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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und wo auch immer der Energieumwandler sein mochte, bei ihnen war er eindeutig nicht. Sie konnten kein Wort verstehen.
    »Brauchen Sie Hilfe beim Abnehmen der Maske?« schrie einer und langte nach mir.
    Ich winkte ab und schüttelte den Kopf. Dann griff ich nach der Bootskante und zog mich so weit nach oben, daß ich den Korb erreichte. Ich nahm dem Toten die Maske ab, leerte das Wasser aus und legte sie neben seinen Kopf mit dem wirren, langen, nassen Haar. Da erkannte ich ihn dann, trotz der ovalen Druckstellen um seine Augen. Ich kannte die gerade Nase und den dunklen Bart um seine n vollen Mund. Ich erkannte den Reporter, der mir gegenüber immer so fair gewesen war. »Okay?« Einer der Rettungsmänner zuckte mit den Achseln. Ich signalisierte ihnen okay, obwohl mir klar war, daß sie die Bedeutung meiner Handlung nicht verstanden. Der Grund war rein kosmetischer Natur, denn je länger die Maske Druck auf rasch erschlaffendes Gewebe ausübte, desto geringer war die Chance, daß die Einkerbungen wieder zurückgingen. Für Ermittler und Sanitäter war das nicht von Belang, um so mehr aber für die Angehörigen, die Ted Eddings' Gesicht noch einmal sehen wollten.
    »Bin ich zu verstehen?« fragte ich dann Ki Soo und Jerod, als wir im Wasser auf und ab tanzten.
    »Prima. Was soll mit dem Schlauch geschehen?« fragte Jerod. »Schneiden Sie ihn in zirka drei Meter Entfernung von der Leiche durch, und klemmen Sie das Ende ab«, sagte ich. »Versiegeln Sie das und sein Mundstück in einem Plastiksack.«
    »Ich habe einen Bergungssack bei mir«, bot Ki Soo an. »Fein. Nehmen wir den.«
    Nachdem wir unser möglichstes getan hatten, ruhten wir uns einen Augenblick lang aus, wobei wir in der Schwebe blieben und über das schlammige Wasser zu dem Boot mit der hookah schauten. Als ich guckte, wo ich gewesen war, stellte ich fest, daß die Schraube, an der sich Eddings' Schlauch verfangen hatte, zur Exploiter gehörte. Das U-Boot war, wie es aussah, nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden, vielleicht um die Zeit des Korea-Kriegs, und ich fragte mich, ob es ausgeschlachtet und als Schrott verkauft werden sollte. Ich fragte mich auch, ob Eddings aus einem bestimmten Grund dort getaucht hatte oder ob er nach seinem Tod dorthin getrieben worden war. Das Rettungsboot war auf halbem Weg zu dem Anleger auf der anderen Flußseite, wo ein Krankenwagen darauf wartete, den Toten ins Leichenschauhaus zu schaffen. Jerod gab mir ein Okay-Zeichen, und ich signalisierte zurück, obwohl sich alles überhaupt nicht okay anfühlte. Die Luft rauschte aus unseren Rettungswesten, und wir tauchten wieder unter. Das Wasser hatte die Farbe alter Münzen.
    Eine Leiter führte aus dem Wasser auf die Tauchplattform, und von da ging eine weitere auf die Pier. Mit zitternden Beinen kletterte ich hoch, denn ich war nicht so stark wie Jerod und Ki Soo, die ihre ganze Ausrüstung trugen, als wiege sie kaum schwerer als ihre Haut. Doch ich entledigte mich allein meiner Weste und meiner Tauchflasche und bat nicht um Hilfe. Ein Polizeiwagen rumpelte zu meinem Auto, und jemand zog Eddings' Kahn über den Fluß zum Steg. Er müßte identifiziert werden, aber für mich gab es da keine Zweifel.
    »Na, was glauben Sie?« fragte plötzlich eine Stimme von oben. Als ich aufblickte, stand Captain Green mit einem großen, schlanken Mann auf der Pier. Green hatte jetzt offenbar ritterliche Anwandlungen, denn er streckte mir eine Hand entgegen. »Hier«, sagte er, »geben Sie mir Ihre Flasche.«
    »Ich werde erst nach der Untersuchung Genaueres wissen«, sagte ich und hob erst den Tank und dann die übrige Ausrüstung hoch. »Danke. Das Boot sollte mit dem Schlauch und allem direkt ins Leichenschauhaus gebracht werden«, fügte ich hinzu. »Was haben Sie damit vor?« fragte er. »Die hookah muß auch zur Autopsie.«
    »Sie werden Ihr Zeug sehr gründlich abspülen müssen«, sagte der Schlanke, als kenne er sich besser aus als Jacques Cousteau; seine Stimme kam mir bekannt vor. »Da drin ist alles voller Öl und Rost.«
    »Wohl wahr.« Ich kletterte auf den Kai.
    »Detective Roche«, stellte er sich vor. Er trug Jeans und eine alte Lederjacke. »Ich habe gehört, wie Sie sagten, sein Schlauch habe sich irgendwo verfangen.«
    »Ja, aber ich frage mich, wann Sie mich das haben sagen hören.« Ich stand jetzt auf der Pier und konnte mich nicht mit der Idee anfreunden, mein nasses, schmutziges Zeug wieder zum Auto zu tragen.
    »Wir haben selbstverständlich die Bergung der

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