Tropfen im Ozean
Ralf setzt ihr psychisch ziemlich zu...“ Aber Rob hörte mich gar nicht. Gedankenverloren sah er auf seinen schwarzen Bildschirm.
„Ich kann es nicht glauben, weißt du... ich kann einfach nicht glauben, dass das passiert ist“. Seine Stimme bebte.
„Was? Dass du so ausgebrochen bist? Das war ein sagenhafter Auftritt! Viel besser als deine Witze“.
„Nein, das meine ich nicht“, sagte er und seufzte tief. „Kannst du dir vorstellen, dass sie nach Hause geht und mit dieser verdorrten Öko-Stinkfrucht Schluss macht... meinetwegen?“
„Wie meinst du das jetzt?“ fragte ich verwirrt. „Ob ich mir vorstellen kann, dass sie das jemals macht... oder...“
Aber als ein superbreites Grinsen sein so kindliches Gesicht erhellte, warf ich meine Arme um ihn und sagte: „Oh, das ist ja ... das ist ja... das ist das Beste, was ich seit langem gehört habe!!!“
Dann aber rief das Geschäft und ich fragte ihn, ob er Jimmis Bänder schon überspielt habe.
„Ja, sind hier, alles schon drauf“, antwortete er. „Du machst einen Film über E!Liza?“ fragte er dann. „Wusste ich gar nicht“.
„Ich muss. J sagt, das wird der erste Film mit meinem Namen und daher hab ich mich drauf eingelassen, aber, glaub mir, am liebsten würde ich den Kram hinschmeißen.“
„E!Liza ist cool“, sagte Rob. „Die mag ich. Ein echt kreatives Vollweib“.
„Du magst E!Liza?“ Verblüfft starrte ich ihn an. Denn, wenn Rob eines nicht leiden konnte, dann waren es auf Publicity geile Schicki-Micki-Sternchen.
„Aber das ist sie ganz und gar nicht“, erklärte er erstaunt und sagte einen Satz, der von WOM hätte sein können: „Die Leute schauen nicht wirklich hin. Und sie hören nicht zu.“
„Wie meinst du das?“ hakte ich nach und mein Herz klopfte plötzlich.
„Komm heut Nacht ins Büro“, erwiderte er. „Ich stell dir mal Material zusammen.“
„Du hast Material über E!Liza?“
„Ja... nein... nur das, was über sie gesendet wurde... das krieg ich ja leicht übers Netz zusammen, aber vielleicht hilft es dir“.
„Okay... und... Elisha...? Willst du nicht...“
„Elisha sehe ich morgen. So lange braucht sie, um ihre Sachen zu packen. Sie zieht zu ihrer Mutter – vorläufig“.
„Mann, was hast du ihr gesagt? Wie hast du das gemacht? So plötzlich?“
„Das hat doch jeder gesehen, dass sie auf der Kippe stand. Sie hat nur keinen Ausweg gewusst. Und da ist sie auf vertrautem Terrain geblieben – bei ihrem verschimmelten Sonderangebot. Und das mit Orlando... ich kenne kaum eine Frau, die sich so ihrer weiblichen Gefühle schämt wie sie, sie hatte totale Schuldgefühle! Wegen ein bisschen Sex!“
„Ich weiß, darüber hab ich auch mit ihr gesprochen... aber warst du nicht eifersüchtig?“
„Wie verrückt“, gab er zu. „Andererseits, dachte ich, ist das vielleicht der Absprung, wenn sie spürt, dass es auch anderes gibt als Knoblauch-Sex nach dem Mondkalender. Aber Orlando ist ein leidenschaftlicher Pick-up-Artist, war natürlich blöd, dass sie ausgerechnet an so jemanden kommt.“
„Was ist ein Pick-up-Artist?“ fragte ich verdattert.
„Jemand, der sich darauf spezialisiert – und das auch trainiert - wie man mit flotten Sprüchen Frauen abschleppt... um sie flachzulegen“.
„Das ist ja krank!“
„Eben! Wird Zeit, dass sie mal mit ner richtigen Type zusammenkommt!“
Ich grinste und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
„Okay, dann bis heute Abend. Bin gespannt auf dein Material! Und ach ja... hier sind noch meine Aufnahmen... wahrscheinlich alles verwackelt, aber wir schauen es uns trotzdem mal an“ sagte ich fröhlich und ging zurück in mein Büro. Rob und Elisha! Meine Güte! Das Leben war voller Wunder.
Zudem hatte ich das Gefühl, dass das Gespräch mit Rob wie das Ziehen eines Stöpsels für das E!Liza-Material war. Und so war es. Es war sogar viel mehr. Es war, als ob ein Damm gebrochen war und alles auf uns einstürzte.
Nach Rob führte mein Weg zu Susann.
„Susann, seit wann bedrückt es dich so, ob wir einen Auftrag kriegen oder nicht? Ich meine, es ist ein großer Auftrag... schon klar... trotzdem... es ist untypisch für dich...“
Susann stand auf, schloss alle Türen und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Schreibtisch.
„Hör mal“, sagte sie dann. „Ich wollte eigentlich schon früher mit dir drüber sprechen, aber dann kam dieser Wiedemann-Auftrag – und du warst wieder da - und ich dachte, es sei nicht nötig“.
Mit einer
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