Tropfen im Ozean
jetzt bist du nur noch eine blöde Kuh, die alle möglichen Probleme und Feindbilder auskramt, nur damit du dich nicht mit dir selbst beschäftigen musst! Und dann willst du auch noch andere Leute dazu bringen, sich genauso bescheuert zu fühlen wie dich? Kann man nicht mal mehr einen Schnupfen haben, ohne dass ein karmisches Ereignis draus gemacht wird? Was bitte hat das mit Nächstenliebe zu tun? Du bist ein moralisierender Pharisäer, der an den anderen herumdoktert, weil er mit sich selbst nicht zurechtkommt! Lass mich in Frieden mit deiner Zwiebel! Du sagst immer, Gott ist überall. Und wenn das stimmt, dann ist er auch in Susann und Gerda...und in mir! Stell dir vor! Im guten alten Rob! Und du bist unfähig, ihn zu sehen! Du glaubst ja gar nicht an das, was du sagst! Wenn es jemanden gibt, der kein Vertrauen zu Gott hat, dann bist das du! Du hast kein Vertrauen zur Welt und am allerwenigsten zu dir selbst! Niemand ist dir gut genug! Und ausgerechnet du redest von Liebe? Du schaffst es ja nicht einmal, dich selbst zu mögen! Ja, kann sein, dass die Welt Fehler hat! Mag sein, dass es Menschen gibt, die Schlechtes tun! Aber ich liebe diese Welt, die du dauernd so runtermachst! Ich liebe sie und ich mag auch die Menschen, die auf ihr leben, verstehst du? Und wenn es etwas für mich gibt, an was ich glaube, dann, dass Gott uns eine tolle Welt geschenkt hat, in der es wichtig ist, zu lachen ... und nicht sich selbst zu kasteien, so wie du es tust! Du erkennst ja Gott ja noch nicht einmal, wenn er genau vor dir steht, weil du wahrscheinlich jede Menge Fehler an ihm entdecken würdest!“
Mit jedem Satz war Rob Elisha näher gekommen, näher und näher, bis er ganz vor ihr stand. Seine Augen glühten und Elishas Blick aus ihren grünen Augen war dunkel und fassungslos, ihr Mund leicht geöffnet, sie sah Rob an mit einem Blick, den ich noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Ihr Körper zuckte, machte Fluchtbewegungen, doch bevor sie ihr Vorhaben ausführen konnte, riss Rob sie an sich und küsste sie mit einer Leidenschaft, die ich nie bei ihm vermutet hätte. Sie wehrte sich, dann aber gab sie zu meiner Überraschung nach - für ein paar Sekunden – bevor sie ihre Hände erneut gegen Robs Brustkorb presste und er sie keuchend freigab. Entsetzt über sich selbst taumelte Elisha zurück. Rob sah sie an.
„Ich liebe dich, Elisha“, sagte er leise. „schon seit ich dich das erste Mal gesehen hab. Ich wusste in der Sekunde, in der du in diesem grässlichen Kartoffelsack durch die Tür kamst, dass du es bist, auf die ich gewartet hab... und am liebsten wär’s mir du würdest mit deinem verhungerten Bio-Knoblauch sofort Schluss machen und endlich auf die Sonnenseite des Lebens wechseln!“
Sprachlos starrte Elisha zurück. Die beiden standen voreinander, verwirrt, überwältigt, und ich scheuchte den Rest der Mannschaft, so schnell ich konnte, aus dem Zimmer und ließ die beiden allein.
***
Mittag.
Eine Mail von Heike, dem Model, das ich auf der Party kennen gelernt hatte, lag in meinem Postfach. Ich ließ sie ungelesen stehen, ich musste mich auf die Arbeit konzentrieren. Susann hatte auf mein Geheiß alle Blätter gekauft, die nach dem Ballkleid-Skandal, wie er jetzt schon genannt wurde, über E!Liza und die zwei Produzenten berichtet hatten. ‚Sex im Ballkleid’ lautete der Tenor der meisten Überschriften. „Ein Vorgeschmack auf die Sendung“.
Ich blätterte alle durch, suchte nach Details. Es gab ein Foto von E!Liza und dem Manager, der wohl in der Limo mitgefahren war und ihr mit der Maske half, sie feststeckte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, aber ansonsten nichts, was wir nicht auch hatten. Ich stand auf und ging in Robs Büro. Elisha war nach Hause gegangen. Ich wusste nicht, ob er noch da war.
Doch da saß er. Verloren wie ein Häufchen Elend auf seinem Platz. Still setzte ich mich neben ihn und legte meinen Arm um seine schmalen Schultern.
„Hey, Rob. Wie geht’s dir? Und wie geht’s Elisha?“
Rob sah mich mit feuchten Augen an. Erschrocken drückte ich ihn noch fester. „Rob“, sagte ich. „So was braucht Zeit...“
„Weißt du was?“, sagte er mit bebender Stimme. „Seit ich dieses Mädchen kenne, hab ich mir und ihr Zeit gegeben. Ich dachte, die ist doch nicht dumm. Wenn die erst mal in der richtigen Umgebung ist, merkt die doch, mit was für einer dummen Semmelbrösel sie zusammen ist... aber so was Hartnäckiges!“
„Naja, sie hat halt Angst, was falsch zu machen... und
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