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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Leiche überwacht.« Das war wieder Green. »Detective Roche und ich haben im Gebäude mitgehört.«
    Mir fiel Ki Soos Warnung wieder ein, und ich schaute auf die Plattform, wo er und Jerod mit ihren eigenen Geräten herumhantierten.
    »Der Schlauch war verhakt«, antwortete ich. »Aber ich kann Ihnen nicht sagen, wann das geschehen ist. Vielleicht vor, vielleicht auch nach seinem Tod.«
    Roche schien das nicht zu interessieren, denn er starrte mich weiter auf eine Art und Weise an, die mich befangen machte. Er war sehr jung und beinahe hübsch, mit zarten Gesichtszügen, üppigen Lippen und kurzen, dunklen Locken. Nur seine Augen gefielen mir nicht, ich fand seinen Blick stechend und selbstgefällig. Ich zog mir das Kopfteil ab und fuhr mir mit den Fingern durch mein öliges Haar, und er sah zu, wie ich meinen Taucheranzug öffnete und das Oberteil bis zur Hüfte herabzog. Die letzte Schicht war mein Unterzieher. Wasser war durchgedrungen, und meine Haut kühlte rasch ab. Bald würde mir unerträglich kalt sein. Meine Fingernägel waren bereits blau. »Einer vom Rettungsteam sagt, daß sein Gesicht ganz rot aussieht«, meinte der Captain, während ich mir die Ärmel des Taucheranzugs um die Hüften band. »Ich frage mich, ob das was zu bedeuten hat.«
    »Kälteflecken«, erwiderte ich. Er sah mich erwartungsvoll an.
    »Wenn Leichen Kälte ausgesetzt sind, verfärben sie sich hellrot«, sagte ich und fing schon an zu zittern. »Ach so. Also heißt es nicht…«
    »Nein«, schnitt ich ihm das Wort ab, weil mir viel zu ungemütlich war, als daß ich ihnen weiter zuhören wollte. »Das hat nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Sagen Sie, gibt es hier eine Toilette, wo ich mich umziehen kann?« Ich schaute mich um und entdeckte nichts, was danach aussah.
    »Dort drüben.« Green deutete auf einen kleinen Bauwagen neben dem Verwaltungsgebäude. »Möchten Sie, daß Detective Roche Sie begleitet und Ihnen alles zeigt?«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Hoffentlich ist nicht zugesperrt«, fügte Green hinzu. Das wäre mein Glück, dachte ich. Aber dem war nicht so, und drinnen war es schrecklich, nur Toilette und Waschbecken, und nichts schien in letzter Zeit gereinigt worden zu sein. Eine Tür zum Männerklo auf der anderen Seite war durch ein Vorhängeschloß mit einer dicken Kette gesichert, als wäre das eine oder das andere Geschlecht um seine Tugend besorgt. Es gab auch keine Heizung. Ich zog mich aus, nur um festzustellen, daß es nicht einmal warmes Wasser gab. Ich säuberte mich notdürftig und zog mir schnell einen Trainingsanzug, Moon-Boots und eine Mütze über. Mittlerweile war es halb zwei, und Lucy befand sich wahrscheinlich schon in Mants Haus. Ich hatte noch nicht mal mit der Tomatensoße angefangen. Ich sehnte mich nach einer langen heißen Dusche oder einem Bad. Green ließ sich nicht abwimmeln und ging mit zu meinem Auto und half mir, meine Tauchausrüstung im Kofferraum zu verstauen. Mittlerweile war das Boot auf einen Anhänger geladen worden und unterwegs zu meinem Büro in Norfolk. Ich sah weder Jerod noch Ki Soo, und es tat mir leid, daß ich mich nicht von ihnen verabschieden konnte.
    »Wann führen Sie die Autopsie durch?« fragte mich Green. Ich sah ihn an, er gab das typische Bild eines schwachen Mannes ab, der zu Macht oder Ansehen gekommen war. Er hatte alles Mögliche versucht, um mich einzuschüchtern, und als das zu nichts führte, hatte er beschlossen, Freundschaft zu schließen. »Jetzt.« Ich ließ den Wagen an und drehte die Heizung auf.
    Er sah überrascht aus. »Das Leichenschauhaus ist heute offen?«
    »Ich hab's gerade geöffnet«, sagte ich.
    Ich hatte die Tür noch nicht zugemacht, und er stützte die Arme auf den Rahmen und starrte zu mir herab. Er war so dicht vor mir, daß ich die geplatzten Aderchen auf seinen Wangen und Nasenflügeln und die Pigmentveränderungen von der Sonne erkennen konnte.
    »Geben Sie mir Ihren Bericht durch?«
    »Wenn Todesursache und Todesart klar sind, werde ich das mit Ihnen besprechen«, sagte ich.
    »Die Todesart?« Er runzelte die Stirn. »Meinen Sie, es bestehen noch Zweifel an einem Unfalltod?«
    »Die können und werden immer da sein, Captain Green. Das gehört zu meinem Job.«
    »Nun, wenn Sie ein Messer oder eine Kugel in seinem Rücken finden, rufen Sie mich hoffentlich zuerst an«, sagte er mit leiser Ironie und gab mir seine Karte.
    Ich fuhr los, suchte mir die Nummer von Mants Assistenten heraus und hoffte, ihn zu Hause zu erreichen. »Danny,

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