Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Dezember«, berichtete er, »machte Henrico eine Verkehrskontrolle auf dem Mechanicsville Turnpike. Als der Henrico-Officer auf den Wagen zuging, sprang der Fahrer raus und rannte weg, und der Beamte hat die Verfolgung zu Fuß aufgenommen. Es war Nacht.« Er nahm sich eine Zigarette. »Die Verfolgungsjagd ging über die County-Grenze in die Stadt und endete schließlich in Whitcomb Court.« Er ließ sein Feuerzeug aufflammen. »Niemand ist sich wirklich sicher, was geschehen ist, aber irgendwann während der ganzen Jagd hat der Beamte seine Waffe verloren.«
    Es dauerte eine Weile, bis mir wieder einfiel, daß vor einigen Jahren die Polizei von Henrico County von Neunmillimeter auf die Sig Sauer P220-Pistolen vom Kaliber.45 umgestiegen war.
    »Und das ist die fragliche Pistole?« fragte ich unbehaglich. »Ja.« Er zog den Rauch ein. »Weißt du, in Henrico haben sie diese Politik, daß jede Sig in DRUGFIRE eingegeben wird, für den Fall, daß genau so etwas passiert.«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Richtig. Auch Cops verlieren ihre Waffen oder lassen sie sich klauen, wie andere Leute auch. So läßt sich, wenn eine verschwunden ist, die Spur verfolgen, falls sie beim Begehen einer Straftat benutzt werden.«
    »Dann ist die Waffe, die Danny tötete, diejenige, die dieser Beamte aus Henrico verloren hat«, wollte ich mich vergewissern. »Es sieht so aus.«
    »Sie ist vor etwa einem Monat im Dienst verlorengegangen«, fuhr ich fort. »Und nun ist sie zu einem Mord verwendet worden. Sie wurde gegen Danny verwendet.« Marino wandte sich mir zu und schnippte Asche von seiner Zigarette. »Zumindest bist nicht du in dem Auto vor dem Hill Caf é gewesen.«
    Darauf konnte ich nichts erwidern.
    »Dieses Stadtgebiet ist eigentlich nicht weit von Whitcomb Court und anderen üblen Vierteln entfernt«, meinte er. »Deshalb könnte es sich letztlich doch um einen Autoüberfall handeln.«
    »Nein.« Ich wollte das immer noch nicht akzeptieren. »Mein Auto ist nicht gestohlen worden.«
    »Es könnte etwas dazwischengekommen sein, so daß der Bastard seine Meinung geändert hat«, sagte er. Ich sagte nichts.
    »Es hätte alles mögliche sein können. Ein Nachbar schaltet das Licht an. Eine Sirene ertönt irgendwo. Eine Alarmanlage geht zufällig an. Vielleicht ist er entdeckt worden, nachdem er Danny erschossen hat, und hat alles stehen und liegen lassen.«
    »Er hätte ihn nicht erschießen müssen.« Ich sah auf die Straße, auf den langsam dahinrollenden Verkehr. »Er hätte meinen Mercedes vor dem Café stehlen können. Warum mit Danny wegfahren und ihn den Hügel hinunter in den Wald führen?« Meine Stimme wurde härter. »Warum all das für ein Auto, das er schließlich doch nicht mitgenommen hat?«
    »Möglich ist alles«, sagte er wieder. »Ich weiß es nicht.«
    »Was ist mit dem Abschleppdienst in Virginia Beach?« sagte ich. »Hat jemand bei denen nachgefragt?«
    »Danny hat dein Auto gegen halb vier abgeholt, genau um die Zeit, zu der es fertig sein sollte.«
    »Was heißt das, es sollte um halb vier fertig sein?«
    »Das haben sie dir doch gesagt, als du dort angerufen hast.« Ich schaute ihn an. »Ich hab nie dort angerufen.« Er schnippte Asche weg. »Das behaupten sie aber.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Danny hat angerufen. Das war sein Job. Er hat mit ihnen und meinem Auftragsdienst verhandelt.«
    »Also hat sich jemand als Dr. Scarpetta ausgegeben und dort angerufen. Vielleicht Lucy?«
    »Sie würde bestimmt sich nicht für mich ausgeben. War der Anrufer eine Frau?«
    Er zögerte. »Gute Frage. Aber du solltest Lucy schon fragen, nur um sicherzugehen, daß sie nicht angerufen hat.« Feuerwehrleute kamen wieder aus dem Gebäude, und ich wußte, daß wir bald in unsere Büros zurückkehren durften. Wir würden den Rest des Tages damit verbringen, alles zu überprüfen, zu spekulieren und zu klagen, während wir hofften, daß keine neuen Fälle eingeliefert wurden.
    »Die Munition macht mir wirklich zu schaffen«, sagte Marino dann.
    »Frost sollte bald in seinem Labor zurück sein«, sagte ich, aber Marino schien es nicht zu interessieren.
    »Ich rufe ihn an. Bei dem ganzen Durcheinander gehe ich da nicht rauf.«
    Ich spürte genau, daß er mich nicht verlassen wollte und daß er im Kopf mit mehr als nur diesem Fall beschäftigt war. »Irgendwas macht dir Sorgen«, sagte ich. »Ja, ja, Doc.
    Irgendwas macht mir immer Sorgen.«
    »Und was ist es diesmal?«
    Er zog wieder seine Schachtel Marlboro heraus, und

Weitere Kostenlose Bücher