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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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halbgeöffnet. Ich hätte so gern ihre Augen gesehen. Aber der untere Teil ihres Gesichtes verriet nicht viel. Ihre Lippe bebte – das war alles.
    „Meine Damen und Herren!“ lachte der Stehende wie irre, während er wartete, bis sich das Geschrei zu einem Gemurmel reduzierte. „Wir haben eine Raubkatze unter Vertrag!“
    „Sie wird Ihnen ein ganz neues Format präsentieren!“ schrie der andere „Eines, das es in dieser Branche noch nie gegeben hat! Eines, das alle Tabus brechen wird!“
    Erneut erhob sich eine Kakophonie an Stimmen, Schreien, Fragen und Ausrufen nach dieser Aussage.
    „Schade, E!Liza“, dachte ich, während ich sie ansah und ich schnallte, dass die Chance auf ein Interview in diesem Wahnsinn und mit diesen Produzenten gen Null ging.
    Die Hände des einen drückten noch immer noch auf E!lizas Schultern, tat ihr das nicht weh?
    „Jimmi, wie sieht’s aus? Hast du sie?“ schrie ich gegen die Geräuschkulisse an. Jimmi schrie wie die anderen ein paar Fragen Richtung E!Liza, aber es antworteten immer nur die Produzenten.
    „Ja, wir sind froh, so eine heiße Braut wie sie bei uns begrüßen zu dürfen... wir werden eine neue Generation von Sexfilmen einführen ... und Talkshows... E!Liza wird moderieren, schauspielern, Interviews machen.... Wir werden tolle Gäste haben, ein vollkommen neues Format...! Ein Casting anderer Art! Das erste .... Sex-Casting ! Aufregend! Neu!“
    Der Produzent nahm seine Sonnenbrille ab, legte sie auf den Tisch. Trotz seiner so enthusiastisch geäußerten Worte waren seine Augen hart und wachsam.
    „E!Liza! Was sagen Sie dazu?“ schrie Jimmi laut und deutlich in die kurz entstandene Pause.
    Da stand E!Liza auf. Sie wand sich unter dem Griff des Produzenten gewaltsam hervor und richtete sich auf. Das Geschrei verebbte abrupt zu einem Gemurmel und die Reporter hielten ihr die Mikros hin. Sie trat einen Schritt in Richtung Absperrung und holte tief Luft.
    Wir sahen das alles wie in Zeitlupe. Ganz leicht drehte sie sich zu dem zweiten Produzenten um, der schräg hinter ihr saß. Dann wandte sie sich wieder dem Publikum zu, begann an der Maske herum zu nesteln und ihr Mund lächelte ganz leicht. Triumphierend? Nein... verächtlich, trotzig. Entschlossen.
    Ich schaute auf ihre Hände. Zitterten sie? Wollte sie zum ersten Mal ihr Gesicht zeigen? Die Stille, die sich breit machte, veranschaulichte, dass nicht nur ich diesen Gedanken hatte. Die Menge war still. E!Lizas Lippen bebten.
    Der Produzent lächelte ebenso, anscheinend waren sie sich einig. Das Ganze dauerte gerade mal drei Sekunden - doch während E!Liza am Gummiband, das fest mit Haarspangen befestigt war, herumfriemelte, packte sie der hinter ihr stehende Produzent, drehte sie, umschlang sie, zog ihren Kopf an ihrem Haar nach hinten und presste ihr einen brutalen Kuss auf die Lippen. Seine Augen glitzerten, er hatte sie offen. Er war erregt, auch das sah ich. Meine Handkamera lief. Ich hielt sie von unten schräg nach oben, in der Hoffnung, irgendetwas zu erwischen. Es lag eine eigenartige Spannung in der Luft, etwas Drohendes, Gefährliches. Die Reportermenge raunte, ein paar Unsensible johlten, aber sie hatten gar keine Zeit zu weiteren Äußerungen, sie klickten und filmten. Alles surrte, zischte, blitzte, während dieser so merkwürdigen Darbietung.
    Und ratsch - ein reißendes Geräusch durchschnitt die gedämpfte Geräuschkulisse. Der Stoff des Kleides glitt an E!Lizas Oberkörper wie an einer polierten Marmorstatue von Michelangelo herunter, der Produzent ließ sie los, stieß sie leicht nach vorn und sie stand in BH und French vor der gaffenden Menge. Klick, klick. Blitz, blitz... E!Lizas Reaktion war im ersten Moment unerwartet normal, sie versuchte, den Körper mit ihren Armen zu bedecken und wollte nach unten sinken, in den Stoff, aber der Produzent griff sich E!Liza erneut, griff an ihren Brustkorb, unterhalb des BHs und machte Anstalten, mit der Hand weiter nach oben zu gleiten. E!Liza keuchte auf, doch, wie um sie zu schützen, drehte der Mann sie mit dem Rücken zum Publikum, stand hinter ihr, sein gesamter Körper verdeckte sie, als wolle er ihre Nacktheit verhüllen und flüsterte ihr etwas ins Ohr. E!Liza sah nun genau in die Augen des anderen Produzenten, der sein Handy in der Hand hielt und es schaffte, dabei beide Daumen hochzuhalten.
    Alles geplant. Wie immer.
    Erneutes Blitzlichtgewitter, Aufschreie, Fragen, Gewühle, Rempeln.
    „Sind Sie ein Paar? Sind Sie mit Gustav zusammen?“

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