Tropfen im Ozean
drückte mich an sich. Es war das herrlichste Gefühl der Welt und nichts wünschte ich mir sehnlicher, als endlich Zeit für diesen Mann zu haben.
Vier Tage. Und sie verliefen nicht ruhig.
Am nächsten Tag hieß es, E!Liza sei nach der Doku als Interviewgast in eine der bekanntesten Talk-Shows eingeladen.
„E!Liza stellt sich!“ lauteten die Schlagzeilen.
„Das ist E!Liza“, sagte Rob begeistert. „Sie ist mutig. Siehst du, wie mutig sie ist?“
Ich nickte. Sie war bereit, um ihr Image zu kämpfen, um ihr Leben. Dass wir einen positiven Film über sie gemacht hatten, konnte sie nicht wissen. Sie war mit keinem von uns, auch nicht mit ihren Eltern, in Kontakt getreten.
Susann hatte ausfindig gemacht, dass der Film inzwischen auf einen Ordner im Sendeprogramm eingespeist worden war.
Ich schloss die Augen. Der falsche Film. War im System. Und für uns nun unerreichbar.
Niedergeschmettert fanden wir uns einen weiteren Tag später wieder im Büro ein. Die Zeit lief. Niemand sprach ein Wort, die Stimmung war am Boden. Das Wiedemann – Skript lag zu 90% fertig vor mir und setzte mich zusätzlich unter Druck.
J war in mein Büro gekommen und hatte mich brav über dem Großkonzern-Skript gefunden. Er schien befriedigt, sah ein bisschen besser aus als vorher und wirkte sogar etwas reumütig.
„Was macht das große Projekt?“ fragte er freundlich.
„Fast fertig, wahrscheinlich brauche ich einen Spaziergang, da kommen mir immer die besten Ideen“.
Wehmütig dachte ich an den vergangenen, wunderbaren Sommer im Wald, die sonnenbeschienene Bank, meinen geliebten weisen alten Mann.
„Dann geh doch... mach, wie du das für richtig hältst...“
Verdutzt sah ich ihn an. Er wirkte ganz anders. Wieder spürte ich seine unsägliche Erleichterung.
„Hast du über die Firmenbeteiligung nachgedacht?“
„Hast du einen Vertragsentwurf?“
„Ja, hier, lies ihn durch und entscheide dich so bald wie möglich“.
Ich legte die Papiere auf meinen Schreibtisch. Konnte mich nicht auf Wiedemann konzentrieren und dachte nach.
Wir brauchten einen Plan. J durfte nichts mitbekommen, also lud ich alle Beteiligten für den Abend zu mir nach Hause ein. Florian war nicht da und wir konnten in Ruhe reden.
Ich kaufte ein, um auf andere Gedanken zu kommen, und als ich aus dem Auto stieg, bepackt mit Tüten und Korb, riss ich die Utensilien, die ich in meiner Autoseitentasche hatte, mit heraus. Seufzend stellte ich die Taschen ab und warf Parkscheibe, Notizblock und Treuepunkte aus der Bäckerei in den Korb.
Am Abend saßen dann Gerda, Susann, Rob, Elisha, Bernd, Jimmi und ich um den Couchtisch bei einem Glas Wein und jeder Menge Fingerfood.
„Alles gesund, Elisha“, hatte ich verkündet und sie hatte die Augen nach oben gedreht. Sie setzte sich neben Rob und fütterte ihn mit Falafel. Er sah sie verliebt an und sein jungenhaftes Gesicht wirkte ehrlich und unschuldig.
„Okay, denken wir nach“ begann ich. „Der Film ist im Sender. J hat zwei Festplatten. Auch, wenn sich das sehr endgültig anhört... irgendwo gibt es eine Lösung... wir müssen sie nur finden“.
Rob hatte sich meinen Block geschnappt, entwarf Comic-Figuren, malte gerade einen Graffiti-Hintergrund dazu. Der Bleistift flog über das Papier, schraffierte, skizzierte. Das war seine Art, sich zu konzentrieren. Ich konnte sicher sein, dass sein Gehirn auf Höchsttouren arbeitete.
„Kann man den Sender nicht anrufen und sagen, dass wir noch was am Abspann geändert haben und dann einfach unsere Version auf den Server stellen?“, fragte Jimmi.
„Das war das Erste, was wir versucht haben“, murrte Susann. „Aber J traut uns nicht mehr. Es gibt dort strikte Anweisung, keine Änderungen mehr zuzulassen.“
„Oh, Shit, hoffentlich hat ihm keiner gesteckt, dass wir das versucht haben!“
„Das wissen die Götter, aber wenn, dann verschlechtert es unsere Situation noch mehr“.
„Man müsste am Sendetag ins Studio kommen“, sagte Elisha. „Das ist die einzige Möglichkeit“.
„Und wie? Wie kommt man in die Regie... und nicht nur das, auch an den richtigen Rechner? Wer hat Zutritt? Wer kennt sich im Studio aus und wer kann so einfach mir nichts dir nichts sich an einen Computer setzen, einen Ordner löschen und eine neue Datei aufspielen?!“ Jimmi war der Pessimist unter uns, aber es war gut, dass er es ansprach – wir mussten jede Eventualität ins Auge fassen.
„Trotzdem...“ sagte ich nachdenklich. „Elishas Idee
Weitere Kostenlose Bücher