Tropfen im Ozean
Kampfgeist, der uns alle ermutigte. Er spuckte in die Hände und rief Hänsler an und auch der setzte sich sofort in Bewegung, froh, etwas tun zu können, froh, Antworten auf die verflixten Trailer zu bekommen. Innerhalb von einer Stunde war er da. Ebenfalls unkenntlich gemacht – er trug einen Blaumann und eine Cap - ich wollte nicht das geringste Risiko eingehen. In einem Arbeitskoffer hatte er seinen Anzug mit und Susann lotste ihn über die Hintertreppe nach oben.
In dieser Zeit textete ich ein paar Interviewfragen zusammen, unter Mithilfe von Krug, der seine sarkastische Ader auspackte und am Schluss so heftig wurde mit seinen belastenden Aussagen, dass ich ihn sogar bremsen musste.
„Wie schaffen Sie es, so eine Wut aufzubauen, wenn Sie über Elisabeth sprechen?“ fragte ich verblüfft.
„Ganz einfach, ich denke an jemand anderen“, grinste er.
Als dann Hänsler kam, war es Krug, der ihm erzählte, wie nah wir einer Katastrophe waren. Aber Hänsler blieb misstrauisch.
„Ich hab schon so viel falsche Entscheidungen getroffen in meinem Leben“, sagte er. „Und eines weiß ich sicher: Ich werde nichts Erlogenes über Elisabeth sagen. Wer weiß, wo das dann landet“.
„Hör mal, Herbert“, ranzte Krug ihn an. „Du hast falsche Entscheidungen getroffen, weil du nie genug Arsch in der Hose gehabt hast. Immer hast du Angst gehabt. Und jetzt braucht dich deine Kleine und du musst ein Risiko eingehen. Damals bist du’s nicht eingegangen. Du warst schlicht und ergreifend zu feige. Du setzt dich jetzt sofort da hin und spulst den Text ab, den die nette Dame da erdichtet hat!“
Hänsler war rot geworden... und zögerte immer noch.
„Mann Gottes!“ schrie Krug unterdrückt. „Wenn wir das Ding nicht machen, senden die irgendwas , ich will gar nicht wissen, was! Nur so haben wir eine Chance! Wir zeigen dem JC-Fuzzi das Fake und er ist zufrieden! Was er dann ins Studio mitnimmt ist der richtige Film!“
„Setzen Sie sich hin“, sagte ich genervt. „Alle beide. Susann bringt Kaffee und dann schauen Sie sich unseren Rohschnitt an. Herr Hänsler, Sie werden doch nicht glauben, dass wir uns diese Arbeit machen, nur um Sie zu verarschen? Ich wünschte, ich hätte diese Zeit! Ich will das verdammte Ding endlich fertig haben! Jetzt schauen Sie sich das an – wir haben allerdings die Messerszene noch nicht drin.“
„Messerszene?“ Hänsler wurde bleich.
„Die zeig ich Ihnen gesondert“, sagte ich kurzangebunden.
Danach war alles ganz einfach. Die beiden Herren waren begeistert – und besorgt - und mir fiel ein Stein vom Herzen. Hänsler weinte und war endlich zu den Aufnahmen bereit und ich konnte Krug von meinen Bedenken erzählen, von meinem Besuch bei Ryss und meiner Vermutung, wer die TV-Trailer initiiert hatte. Und in welcher Gefahr E!Liza womöglich schwebte.
Erneutes Arbeiten rund um Uhr. Gerda hatte sich zu unserer Dauerbetreuerin aufgeschwungen. Sie rannte in die Apotheke, holte Vitamine, Aufbaudrinks und was nicht alles, versorgte uns mit Essen, brachte Decken von zuhause mit und schickte Rob und mich stundenweise auf die Couch. Ich blendete alles aus, was nicht mit dem neuen Schnitt zusammenhing. Mit den Sexszenen, den Aussagen irgendwelcher Studenten und vor allem Hänslers und Krugs bekam der Film genau den Anstrich, den J sich wohl wünschte. Zeitgleich schnitten wir in unser Original die fehlenden Szenen hinein, brachten die nicht tätowierten Fußgelenke in Großaufnahme und E!lizas Knöchel im Vergleich. Wir zeigten die Briefköpfe und wiesen den Schrieb, den E!Liza bekommen hatte als Fälschung aus. Und wir enthüllten das Messer in Großaufnahme. Der Kommentator saß neben mir und bekam Glubschaugen, als er all das verlas.
„Meine Güte“, ächzte er. „Was wird denn hier gespielt?“
„Großes Kino, Bruder, großes Kino“, sagte Rob. „Hey, kennste den? Elisha! Rob erzählt einen Witz! Heute schon gelacht?“
Elisha grinste ihn an und sagte: „Wehe, er ist nicht gut!“
„Ich bemüh mich! Also: Der Freund ist das erste Mal bei den Eltern seiner Freundin. Nach dem Essen, verspürt er den Drang zum Furzen. Leise, aber hörbar lässt er einen fahren. Darauf sagt der Vater zum Hund unterm Tisch: „Hasso!“ „Puh“, denkt der Mann: „Er denkt der Hund ist es“, und lässt prompt noch einen fahren. „Hasso!“ Darauf folgt noch einer, aber ein verdammt lauter. „Hasso!“, sagt der Vater: „Geh weg, bevor der Typ dir auf den Kopf scheißt!“
Unser
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