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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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woher willst du das wissen?“
    Ich hatte nicht gewusst, wie gut es tat, Widerstand zu leisten. Und noch etwas wurde mir klar: Wie gut es tat, sich von etwas zu lösen, und wenn es nur mental war. In dem Moment, als ich mich tatsächlich mit dem Gedanken beschäftigte, die Sache mit J einfach zu beenden, hatte ich eine Vorahnung von Freiheit. 
    In J hatten meine Worte gehörig etwas ausgelöst. Das spürte ich ganz genau. Und das tat mir gut. Danach war er jedenfalls völlig anders zu mir.
     
    ***
     
    Ich verzehrte mich nach ihm und polierte mein Selbstbewusstsein damit auf, mir zu sagen, dass ich jemanden wie J begeistern konnte. Seit diesem Abend gab sein Verhalten diesen Überlegungen Recht. Plötzlich lagen von Zeit zu Zeit auf meinen Schreibtisch eine Packung Pralinen, ein Strauß Blumen, eine Einladung zum Essen.
    Und so gingen wir ab und an miteinander aus. J nannte es „Arbeitsessen“, weil er nicht wollte, dass die Mitarbeiter etwas anderes darin sahen.
    Unsere Themen drehten sich ohnehin ausschließlich um das Geschäft... und um Autos. Fuhren wir zu unseren Terminen wurde er nicht müde, die ihm entgegenkommenden Scheinwerfer oder Rücklichter der Autos zu analysieren. Er erklärte es mir jedes Mal: wie die Lichter beim 3er, 5er und 7er BMW oder bei Mercedes aus den verschiedenen Jahren geformt waren, welche Besonderheiten dieses und jenes Auto aufwies, aus welchem Jahr es stammte, welcher Designer es entworfen hatte und vor allem: welcher Prominente welches Auto fuhr und was es kostete. Ich strengte mich an, mir all die Details zu merken, aber es ging mir zum einen Ohr rein und zum anderen raus – irgendwie war ich völlig unfähig, so etwas abzuspeichern. Ich war der Typ, der an seinem eigenen Auto vorbei lief und es nur erkannte, weil der Funkschlüssel eben dieses Auto aufschloss und es mir mit aufblendenden Scheinwerfern klarmachte: „Hallo! Hier! Ich! Ich! Ich bin dein Auto!“
    Wenn wir auch nie über Persönliches redeten, hörte ich J gerne zu und freute mich darüber, dass er redete. Aber je mehr die ‚Arbeitsessen’ in eine gewisse Routine abrutschten, desto weniger konnte ich meine Erschöpfung verbergen. Die viele Arbeit, der späte Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, oft mit einem oder zwei Gläsern Wein... das ständige Gequatsche Js – es war ermüdend. Manchmal war ich so kaputt, dass ich mich am liebsten auf den Restauranttisch gelegt und geschlafen hätte. Aber: J lächelte. J ging mit mir aus. J streichelte mir über den Rücken. Das war das, was ich registrierte. Das gab mir Hoffnung auf mehr. Wir waren öfter zusammen  – und das war ein gutes Zeichen.
     
    ***
     
    Am nächsten Tag hatten J und ich einen gemeinsamen Geschäftstermin. Über Mundpropaganda war eine diesmal große, internationale Firma auf uns aufmerksam geworden und wollte uns sprechen. Die Mittelstandskunden hatte J mit Vorliebe alleine gemacht, aber bei diesem Termin bestand er darauf, mich dabei zu haben. Er war furchtbar aufgeregt. Es war der Sprung in eine andere Liga und das war uns beiden bewusst.
    Als wir in die Hauptstadt fuhren zu diesem schicksalshaften Date, war er überaus nervös und hielt meine Hand, als ob er den enormen Strom an Stress über mich entladen wollte. Aber ich fand das süß. Es war etwas Intimes. Ein Zeichen, dass ich ihm etwas bedeutete.
    Und der Termin lief gut. J verhielt sich sehr zurückhaltend, aus Unsicherheit, was aber nur ich wusste. Letztendlich erwies sich aber genau das als exakt richtiger Ansatz. Er vermittelte nicht den Eindruck, den Auftrag unbedingt haben zu wollen, sondern drehte den Spieß um, tat so, als sei er eher abgeneigt und ich ging mühelos auf sein Spiel ein. Mit skeptischem Blick hörte ich mir die Vorstellungen des CEO und des Firmeninhabers an, warf J zweifelnde Blicke zu und runzelte die Stirn, bis der CEO herausplatzte:
    „Sagen Sie,  empfinden Sie unsere Vorstellungen für zu abgehoben?“
    J und ich sahen uns an. In diesen Situationen bestand einfach ein so klares Einverständnis zwischen ihm und mir, das uns nahezu telepathische Fähigkeiten verlieh.
    „Nein, keineswegs“, beeilte ich mich zu sagen. „Aber wir werden den Auftrag nicht annehmen, wenn wir nicht glauben, ihn zu Ihrer Zufriedenheit ausführen zu können. Die Sache ist die, dass wir auch eigene Vorstellungen einbringen möchten. Wir wissen, was wirkt, wie es ankommt, was man braucht. Um es kurz zu machen: Wenn Sie einen JC-Film wollen, kriegen Sie etwas Besonderes. Sie müssten

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