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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gefunden worden war.
    »Schauen wir mal, was wir hier haben.« Frost sprach mit sich selber, während er die Liste auf seinem Monitor holte. »Das ist Ihr Spitzenreiter.« Er fuhr mit dem Finger über den Bildschirm. »Konkurrenzlos. Weit vor dem übrigen Feld.«
    »Eine Sig fünfundvierzig P220«, sagte ich und sah ihn verwundert an. »Die Patronenhülse paßt zu einer Waffe. Im Gegensatz zu einer anderen Patronenhülse?«
    »Ja. Müßte mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht stimmt. Herrgott nochmal.«
    »Ich will sichergehen, daß ich alles verstehe.« Was ich da sah, konnte ich gar nicht glauben. »Die Charakteristika einer Schußwaffe wären ja nicht in DRUGFIRE, wenn diese Waffe nicht in ein Labor gebracht worden wäre. Von der Polizei, aus irgendeinem Grund.«
    »So läuft das«, stimmte Frost zu, während er die Detailfenster auszudrucken begann. »Diese Sig 45, die im Computer ist, stellt sich als genau die heraus, aus der die Patrone abgefeuert ist, die bei Danny Websters Leiche gefunden wurde. Soviel wissen wir in diesem Augenblick. Ich muß jetzt nur noch die Patronenhülse aufrufen, die zum Test abgefeuert wurde, als wir die Waffe erhalten haben.« Er stand auf.
    Ich rührte mich nicht, sondern starrte weiter auf die DRUGFIRE-Liste mit ihren Symbolen und Abkürzungen, die uns alles über diese Waffe berichteten. Sie hinterließen Rückschlag- und Zugspuren - quasi ihre Fingerabdrücke - auf den Patronenhülsen jedes Geschosses, das man damit abfeuerte. Ich dachte an Ted Eddings' steifen Körper im kalten Wasser des Elizabeth River. Ich dachte an Danny, tot neben einem Tunnel, der nirgendwohin mehr führte.
    »Dann ist diese Waffe irgendwie wieder in den Verkehr gelangt«, sagte ich.
    Frost schürzte die Lippen, während er Aktenschubladen aufmachte. »Es scheint so. Aber ich kenne wirklich nicht die Einzelheiten, warum sie anfänglich ins System eingegeben worden ist.«
    Er suchte noch herum, als er hinzufügte: »Ich glaube, das Polizeirevier, das uns die Waffe damals herbrachte, war Henrico County. Schauen wir mal, wo ist CVA5471? Uns geht hier allen Ernstes der Platz aus.«
    »Sie wurde letzten Herbst gebracht.« Ich bemerkte das Datum auf dem Monitor. »Am 29. September.«
    »Richtig. Das müßte das Datum sein, an dem das Formular ausgestellt wurde.«
    »Wissen Sie, warum die Polizei die Waffe brachte?«
    »Da müßten Sie anrufen«, sagte Frost. »Setzen wir Marino darauf an.«
    »Gute Idee.«
    Ich wählte Marinos Piepser an, während Frost eine Aktenmappe herauszog. Darin waren die übliche n durchsichtigen Plastikhüllen, die wir dazu verwendeten, um die Tausende von Patronenhülsen und Kugeln zu lagern, die jedes Jahr in Virginias Labore wanderten. »Also los«, sagte er.
    »Haben Sie eine Sig P220 hier?« Ich erhob mich nun auch. »Eine. Sie sollte im Regal bei den anderen Fünfundvierziger-Automatikwaffen sein.«
    Während er seine Schußtest-Patronenhülse auf den Objektträger des Mikroskops montierte, ging ich in einen Raum, der entweder ein Alptraum oder ein Spielzeugladen war, je nach Betrachter. An den Wänden waren Hängeborde, übersät mit Pistolen und Revolvern. Der Gedanke, wie viele Tote die Waffen in diesem vollgestopften Raum repräsentierten und wie viele davon meine Fälle gewesen waren, deprimierte mich. Die Sig Sauer P220 war schwarz und sah der Neunmillimeter der Polizei von Richmond so ähnlich, daß ich sie auf den ersten Blick nicht hätte unterscheiden können. Freilich erschien bei näherem Hinsehen die.45er etwas größer, und ich vermutete, daß auch ihre Mündungsmarkierung anders war. »Wo ist das Stempelkissen?« fragte ich Frost, während er sich über das Mikroskop beugte und beide Patronenhülsen nebeneinander legte, um sie direkt vergleichen zu können. »In der obersten Schreibtischschublade«, sagte er, als das Telefon klingelte. »Etwas weiter hinten.«
    Ich holte die kleine Dose mit Fingerabdrucktinte heraus und entfaltete ein schneeweißes, sauberes Baumwolltuch, das ich auf ein dünnes, weiches Plastikkissen legte. Frost nahm den Hörer ab.
    »He, Kollege. Wir haben einen Treffer bei DRUGFIRE«, sagte er, und ich wußte, er sprach mit Marino. »Können Sie etwas überprüfen?«
    Er gab Marino durch, was er wußte. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte Frost zu mir: »Er überprüft es sofort bei Henrico.«
    »Gut«, sagte ich abwesend, während ich den Lauf der Pistole in die Tinte tauchte und dann auf das Tuch drückte. »Die sind eindeutig distinktiv«,

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