann würde ich mit Genugtuung kündigen. Bezogen auf die Kündigungszeit war J allerdings nur zu einem zweifelhaften Kompromiss bereit gewesen. Er sagte, ich könne früher raus, wenn ich adäquaten Ersatz vorweisen könne. Aber was adäquat war oder nicht, blieb ja dann ihm überlassen, das war keine echte Lösung. Doch aus heutiger Sicht würde ich dieses Jahr überstehen und zur Kontaktpflege nutzen, ein eigenes Netzwerk aufbauen, und von meinen Ersparnissen leben. Ich würde frei sein! Verträumt hing ich meinen Gedanken nach und hatte J vollkommen ausgeblendet. Aufmerksam wurde ich erst wieder, als er so oft verstohlen zu mir rüber schaute, dass es schon wieder auffiel. Ich tat so, als ob ich nichts merken würde, trommelte mit den Fingern den Takt des Liedes mit, sah stur

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