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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sagte ich sofort, als ich schwarze Mündungsmarkierungen studierte, die deutlich das vordere Visier, die Laufführung und den Umriß des Schlittens zeigten. »Glauben Sie, daß wir diesen spezifischen Pistolentyp identifizieren könnten?« fragte er und schaute schon wieder durchs Mikroskop.
    »Bei einer Kontaktwunde könnten wir es theoretisch«, sagte ich. »Das offenkundige Problem ist nur, daß eine mit hochwirksamer Munition geladene Fünfundvierziger so unglaublich zerstörerisch ist, daß wir womöglich kein gutes Muster finden werden, , jedenfalls nicht am Kopf.«
    Das traf auf Dannys Fall zu, selbst nachdem ich all meine Fähigkeiten in plastischer Chirurgie aufgeboten hatte, um die Einschußwunde so gut wie möglich zu rekonstruieren. Doch als ich das Tuch mit Diagrammen und Fotos verglich, die ich unten im Leichenschauhaus aufgenommen hatte, fand ich nichts, was dagegensprach, daß eine Sig P220 die Mordwaffe gewesen war. Tatsächlich meinte ich, eine Übereinstimmung bei der Visierkante gefunden zu haben, die vom Rand des Einschußlochs vorstand.
    »Da haben wir unsere Bestätigung«, sagte Frost, der die Scharfeinstellung regulierte, während er weiter in das Vergleichsmikroskop schaute.
    Wir drehten uns beide um, als wir jemand den Flur entlanglaufen hörten.
    »Möchten Sie es sehen?« fragte er.
    »Ja, klar«, sagte ich, als noch eine Person vorbeirannte, deren Schlüssel am Gürtel wie verrückt klirrten.
    »Was ist denn?« Frost stand auf und ging stirnrunzelnd zur Tür. Die Stimmen draußen im Flur waren lauter geworden, und nun rannten wieder Leute vorbei, nur in die andere Richtung. Frost und ich traten in dem Augenblick aus dem Labor, als einige Sicherheitsleute auf dem Weg zu ihren Plätzen vorbeieilten. Wissenschaftler in Laborkitteln blickten aus ihren Türrahmen suchend umher. Jeder fragte jeden, was los war, als über uns plötzlich der Feueralarm losheulte und rote Lichter an den Decken aufleuchteten.
    »Was zum Teufel ist das, eine Alarmübung?« schrie Frost. »Es war keine angesetzt.« Ich hielt mir die Ohren zu, während die Leute zu rennen anfingen. »Heißt das, es brennt?« Er sah verwirrt aus. Ich rannte nach unten und war gerade durc h mehrere Türen auf den Flur in meinem Stock gestürmt, als kühles Halongas in einem weißen Wirbel von der Decke kam. Es klang, als wäre ich von großen Zimbeln umgeben, auf die mit einer Million Stöcken wie verrückt eingeschlagen wurde, während ich in rasender Hast die Zimmer kontrollierte. Fielding war weg, und alle anderen Büros waren so rasch evakuiert worden, daß Schubladen offenstanden und Dia-Projektoren sowie Mikroskope noch an waren. Kühle Wolken sanken auf mich hernieder, und ich hatte die surreale Vorstellung, inmitten eines Luftalarms durch einen Hurrikan zu fliegen. Ich rannte in die Bibliothek und in die Toiletten, und als ich zu meiner Zufriedenheit festgestellt hatte, daß alle sicher aus dem Haus waren, lief ich den Flur entlang und stürmte aus den Vordertüren. Ich blieb einen Augenblick stehen, um Luft zu holen und meinen Herzschlag zu beruhigen. Die Vorgehensweise bei einem Alarm oder einer Übung war so streng durchstrukturiert wie die meisten Routineabläufe im Bundesstaat. Ich wußte, ich würde mein Personal im zweiten Stock des Monroe-Tower-Parkhauses auf der anderen Seite der Franklin Street finden. Inzwischen sollten alle Angestellten von Consolidated Lab an ihren vorbestimmten Plätzen sein, außer den Abteilungsleitern und Betriebschefs, und von denen, so schien es, war ich als letzte herausgekommen. Nur der Leiter des Wartungsdienstes, der für mein Gebäude zuständig war, überquerte vor mir rasch die Straße, einen Schutzhelm unter den Arm geklemmt. Als ich nach ihm rief, drehte er sich um und blinzelte, als erkenne er mich überhaupt nicht. »Was in Gottes Namen geht hier vor?« fragte ich, als ich ihn eingeholt hatte und wir auf die andere Straßenseite wechselten. »Was vorgeht? Sie hätten besser keine Extras in Ihrem Jahresbudget verlangen sollen.« Er war ein alter Mann, der stets gut gekleidet, aber unfreundlich war. Heute war er fuchsteufelswild. Ich blickte auf das Gebäude und sah keinen Rauch, als ein paar Straßen weiter Feuerwehrautos heulten und hupten. »Irgendein Idiot hat di e verdammte Sprinkleranlage ausgelöst, die nicht aufhört, bis alle Chemikalien versprüht sind.« Er blickte mich so finster an, als trüge ich die Schuld daran. »Ich hatte die verdammte Anlage auf Verzögerung

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