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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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hysterisches Gelächter verriet die Spannung, in der wir uns befanden, aber es tat verdammt gut.
    „Herr!“ schrie Rob danach und riss die Arme hoch. „Lass ein Wunder geschehen! Deine Adelgunde ruft dich!“
    „Wie könnt Ihr nur so blödeln bei so ’ner ernsten Sache?“ empörte sich der Kommentator. „Ich meine, hier müsste doch die Polizei...“
    „Genau!“, unterbrach ich ihn mit leuchtenden Augen und stieß ihn anerkennend an. „Mats, du bist gut! Wie wäre es, wenn wir sagen, dass die Polizei eingeschaltet ist? Ist keine Lüge. Ich hab Krug drauf angesetzt“.
    „Dann wären die gewarnt“, sagte Susann nachdenklich. „Das ist eine Superidee! Ich würd’s machen!“
    „Natürlich müsst ihr das machen!“, rief der Sprecher und seine Stimme überschlug sich. „Ihr seid wahnsinnig, dass ihr nicht schon längst kugelsichere Westen und einen Polizisten neben euch sitzen habt!“
     
    Die TV- Trailer wurden immer zweideutiger, immer aggressiver. Ich wusste nicht, ob J oder Ryss dahinter steckte, vermutlich beide. Wir waren alle furchtbar nervös, liefen psychisch wie physisch an der Grenze, konzentrierten uns immer nur auf die nächste Minute. Ich hatte Jimmi angerufen und gefragt, ob er E!Liza ausfindig machen könnte, sie selbst im Film drin zu haben, wäre der Abschuss gewesen, aber er fand sie nicht. Niemand wusste, wo sie war. Sie war vollständig untergetaucht und auch das machte uns schrecklich nervös.
    Ich rief Hänsler an, ob er was gehört hatte, aber auch er verneinte, tief beunruhigt. Nicht ein Reporter fand sie. Schlagzeilen krönten die Zeitungen: Geflüchtet! E!Liza taucht unter – im wahrsten Sinne des Wortes. Nun kommt die Wahrheit ans Licht... Vater verweigert jede Aussage... wir sahen Reportagen, wo Journalisten an die Haustür der Hänslers klopften und sie ihnen diese vor der Nase zugeschlagen wurde. Es folgten immer hanebüchenere Vermutungen, was der Film wohl enthüllen würde. Im Wesentlichen hatten sie nichts, doch genau das ließ die Sache mehr und mehr eskalieren. Wir mussten warten und unsere Arbeit tun.
    Bei all dem schaffte es Rob, sich meine Wackelaufnahmen der Ballkleid-Szene erneut anzuschauen. Die Bildqualität war erstaunlich scharf, aber das Material schien unbrauchbar. Rauf, runter, Himmel, Erde, E!Liza, Reportermenge, Jimmi... Hände, Gesichter, alles durcheinander. Aber dann kam die Lücke, als ich von unten durch die Menge schräg nach oben ein Loch gefunden hatte. Der Kuss, der Biss... E!Liza im Griff der zwei Produzenten, Rücken zum Publikum, Blick auf den zweiten der Männer. Ich hatte mich dann wieder gestellt, eine Kiste unter meinen Füßen gefühlt, mich darauf gehievt und die Kamera einfach mit gestreckten Armen über alle Köpfe gehalten. Und da war es: Wir sahen deutlich die hochgestellten Daumen des Produzenten, sein Grinsen - und das Display seines Handys. Rob vergrößerte den Bildausschnitt des Funktelefons. Eine Fratze ist zu sehen. Julia.
    Wir setzten es rein.
     
    11.10. Zwei Tage später.
    Zwei Filme. Dem unseren fehlte noch der Endschliff - aber im Wesentlichen: fertig. Wir waren alle fertig. Fix und fertig. Vollständig und komplett. Wie so oft saßen wir zusammen und Gerda schenkte heißen Kräutertee aus.
    Rob saß zusammengesunken vor dem Rechner und zog eine DVD für J, gerade rechtzeitig - eine halbe Stunde später wankte der ins Studio.
    Er sah schrecklich aus. Ich beobachtete ihn, als er den Film ansah, wie er jedes schmutzige Detail begrüßte, wie er unangemessen laut lachte bei den Nacktszenen, Dinge murmelte, wie „Geile Fotze...“ und: „Du glaubst wohl, du kannst das mit mir machen...“
    Entsetzt hörte ich ihm zu. Die Szenen turnten ihn ganz offensichtlich an. Rob hatte eine besonders saftige reingesetzt und Js Gesicht leuchtete. Ich schloss die Augen. Ja, da war Freude... aber mehr noch... auch Erleichterung, Erlösung von einem überirdischen Druck. Es kam mir komisch vor. Stoisch schauten Rob und ich mit verschränkten Armen das Machwerk mit an. J fiel nicht auf, dass es dem Film an allen Feinheiten mangelte, die wir sonst immer aufbrachten. Er endete mit einer bissigen Bemerkung von Krug und dem Kommentator und J atmete laut und hörbar aus. Er war ruhig geworden. Dann sah er mich an.
    „Danke“, sagte er in fast normalem Ton. Ich schwieg, drückte auf open, holte die DVD raus und legte sie auf den Tisch.
    J stand auf und zückte sein Handy.
    „Ich bin’s“, hörten wir ihn sagen. „Alles paletti –  Film

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