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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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unwahrscheinlich, daß wir nach Projektilen oder gebrochenen Knochen suchen würden, aber beim Röntgen könnten ein Pneumothorax oder eine Mittelfellverlagerung sichtbar werden, verursacht durch aus der Lunge ausgetretene Luft infolge eines Barotraumas.
    »Ja, Ma'am. Der Film ist im Entwickler.« Er hielt inne, seine Miene verfinsterte sich. »Und Detective Roche von der Polizei Chesapeake ist auf dem Weg hierher. Er will bei der Autopsie dabeisein.« Auch wenn ich Detectives ansonsten dazu ermunterte, bei Autopsien zuzusehen, wollte ich gerade Roche nicht unbedingt dabei haben.
    »Kennen Sie ihn?« fragte ich.
    »Er war schon mal hier. Machen Sie sich selbst ein Urteil von ihm.«
    Er richtete sich auf und bündelte sein Haar wieder zu einem Pferdeschwanz, weil einzelne Strähnen ihm in die Augen hingen. Schlank und grazil sah er wie ein junger Cherokee aus, mit einem strahlenden Grinsen. Ich fragte mich oft, warum er hier arbeiten wollte. Ich half ihm, die Leiche in den Autopsieraum zu rollen. Während er sie wog und vermaß, verschwand ich im Umkleideraum und duschte. Als ich gerade meine Arbeitskleidung anzog, meldete sich Marino über meinen Piepser. »Was gibt's?« fragte ich, als ich ihn am Telefon hatte. »Er ist's, wie wir geglaubt haben, stimmt's?« fragte er. »Ein vorsichtiges Ja.«
    »Obduzierst du ihn jetzt?«
    »Ich wollte gerade anfangen«, sagte ich. »Gib mir fünfzehn Minuten. Ich bin schon fast da.«
    »Du kommst her?« sagte ich erstaunt.
    »Ich spreche über Autotelefon. Wir reden später. Ich bin gleich da.«
    Ich fragte mich zwar, was das alles sollte, aber gleichzeitig war mir klar, daß Marino in Richmond etwas gefunden haben mußte. Sonst machte es keinen Sinn, daß er nach Norfolk kam. Ted Eddings' Tod fiel nicht in Marinos Zuständigkeit, es sei denn, das FBI war bereits involviert, aber das würde ebenfalls keinen Sinn ergeben.
    Marino und ich waren beide Berater für das FBI-Programm zur Ermittlung und Analyse von Verbrechen, besser bekannt als die Spezialeinheit zur Erstellung von Täterprofilen, welche die Polizei bei ungewöhnlich grausigen und schwierigen Fällen unterstützte. Wir wurden routinemäßig zu Fällen außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches hinzugezogen, aber nur auf Anforderung, und daß Chesapeake das FBI eingeschaltet hatte, dafür schien es mir ein bißchen früh.
    Detective Roche traf vor Marino ein. Er hatte eine Papiertüte dabei und bestand darauf, daß ich ihm Kittel, Handschuhe, Gesichtsschild, Mütze und Schuhschoner gab. Während er sich im Umkleideraum mit seiner Rüstung abmühte, machten Danny und ich Fotos und sahen uns Eddings an, so wie er bei uns eingeliefert worden war, nämlich noch im Taucheranzug, von dem noch immer langsam Wasser auf den Boden tropfte. »Er ist schon eine Weile tot«, sagte ich. »Ich habe so das Gefühl, daß ihm schon kurz, nachdem er runtergegangen ist, etwas zugestoßen ist.«
    »Wissen wir, wann das war?« fragte Danny, während er den Skalpellhaltern neue Klingen einpaßte.
    »Wir nehmen an, irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit.« »Er sieht noch ziemlich jung aus.« »Zweiunddreißig.« Er blickte auf Eddings' Gesicht, und er sah betrübt aus. »Da s ist so, als wenn Kinder hier eingeliefert werden, oder dieser Basketballspieler, der neulich in der Turnhalle tot umgefallen ist.« Er sah mich an. »Geht Ihnen das manchmal ans Gemüt?«
    »Das darf ich nicht zulassen, weil ich hier meinen Job einwandfrei erledigen muß«, sagte ich, während ich mir Notizen machte. »Und wenn Sie damit fertig sind?« Er blickte auf. »Wir sind nie damit fertig, Danny«, sagte ich. »Unsere Herzen bleiben gebrochen für den Rest unseres Lebens, und wir werden nie mit den Menschen fertig, die hier herkommen.«
    »Weil wir sie nicht vergessen können.« Er kleidete einen Eimer mit einem Organbeutel aus und stellte ihn neben mir auf den Boden. »Zumindest ich kann's nicht.«
    »Wenn wir sie vergessen, dann stimmt mit uns was nicht«, sagte ich.
    Roche tauchte aus dem Umkleideraum auf. Mit dem Gesichtsschild und dem Papieranzug sah er wie ein Astronaut aus. Er hielt Abstand zur Bahre, mir aber rückte er so nahe wie nur möglich.
    Ich sagte zu ihm: »Ich habe einen Blick ins Boot geworfen. Welche Gegenstände haben Sie entfernt?«
    »Seine Waffe und seine Brieftasche. Ich habe beides bei mir«, erwiderte er. »Dort drüben im Beutel. Wieviel Paar Handschuhe haben Sie an?«
    »Keine Kamera, kein Film oder ähnliches?«
    »Es war sonst

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