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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Antworten. Langsam raschelte sie heran, hoheitsvoll in diesem Wahnsinnskleid und ich war offen gestanden neugierig auf ihre Ausstrahlung aus nächster Nähe. Inzwischen war mein Wahrnehmungsvermögen durch die Meditationen geschärft. Mit Erstaunen hatte ich festgestellt, dass das, was ich bei WOM so bewunderte, sein untrüglicher Instinkt, sein Gespür für Menschen, erlernbar war. E!Liza war noch einige Schritte von mir entfernt und es stellte sich heraus, dass Jimmi und ich einen strategisch wirklich guten Platz gewählt hatten, denn sie musste direkt an uns vorbei, um hinter die Absperrung zu gelangen - auf den vorbereiteten Platz vor dem Café.
    Ich hielt die Kamera an meiner Schulter, um sie vor Knüffen zu schützen und schloss die Augen, als E!Liza drei Schritte von mir entfernt stand. Hörte das Rascheln ihres Kleides, roch den Duft ihres Parfüms und horchte in mein Herz. Eine feine Energie rieselte auf mich herab, Hoffnung, Druck, Trauer... Spannung... sie wühlte sich durch die Menge, der Stoff ihres Kleides berührte mein Gesicht.
    E!Liza war durch, der Chauffeur lief hinterdrein und verschwand in den Innenräumen des Cafés, während sich E!Liza in die Mitte des Platzes an den vorbereiteten Tisch niederließ, den Blicken aller ausgesetzt. Der Besitzer des Cafés brachte ihr einen großen Kaffee.
    Nun machte das Ganze noch mehr den Eindruck eines Theaterstücks. Sie saß, ohne jede erkennbare Emotion, mit geradem Rücken in diesem barocken Ballkleid aus der Zeit des Absolutismus, an einem sonnigen Herbsttag inmitten einer Stadt im 21. Jahrhundert. Sie saß so bewegungslos, als ob sie für ein Porträt säße. Ich konnte nicht anders. So, wie einige unter den Presseleuten, deren Meinung über E!Liza nicht so schlecht zu sein schien, zollte ich ihr für diesen Auftritt, so leer der Grund auch sein mochte, Respekt.
    Nichts passierte. Gar nichts.
    E!Liza rührte den Kaffee nicht an. Sie winkte nicht in die Menge, sie badete auch nicht in ihr, wie ich es erwartet hatte, und sie beantwortete nicht eine der eingeworfenen Fragen. Erneut schloss ich die Augen. Hochspannung. Ja, sie stand total unter Hochspannung.
    „Mit welchem Sender werden Sie zusammenarbeiten?“ schrie wieder jemand.
    „Welche Themen werden Sie in Ihrer Sendung aufgreifen?“
    „Werden Sie mit Marsmenschen reden?“
    „Geht es um Sex?“
    „Was sagen Ihre Eltern zu diesem Ereignis? Werden Sie sie aufsuchen?“
    E!Lizas Lippen zuckten. Schweigen. Die Fragen der Reporter ebbten auf und wieder ab. Es gab kein Gekreische, Geschreie und Anrempeln in diesen Minuten, weil die Stimmung einfach... seltsam war. Ja, sie war seltsam. Abwartend. Nervös. Zum Zerreißen gespannt.
    Und dann geschah es. So plötzlich, dass kaum einer rechtzeitig die Kamera herumschwingen konnte. Aus dem Inneren des Cafés drangen schrille Trompeten, wummernde Bässe, die röhrende, rauchige Soulstimme von James Brown „I feel good!“ grölte über den Platz. Zwei Männer im Anzug stürmten mit erhobenen Armen und mit zu V-Zeichen geformten Fingern aus der Tür und auf E!Liza zu. Von einer Sekunde auf die andere war die Hölle los.
    E!Liza schoss hoch, doch bevor sie weiter reagieren konnte, war der eine Mann hinter E!Liza getreten, legte beide Hände auf ihre Strass-besetzten Schultern und nötigte sie, sich wieder zu setzen. Er beugte sich mit einem Lachen zu ihr hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Es sah intim aus. Sein Mund war so nah an ihrem Ohr... und da... E!Liza lächelte. Ihre Mundwinkel bogen sich nach oben, während der andere sich gemütlich an den Tisch lümmelte... Voila!! Die Produzenten. Sonnenbrillen, Zahnpastalächeln, Maßanzüge... Blitzlichtgewitter. Zischen, Klicken... erregte Rufe... wüstes Geschrei. Kampf um die lauteste Stimme. Die Reporter brüllten, außer sich – kein Wunder, denn diese zwei Männer waren die Betreiber des meist besuchten Sexkanals.
    Innerhalb einer Minute war ein maßloser Presserummel entstanden und Jimmi und ich hatten Mühe, unser Gleichgewicht zu halten. 
    Ellbogen und Kameras versperrten mir die Sicht auf E!Liza. ich hoffte nur, dass Jimmi sie draufkriegte.
    Im Stehen hatte ich keine Chance, also tauchte ich unter und versuchte zwischen den Beinen der Umstehenden mit meiner Handkamera ein paar Bilder einzufangen. Ich sah, wie E!Liza versuchte, die Hände, die auf ihren Schultern lagen, abzuschütteln, doch der Mann flüsterte ihr erneut etwas zu und sie erstarrte. Dann lächelte sie wieder. Ihr Mund war

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