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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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entschieden. »Seine Identität darf auf keinen Fall der Presse oder sonst wem bekanntgegeben werden, bevor sie nicht bestätigt ist.«
    »Das habe ich allen bereits gesagt. Keine Bange.«
    »Gut. Und niemand hat eine Ahnung, warum diese Person auf dem Schiffsfriedhof getaucht haben könnte?« fragte ich. »Er könnte nach irgendwelchem Zeug aus dem Bürgerkrieg gesuch t haben.«
    »Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?«
    »Eine Menge Leute suchen in den Flüssen hier nach Kanonenkugeln und solchen Sachen«, meinte er. »Okay. Wir machen also weiter und holen ihn raus, damit er nicht länger als notwendig dort unten bleibt.«
    »Ich möchte nicht, daß er berührt wird, und wenn er noch etwas länger im Wasser bleibt, macht das auch nichts mehr.«
    »Was haben Sie vor?« Er klang wieder abwehrend. »Das weiß ich erst, wenn ich dort bin.«
    »Also, ich glaube nicht, daß Ihre Anwesenheit notwendig…«
    »Detective Roche«, unterbrach ich ihn, »ob es notwendig ist, daß ich zum Tatort komme, und was ich dort tue, darüber zu entscheiden, liegt nicht in Ihrem Ermessen.«
    »Nun ja, ich hab da all die Leute warten, und heute nachmittag soll es schneien. Niemand will sich da draußen an der Pier die Beine in den Bauch stehen.«
    »Nach dem in Virginia gültigen Recht bin ich für die Leiche zuständig, und nicht sie oder irgend jemand anderes, ob von der Polizei, der Feuerwehr, der Rettung oder einem Beerdigungsinstitut. Niemand berührt die Leiche, bis ich es erlaube.« Ich sprach mit gerade soviel Schärfe, daß er merkte, ich konnte auch streng sein.
    »Wie schon gesagt, dann werde ich all den Leuten auf dem Gelände mitteilen müssen, daß sie sich zu gedulden haben, und das wird sie nicht freuen. Die Navy setzt mir bereits ganz schön zu, ich soll das Gelände verlassen, bevor Reporter auftauchen.«
    »Das ist kein Fall der Navy.«
    »Das müssen Sie denen sagen. Es sind ihre Schiffe.«
    »Das werde ich ihnen gern sagen. In der Zwischenzeit teilen Sie allen mit, daß ich unterwegs bin«, sagte ich, bevor ich auflegte. Da mir klar war, daß ich erst in ein paar Stunden wieder zu dem Cottage zurückkehren würde, heftete ich an die Haustür eine Nachricht mit verschlüsselten Anweisungen für Lucy, wie sie in meiner Abwesenheit ins Haus gelangen konnte. Ich versteckte einen Schlüssel so, daß nur sie ihn finden konnte, und packte dann meine Arzttasche und die Tauchausrüstung in den Kofferraum meines schwarzen Mercedes. Um Viertel vor zehn war die Temperatur auf drei Grad angestiegen, und meine Versuche, Captain Pete Marino in Richmond zu erreichen, hatten bisher zu nichts geführt.
    »Gott sei Dank«, murmelte ich, als endlich mein Autotelefon klingelte.
    Ich schnappte es. »Scarpetta.«
    »Hi.«
    »Du hast deinen Piepser an. Das schockiert mich«, sagte ich. »Wenn du so schockiert bist, warum zum Teufel rufst du dann an?« Er klang erfreut, von mir zu hören. »Was ist los?«
    »Erinnerst du dich an den Reporter, den du überhaupt nicht leiden magst?« Ich achtete darauf, keine Details preiszugeben, weil wir über Funk sprachen und abgehört werden konnten. »Welcher denn?«
    »Der für AP arbeitet und immer bei mir im Büro vorbeischaut.« Er dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Worum geht's denn? Hast du einen Termin mit ihm?«
    »Bedauerlicherweise ja. Ich bin unterwegs zum Elizabeth River. Chesapeake hat gerade angerufen.«
    »Augenblick mal. Nicht die Art von Termin.« Er hörte sich besorgt an.
    »Ich fürchte, doch.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Wir haben bisher nur einen Führerschein. Wir können also noch nicht sicher sein. Ich werde runtergehen und ihn mir anschauen, bevor wir ihn rausholen.«
    »Jetzt halt, zum Teufel noch mal, die Luft an«, sagte er. »Warum mußt du unbedingt so was machen? Können das nicht andere erledigen?«
    »Ich muß ihn sehen, bevor er bewegt wird«, wiederholte ich. Marino war sehr ungehalten, weil er stets viel zu besorgt war um mich. Er brauchte gar kein Wort mehr zu sagen, um mir das zu vermitteln.
    »Ich habe mir bloß gedacht, du könntest eventuell seine Wohnung in Richmond überprüfen«, sagte ich ihm. »Ja ja. Das mache ich todsicher.«
    »Ich weiß nicht, was uns erwartet.«
    »Also ich wünschte mir, du würdest die das zuerst rausfinden lassen.«
    In Chesapeake nahm ich die Ausfahrt Elizabeth River und bog nach links auf die High Street ab, wo ich an Kirchen, Gebrauchtwagenangeboten und Wohnwagensiedlungen vorbeikam. Hinter dem örtlichen Gefängnis und

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